Faszination Falknerei: Auf Schloss Halbturn trafen sich Jäger aus vielen Ländern, um sich über ihre Leidenschaft, die Jagd mit dem Greifvogel auszutauschen und auch gemeinsam ins Revier zu gehen. Zu sehen waren Adler, Habichte, Falken und sogar ein Uhu.
Bereits vor vielen Jahrhunderten jagten Menschen mit Greifvögeln. Ihre Zähmung und Abrichtung ist eine alte Kunst, die schon lange vor unserer Zeitrechnung ihren Anfang nahm.
Seit 2010 Weltkulturerbe
Dass diese besondere Form der Jagd – wo Tier gegen Tier ins Rennen geschickt wird – schützenswert ist, beschloss übrigens auch die UNESCO und nahm am 16. November 2010 die Tradition der Falknerei offiziell in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit auf.
In den frühen 80er Jahren kam die Falknerei auch ins Burgenland – zuerst in Güssing und Mattersburg betrieben, gibt es mittlerweile im ganzen Land Menschen, die mit Falken, Habichten oder sogar Adlern auf die Jagd gehen. Einer von ihnen ist der Präsident des Burgenländischen Falknereiverbandes, Raimund Lindner aus Nickelsdorf. „Wir sind ein kleiner Verband von nur 16 Falknern“, weiß er. Er selbst jagt mit Wanderfalken. Seinen ersten Greifvogel hatte er in ganz jungen Jahren, die Liebe zu ihnen hat ihn nie losgelassen.
Aber was jagt man mit Falken und was ist so faszinierend?
„Wanderfalken jagen alles was fliegt“, erklärt Lindner. „Sie sind Luftjäger.“ Sprich: Der Jagdhund stöbert Fasan, Ente oder Rebhuhn auf und steht vor – das heißt, er bleibt stehen und zeigt seinem Herrn an, dass da jagdbares Wild ist. Dann lässt der Falkner den Greifvogel steigen. „Erst, wenn der Falke an die 200, 300 Meter über mir ist, darf der Hund das Wild hoch machen. Dann beginnt die eigentliche Jagd.“
Das faszinierende daran? „Dass sowohl Greifvogel als auch Wild die gleichen Chancen haben. Ich bin bei der Jagd großteils Statist. Es ist zwar ein Zusammenspiel zwischen Hund, Greifer und Mensch. Aber ich bin in diesem Fall das schwächste Glied in diesem Team.“ Hat der Falke das Wild erlegt, bekommt er ein Stück seiner Beute. Der Rest wird gegen sein Futter ausgetauscht. „Mir schmeckt ein bleifreier Fasan auch ganz gut“, schmunzelt Lindner.
Diese Art der Jagd nennt man Anwarter-Falknerei.
Medusa startet von der Faust ihres Herrn
Auch Martin Hafner aus Gols ist Falkner. Er geht mit seiner Habichtsdame „Medusa“ auf die Jagd. Er lässt sie, wenn jagdbares Wild, wie zum Beispiel ein Hase sichtbar wird, von der Faust starten. „Allerdings darf der Hase nicht zu weit weg sein, sonst wird das nichts“, erklärt er. Einer seiner Faszinationen liegt darin, den Flug des Tieres zu sehen.
Wir jagen nicht der Beute, sondern des Fluges wegen.
Martin Hafner
„Wir jagen nicht der Beute, sondern des Fluges wegen“, erklärt er. Man ginge auch oft genug ohne erlegtes Wild nach Hause. Denn: Ist der Wind zu stark oder der Hase zu schnell, hat auch ein Habicht keine Chance. „Trotzdem alleine die Bewegungen und die Eleganz von Medusa zu beobachten ist eine reine Freude“, so Hafner. Auch die Bewegung in der freien Natur mag er und die Spannung, wer denn nun als Sieger aus dem Duell hervorgeht – Habicht oder Wild – fasziniert ihn an dieser Art der Jagd.
Internationales Treffen auf Schloss Halbturn
Weltweit geht es etlichen Leuten wie ihm. Ein Teil davon, nämlich Falkner aus Österreich, Deutschland, Tschechien, Polen, Ungarn, der Schweiz, Frankreich und Kroatien trafen sich kürzlich samt ihrer Greifvögel auf Schloss Halbturn. Gemeinsame Jagden standen da genauso auf dem Programm, wie sich mit anderen Greifvogel-Liebhabern auszutauschen.
Wunderschöne Adler waren genauso zu sehen wie Habichte, diverse Falken und sogar ein Uhu, der mit seinem Herrn aus der Schweiz angereist war. Die Liebe zur Falknerei verbindet. Und sie ist wohl die fairste Jagd, die es gibt. Denn hier tritt Tier gegen Tier an. Der Mensch ist in diesem Fall wirklich fast nur Statist.
Monika Hiebeler ist die Präsidentin der Österreichischen Falkner. Sie fliegt einen Steinadler. Und auch sie hebt die Fairness bei dieser Art der Jagd hervor.
„Sehr oft fängt der Adler nichts, was genauso in Ordnung ist. Schlägt der Adler einen Hasen, bekommt er selbstverständlich einen Teil der Beute. Der Rest ist für mich für die Küche. Wir gehen nicht aus Mordlust auf die Jagd. Unser erlegtes Wild wird von uns auch gegessen“, erklärt die Falknerin.
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