Lucas Braathen hat am Freitag völlig überraschend seine Karriere für beendet erklärt. Hatte er am Vortag im APA-Interview noch gern Auskunft über Saisonziele gegeben, so meinte er am Freitag auf einer Pressekonferenz in Sölden: „Ich bin fertig. Ich habe immer meine Träume verfolgt und das, was mich glücklich macht. Aber in den letzten Monaten war ich nicht mehr glücklich.“ Zuletzt stritt er sich mit dem norwegischen Skiverband NSF wegen Sponsoring-Richtlinien.
Der 23-jährige Norweger holte in der vergangenen Saison erstmals die Kristallkugel im Slalom. Er gewann fünf Weltcuprennen, darunter den Riesentorlauf von Sölden 2020. Er hätte die Entscheidung schon vor vier Wochen gefällt, erklärte Braathen. „Jetzt bin ich das erste Mal seit sechs Monaten glücklich und ich fühle mich das erste Mal seit Jahren frei.“
Streit mit Verband
Der Zwist mit dem Verband sei ein Mitgrund für den Rücktritt, meinte Braathen. Er modelte für die Modemarke „J. Lindeberg“ und stieß damit offenbar den NSF vor den Kopf, der von „Helly Hansen“ ausgestattet wird. Vor Braathen waren auch bereits die Superstars Aksel Lund Svindal und Henrik Kristoffersen im Clinch mit der norwegischen Verbandsführung gewesen, die ihnen einen eigenen Kopfsponsor verbot.
Im Interview am Donnerstag mit der Austria Presse Agentur beim Termin des norwegischen Skiteams, wo Braathen mit seinen Teamkolleginnen und Teamkollegen auftrat, war nichts von Verdrossenheit zu spüren gewesen. Über den Streit um Vermarktungsrechte wollte der Sportler allerdings nicht sprechen, verwies auf den Termin am Freitag.
Er habe einen schönen Sommer gehabt, sei viel mit Freunden gereist und habe erstmals seit Jahren wieder seine Familie in Brasilien besucht, erzählte der Sohn eines Norwegers und einer Brasilianerin. Das Ski-Camp in Neuseeland sei sehr gut gewesen, danach habe er wegen der warmen Temperaturen nur noch ein paar Schneetage auf einem Gletscher bekommen.
Seine Saisonplanung sah weiterhin Einsätze im Slalom und Riesentorlauf vor. „Mein Traum ist es, mehr Super-G zu fahren. Aber mit dem FIS-Kalender ist es nicht möglich. Im vergangenen Jahr habe ich mein Debüt in Beaver Creek gegeben, das geht heuer nicht wegen des Slaloms in Gurgl.“ In den USA war er auf Anhieb Siebenter geworden.
Sein Plan sei, jede Saison ein noch besserer Skifahrer zu werden. Er treffe sich aber auch sehr viel mit Menschen, die kein Interesse am Skisport und eine andere Perspektive haben. „Dieser Kontrast ist für mich sehr wichtig.“ Sölden betreffend meinte er: „Das ist ein schwieriger Hang, eine gute Piste für einen Skifahrer mit guter Technik. Mein Fokus ist, jeden Tag an der Technik zu arbeiten. Ich liebe diese Strecke, na ja, nicht lieben, sie ist sehr schwer, aber ich weiß, ich kann schnell Skifahren.“
Wie zu vernehmen ist, kam auch für seine Skifirma Atomic die Verkündigung bei trübem Sölden-Wetter aus ziemlich heiterem Himmel. Wie endgültig die Entscheidung des jungen Mannes mit stets bunt bemalten Fingernägeln ist („Ich muss immer schauen, dass ich ein Nagelstudio finde“), bleibt abzuwarten.
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