Wie ist es, Menschen auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten? Die „Krone“ hat mit einer erfahrenen Palliativpflegerin über die Herausforderungen, aber auch schönen Seiten des Berufs gesprochen.
„Krone“: Wie lange sind Sie schon in der Palliativpflege tätig?
Anja Neumann: Seit 2008 bin ich in der Palliativpflege, Anfang 2023 habe ich die Leitung im mobilen Palliativteam des Hilfswerks übernommen.
Wie viele Leute sind in ihrem Team, sind das eher ältere oder jüngere Mitarbeiter? Meinen Sie, es braucht ein gewisses Alter, um diesen Beruf auszuüben?
Mein Team besteht aus diplomiertem Gesunden- und Krankenpflegepersonal, Ärzten und Ärztinnen und Sozialarbeit im Alter zwischen 26 und 57 Jahren. Das Alter spielt meiner Meinung nach keine Rolle, wichtiger ist die Haltung, den Menschen als Ganzes zu sehen und positiv den letzten Lebensweg zu gestalten. Für mich sind Empathie, Einfühlungsvermögen, Beobachtungsgabe, Feinfühligkeit und Humor eine Grundvoraussetzung.
Wie lange begleiten Sie Ihre Klienten im Durchschnitt?
Die Begleitung kann Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate und auch Jahre dauern. Der Durchschnitt beträgt drei bis fünf Monate.
Was ist der Unterschied bei der Palliativpflege im Vergleich zur „normalen“ Pflege?
In der normalen Pflege geht es um die Unterstützung bei den ATLS (z.B. Körperpflege, Mobilisation ...). In der Palliativpflege steht nicht die Grundpflege im Vordergrund - dieses wird von der Hauskrankenpflege in Zusammenarbeit mit uns übernommen. Im Fokus der palliativen Pflege steht Symptombehandlung, die Einschulung, Begleitung und Unterstützung der betreuenden Personen. Um diese Sicherheit zu geben, ist das Team rund um die Uhr erreichbar und auch jederzeit bereit, persönlich einen Hausbesuch durchzuführen.
Welche Fälle gehen einem besonders nahe? Nimmt man den Beruf oft ins Privatleben mit?
Palliativbetreuung spiegelt sich im Privatleben wider. Man nimmt die schönen Begebenheiten und das Bewusstsein, wie wertvoll die unbezahlbaren Dinge in das persönliche Leben mit. Das ist das Geschenk von jedem Patienten an das Team.
Welche Motivation haben Sie für Ihren Beruf? Was hat er Sie gelehrt?
Meine Motivation war der Wunsch, Patienten diesen letzten Lebensabschnitt so wertvoll und lebenswert wie möglich zu gestalten. Gelehrt hat mich der Beruf, dass jedes Leben ein Ende hat. Aber auch mit einer schweren Erkrankung kann dieser Lebensabschnitt durch Humor, unvergessliche Momente und erfüllten Wünschen noch mit viel Qualität verbunden sein.
Wie reagiert Ihr Umfeld, wenn Sie von Ihrem Beruf erzählen?
Als kommunikativer Mensch gehe ich sehr offen mit diesem Thema um. Gegenüber meinem Umfeld spiegle ich das Besondere und Schöne meiner Arbeit wider.
Gab es Situationen, die Sie sehr belastet haben und was machen Sie am liebsten, um sich abzulenken?
Natürlich geht die Arbeit in diesem Bereich mit belastenden Situationen einher. Privat finde ich den Ausgleich in der Natur, meiner Familie und meiner Hündin Layla.
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