Der Amerikaner Bill Fontana legt dem Dachstein ein Mikrofon „ans eisige Herz“ für eine Klangskulptur, die das Salzkammergut mit Paris verbindet und Bad Goisern erfindet sich musikalisch neu. Das Projekt wird im Superkulturjahr 2024 stattfinden, die Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 und die Kultur EXPO Anton Bruckner arbeiten dabei zusammen. Für die Vorbereitungen ging Fontana in den letzten Sommerwochen am Dachstein „wandern“, wie er sagt.
„Als ich am Dachstein unterwegs gewesen bin, wurde mir klar, dass das Eis rapide schmilzt. Darum will ich dem Gletscher eine Stimme geben“, sagt Bill Fontana im „Krone“- Talk. Der amerikanische Künstler hielt heuer im Sommer kleine Mikrofone in Gletscherspalten und in Bäche, die über und unter dem Eis zu Tal rasen. Er nahm den Sound auf.
Die Glocken der alten „Dame“
Die „Hilferufe“ des im Klimawandel sterbenden Gletschers will Fontana mit den Klängen der Glocken von Notre Dame in einer Soundinstallation verbinden. Diese sind seit dem Brand des Pariser Wahrzeichens im Jahr 2019 zwar stumm, „aber sie geben den Hall der Stadt wieder.“
Ungewöhnliches Klangschauspiel
Fontana nennt sein Projekt „Silent Echoes“ und es wird im Herbst 2024 das Tropfen des Eises und den leisen Hall der stummen Glocken in Echtzeit zu einem Duett verschmelzen lassen. Der Schauplatz ist der Parsifaldom der Rieseneishöhle (Obertraun). Mit der Installation entsteht ein starkes Symbol: Die bedrohte Natur verknüpft sich akustisch mit der Zerbrechlichkeit der Kultur.
Am Glasflügel in der Eishöhle
Die Vorbereitungen für dieses Mega-Projekt laufen auf Hochtouren, es arbeiten mehrere Partner zusammen: Die Kulturhauptstadt, die Kultur Expo OÖ Anton Bruckner, die Ars Electronica und die Dachstein Seilbahnen. „Und es ist ein Teil der ’Goiserer Musiktage’“, freut sich Peter Brugger, Pianist und Mit-Organisator. „Wir legen 2024 erstmals den Schwerpunkt auf zeitgenössische Musik und Ökologie.“ Neben der Klangskulptur wird es auch Eishöhlen-Konzerte geben.
Man erhofft sich große Resonanz: „Bruckner hat einst auf der Orgel in Notre Dame gespielt“, vertieft Norbert Trawöger, Intendant der Kultur EXPO, den Bezug zu Oberösterreich. „Anfang Dezember 2024 sperrt Notre Dame wieder auf“, sagt Wolfgang Schlag, Vertreter der Kulturhauptstadt 2024. Und: „Mich interessiert brennend, was Anton Bruckner zu unserem Projekt gesagt hätte“, schmunzelt Fontana.
Peter Brugger, Organisator der „Goiserer Musiktage“, schwärmt über die Kulturhauptstadt, die vieles möglich macht.
Brugger ist Pianist, Landesmusikschuldirektor in Bad Goisern und er hat vor 31 Jahren die Meisterkurse für Musiker aus aller Welt ins Leben gerufen. Im Kulturhauptstadtjahr 2024 werden erstmals die „Goiserer Musiktage“ den Schwerpunkt auf zeitgenössische Musik legen, wie Brugger im „Krone“-Talk berichtet.
„Krone“: Was begeistert Sie an der Kulturhauptstadt 2024?
Peter Brugger: Sie führt uns im Salzkammergut weg von der touristischen Behübschung. Im 19. Jahrhundert waren Schönberg, Weber, Klimt bei uns. Im Jahr 2024 wollen wir nun den Anstoß für eine neue Avantgarde geben, die „Goiserer Musiktage“ sollen ein Treffpunkt für zeitgenössische Künstler sein.
Was sind die Themen?
Wir konzentrieren uns auf Ökologie, Nachhaltigkeit und Musik. Es geht dabei auch um Fragen rund ums Reisen von Musikern, rund um Management im Musikbereich. Und: Wie finden die Themen in neuen Kompositionen ihren Niederschlag? Wir vergeben einen Kompositionsauftrag - unsere Verbindung ins Brucknerjahr.
Das Werk wird am Glasflügel in der Eishöhle uraufgeführt. Sie haben auch schon in der Eishöhle Klavier gespielt.
Ja, ich kenne diesen einzigartigen Naturraum gut, die Akustik bei diesen Konzerten ist genial! Aber auch hier merkt man, dass der Gletscher schmilzt. Die Soundinstallation von Bill Fontana ist also auch ein Hilferuf der Eishöhlen.
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