Öffentliche Uhren müssen heute nicht mehr umgestellt werden. So auch in Laa an der Thaya - nur war das nicht immer so: Als die Steuerung noch nicht ausgereift war, galt es für den „legendären“ Uhrmachermeister Wolfgang Toriser, „Wache“ zu halten. Das hatte seinen Grund, wie er der „Krone“ bei einem Turmaufstieg erzählte.
Pünktlich zur Jahrhundertwende 1900 war es fertig: Das Prachtstück des Turmes des Rathauses von Laa an der Thaya. Der inklusive Spitze 46 Meter hohe Bau war Kaiser Franz Joseph anlässlich seines 50-jährigen Regierungsjubiläums freilich ein besonderes Anliegen. Dementsprechend dimensioniert wurde auch die Turmuhr: Die Zeiger haben zwei Meter Gesamtlänge.
„Zugpendel“ mit 50 Kilogramm und zehn Metern
Da brauchte es schon einiges an Kraft, um das Werk in Schuss zu halten: „Hier hingen Zuggewichte von knapp 50 Kilogramm mehr als zehn Meter bis ganz hinunter“, zeigt Wolfgang Toriser an die Stelle, die aus Sicherheitsgründen mittlerweile verschlossen worden ist. „Zu Beginn mussten diese noch händisch aufgezogen werden. Zwar mithilfe eines Flaschenzugs, aber das jeden Tag“, weiß der schon zu Lebzeiten legendäre Uhrmachermeister – bekannt unter seinem Spitznamen „Tick-Tack“. Stolz zeigt er auf das bereits etwas verstaubte alte Uhrwerk, das immer noch an der originalen Stelle platziert ist.
Eigentlich erfolgte die Umstellung auf Automatikbetrieb schon in den 1966er-Jahren: Warum der Uhrmachermeister bei jeder Zeitumstellung trotzdem immer „Wache halten“ musste, liegt am Kupferdach, das den Turmuhrbereich umgibt: „Dieses hat das Funksignal im entscheidenden Moment zu Mitternacht meist abgeschirmt“, so der 64-Jährige. „Dann musste ich entweder eine Stunde nach vorne drehen, oder auch eine Stunde warten.“ Uhrwächter zu sein, war ihm eine Ehre: „Mein Job war für mich wie für andere ein Hobby.“
Bei Reparaturen Hand anzulegen, war sogar einfacher als etwa bei Armbanduhren: Man brauchte nicht einmal eine eigene Ausbildung, so der Wächter der Zeit: „Es ist das gleiche Prinzip wie bei den kleinen Uhrwerken, eben nur größer – und damit auch leichter zu handhaben. . .“
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