Wer am Freitag in der Wiener Innenstadt unterwegs war, hat vielleicht einen leeren Schabbat-Tisch bemerkt. Dabei handelt es sich um eine Installation, die auf die in den Gazastreifen entführten Geiseln aufmerksam machen will. Hinter der Aktion steht die Initiative „Hostages and Missing Families Forum - Bring them home now“ (auf Deutsch: Forum Geiseln und vermisste Familien - Bringt sie jetzt nach Hause).
Zwischen 13 und 18 Uhr am Freitag war in der Wiener Innenstadt ein Tisch mit 229 Sesseln aufgestellt. Jeder Sessel sollte mit einer Vermisstenanzeige an einen Menschen erinnern, der von der Hamas aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurde. Für jede Person waren ein Teller, eine Gabel und ein Messer aufgedeckt. An einem Ende des Tisches befanden sich Gebäck und eine Flasche Alkohol. Die Jüdischen österreichischen Hochschülerinnen und Hochschüler posteten Fotos von der Installation auf der Plattform X (früher Twitter).
Hier sehen Sie das Posting der Jüdischen österreichischen Hochschülerinnen und Hochschüler.
Die Installation ist Teil der israelischen Initiative „Hostages and Missing Families Forum - Bring them home now“, mitorganisiert hat sie die jüdische Gemeinde Wiens. Die israelische Initiative wurde 24 Stunden nach dem Überfall der Hamas ins Leben gerufen. Jüdische Gemeinden organisieren seither auf der ganzen Welt Aktionen, zuletzt in London, Rom und Paris. Auf diese Weise soll auf die unerträgliche, schwierige Situation der entführten Familienmitglieder aufmerksam gemacht werden.
„Großes Leid der Familien und Freunde“
„Die leeren Sessel an den Schabbat-Tischen stehen dabei für das große Leid ihrer Familien, Freundinnen und Freunde. Zu Schabbat findet sich jede Woche die gesamte Familie zusammen, um miteinander zu essen und den Ruhetag zu beginnen. Wir hoffen von ganzem Herzen, dass der gemeinsame Schabbat für die vielen zerrissenen Familien bald wieder möglich ist“, sagte Immanuel Turkof, Organisator der Initiative in Österreich, in einer Aussendung.
Einen friedlichen Schabbat gebe es nicht mehr, solange ihn die 229 Geiseln nicht begehen könnten, ergänzte Schriftsteller und Historiker Doron Rabinovici.
Hier sehen Sie ein kritisches Posting zu der Aktion in Wien.
Gemischte Reaktionen
Auf der Plattform X fielen die Reaktionen gemischt aus. Während die einen Hoffnung betonen und sich für die Initiative bedanken, meinen andere, dass die Aktion keine Solidarität erkennen lasse. So hätte etwa auch an alle verstorbenen Palästinenserinnen und Palästinenser gedacht werden können, merkte ein Nutzer an.
Am Freitagabend wurde bekannt, dass Israels Armee seine erwartete Bodenoffensive im Gazastreifen begonnen hat. Das teilte der jordanische Außenminister Aiman Safadi mit. Die herrschende Hamas soll wiederum das größte Krankenhaus in dem Küstengebiet als Kommando- und Kontrollzentrum missbrauchen. Um Geiseln freizulassen, sei Waffenruhe Voraussetzung, sagte ein Vertreter der Terrororganisation.
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