Nächtliche Angriffe

„Bisher nie gesehene Feuerkraft“ bei Gaza-Vorstoß

Ausland
28.10.2023 15:06

Nach der Ankündigung Israels, Bodeneinsätze im Gazastreifen auszuweiten, folgten in der Nacht auf Samstag verstärkte Angriffe. Laut Brigadegeneral Gilad Keinan waren „rund hundert Kampfflugzeuge“ im Einsatz - heftige Explosionen erschütterten das Gebiet, Handynetz und Internet fielen aus. Gaza ist mittlerweile komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Das israelische Militär erklärte, „bisher nie gesehene Feuerkraft“ einzusetzen.

Die israelische Armee kann eigenen Angaben zufolge einige Erfolge nach der nächtlichen Offensive vorweisen. 150 unterirdische Ziele seien angegriffen worden, es handle sich um „von Terroristen genutzte Tunnel, unterirdische Kampfräume und weitere unterirdische Infrastruktur“, so das Militär. Auf der Plattform X (vormals Twitter) erklärte die Armee, sie würde „im Gazastreifen bisher nie gesehene Feuerkraft“ einsetzen. „Das Ziel ist klar: alles zu zerstören, was mit Hamas zu tun hat“, wurde ein General in dem Posting zitiert.

Rund 100 Kampfflugzeuge bombardierten den Gazastreifen in der Nacht auf Samstag - es könnte sich um den bisher schwersten Gegenangriff Israels nach der Hamas-Attacke vom 7. Oktober handeln. (Bild: kameraone)
Rund 100 Kampfflugzeuge bombardierten den Gazastreifen in der Nacht auf Samstag - es könnte sich um den bisher schwersten Gegenangriff Israels nach der Hamas-Attacke vom 7. Oktober handeln.

Wie israelische Medien berichten, sollen sich israelische Soldaten noch immer im Gazastreifen aufhalten. Neben den heftigen Angriffen aus der Luft habe es auch Bodeneinsätze sowie Seeangriffe gegeben. 

Zahlreiche Hamas-Terroristen getötet
Außerdem sei der Chef der Hamas-Luftoperationen, Asem Abu Rakaba,  „ausgeschaltet“ worden. „Er hat die Terroristen, die per Gleitschirm nach Israel eindrangen, geleitet. Und er war für die Drohnenangriffe auf Posten des israelischen Militärs verantwortlich“, erklärte ein Armeesprecher. Er soll auch an der Planung des Angriffs auf israelische Gemeinden nahe der Grenze zum Gazastreifen am 7. Oktober beteiligt gewesen sein. Weitere „Terroristen“ der radikalislamischen Palästinenserorganisation seien zudem getötet worden.

Kontakt zu humanitären Helfern abgebrochen
Von dem Ausfall der Kommunikationsmöglichkeiten sind auch Helfer betroffen: Mehrere Organisationen der Vereinten Nationen berichteten, dass sie den Kontakt zu Mitarbeitern verloren hätten. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, erklärte, man könne Angestellte sowie „Gesundheitseinrichtungen, Gesundheitspersonal und den Rest unserer humanitären Partner vor Ort“ nicht erreichen.

Auch der Palästinensische Rote Halbmond beklagte auf X, man habe den Kontakt zu seinen Teams verloren. Der Ausfall betreffe auch die Notrufnummer 101 - die Versorgung von Verletzten sei dadurch behindert.

Israel: Hamas nutzt Spitäler als Versteck und Treibstofflager
Das israelische Militär warf der Terrororganisation vor, sie würde Krankenhäuser im Gazastreifen als strategische Zentren für ihre Angriffe missbrauchen. Spitäler würden als „als Kommandozentralen und Verstecke“ genutzt, diese hätten auch Zugänge zu dem unterirdischen Tunnelsystem der Hamas. Zudem würde Treibstoff für Angriffe in diesen zivilen Einrichtungen gebunkert.

UNO-Resolution ohne Zustimmung Österreichs
Die UNO-Vollversammlung hat unterdessen eine Resolution zur Verbesserung der humanitären Situation und für eine sofortige Waffenruhe im Gazastreifen verabschiedet. Darin wird jegliche Gewalt gegen israelische und palästinensische Zivilisten verurteilt und die sofortige und bedingungslose Freilassung jener Menschen gefordert, die „illegal festgehalten“ werden. UNO-Resolutionen sind nicht rechtlich bindend, sondern gelten als symbolisch

Österreich gegen Resolution: „Recht auf Selbstverteidigung“
120 Länder stimmten für die Resolution, 14 dagegen, 45 enthielten sich. Österreich votierte dagegen, das Außenministerium begründete dies folgendermaßen: „Eine Resolution in der UNO-Generalversammlung, die nicht einmal in der Lage ist, die Terrororganisation Hamas beim Namen zu nennen, kann von Österreich nicht unterstützt werden.“ In der Mitteilung heißt es weiter: „Ebenso wenig können wir eine Resolution unterstützen, die Israel nicht das völkerrechtlich verbriefte Recht auf Selbstverteidigung im Angesicht des Terrors einräumt. Folglich hat Österreich in der UNO-Generalversammlung gegen diese Resolution gestimmt.“

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