Zugegeben, der neue Favoritner Jubiläumsbrunnen zur höheren Ehre des Wiener Wassers (Sie wissen schon, 33 in Beton gefangene Häkelpuppen von Künstlern mit zwei linken Handarbeitshänden) ist nicht jedermanns Sache und wäre selbst schon erstklassiges Kasperl-Material. Doch es gibt noch Besseres diese Woche.
Der neue Brunnen kühlt die Gegend, erhitzt aber die Gemüter. Da ist nur logisch, dass der investigative Instinkt in Peter Westenthaler (Sie wissen schon, Parteigänger von FPÖ über BZÖ bis Stronach, bisweilen Gast vor Gerichten und nach der Ausbildung zum Makler im zweiten Bildungsweg nun selbst ernannter „verfolgter Journalist“) erwacht - und zwar (Zitat: „Westenthaler deckt auf“) mit der Recherche , dass der Brunnen 1,8 Millionen Euro gekostet hat.
Woher hat er das nur?
Westenthaler hat bei seinem Coup allerdings einen Fehler gemacht. Er hat seine Informanten nicht gut genug geschützt: Jeder weiß, dass die Information nur aus dem Rathaus kommen konnte. Um genauer zu sein: Jeder wusste schon drei Tage vor Westenthaler, dass die Information aus dem Rathaus kam, und zwar per öffentlicher Aussendung, in der die Verwendung der 1,8 Millionen haarklein bis ins Detail aufgedröselt wurde, sogar inklusive dem Vermerk, dass es sich um den Netto-Betrag handle.
Dieses Detail hat sich Westenthaler wohl für einen zweiten Sensationscoup in der Hinterhand behalten. Aber auch ohne weitere journalistische Meisterleistungen ist jedenfalls ein Kasperl, wer „Enthüllungsjournalismus“ betreibt, wo nichts verhüllt war und geheim gehaltene Skandale unterstellt, wenn Dinge - selten genug - transparent sind. Das wird Westenthaler aber wahrscheinlich nicht von weiteren Enthüllungen abhalten. Die Geschichte „Kirchlicher Geheimpakt aufgeflogen: Heiligabend fällt heuer auf den 24. Dezember!“ ist wohl nur noch eine Frage von ein paar Tagen.
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