Interview mit Vera

Nadja Bernhard: „Es war furchtbar!“

Adabei Österreich
30.10.2023 11:28

„ZIB“-Anchor Nadja Bernhard, die am Sonntag den Theaterpreis „Nestroy“ moderieren wird (21.05, ORF III) spricht mit Talk-Legende Vera Russwurm über den „Informationswahnsinn“ und die zunehmende Aggressivität.

„Krone“: Nadja, am Sonntag präsentierst du gemeinsam mit ORF-III-Moderator Peter Fässlacher den großen Theaterpreis Nestroy, den der frühere „Krone“-Journalist Werner Urbanek vor 24 Jahren gegründet hat. Seine Idee dazu: Ein über die Grenzen des Landes hinaus wertiger Preis, statt vieler kleinerer Schauspiel-Preise. Eigentlich eine zum allgemeinen Trend sehr gegenläufige Idee!
Nadja Bernhard: Das macht ihn ja noch höher. Eben weil’s auf diesem Gebiet sonst nix gibt. Die Überlegung von Werner Urbanek ist aufgegangen. Überall - speziell in der Werbung - gibt’s ja eine Flut an Awards. Aber in der Theaterwelt ist der Nestroy einzigartig. 

Hebt der Preis, der ja in verschiedensten Kategorien vergeben wird, deiner Meinung nach den Marktwert eines Schauspielers?
Das weiß ich nicht, jedenfalls freut’s jeden! Davon geh ich aus.

Das kann ich für mich - was den TV-Preis Romy betrifft - durchaus bestätigen. Du hast 2018 ebenfalls eine Romy bekommen. Freut dich das heute noch?
Unbedingt! Die steht bei mir zu Hause, und ich freu mich, wenn ich mich an diesen speziellen Abend erinnere. Insbesondere deshalb, weil es ein Publikumspreis ist.

„ZIB“-Präsentatorin Nadja Bernhard im Talk über Sondersendungen und den Nestroypreis. (Bild: ORF)
„ZIB“-Präsentatorin Nadja Bernhard im Talk über Sondersendungen und den Nestroypreis.

Apropos Publikum: Du arbeitest ja als Nachrichten-Redakteurin und „ZIB“-Anchorwoman primär mit Teleprompter und ohne Publikum. Bist du daher vor diesem Sonntag besonders nervös?
Ja, natürlich, das ist schon ein großer Unterschied. Die „ZIB 1“ ist meine Heimat und mein sicherer Hafen. Aber was mich vor allem nervös macht, ist das Publikum mit vielen prominenten Gästen, wo man ja sofort die Reaktionen spürt. Der fehlende Teleprompter ist nicht so das Problem, weil wir ja mittlerweile sehr viele Sondersendungen machen. Obwohl, einmal hat mir der Teleprompter schon einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Er hat plötzlich - mitten in der Sendung - nicht mehr funktioniert, und ich hatte weder Haftschalen noch Brille dabei. Ich konnte daher den Zettel auch nicht lesen.

Warum hat nicht einfach Tarek übernommen?
Weil es eine 17-Uhr-„ZIB“ war und ich allein im Studio. Das klingt jetzt vielleicht lustig, damals war das für mich ganz furchtbar. Eine gefühlte Ewigkeit waren diese paar Schrecksekunden, bis die Technik wieder funktioniert hat. Seither liegt meine Brille immer irgendwo in meiner Nähe, wenn ich moderiere (lacht).

Du hast soeben die vielen Sondersendungen erwähnt, die wohl der sich so schnell drehenden Kriegssituation geschuldet sind. Dort sprecht ihr meist frei?
Ja, weil meistens gar nicht so viel Zeit zur Vorbereitung bleibt. Wir machen ja viel mehr Live-Sondersendungen als noch vor wenigen Jahren, da die Nachrichtenlage so unberechenbar geworden ist - die gesamte Situation in Gaza.

Durch all das Material, das sekündlich in eure Redaktion flattert, siehst du ja viel mehr Kriegsbilder, als den Zuschauern zugemutet wird. Bist du mittlerweile abgehärtet?
Das möcht ich gar nicht sein. Ich möcht mir eine gewisse Verletzlichkeit bewahren. Aber die Nachrichtenlage ist derzeit so herausfordernd, dass ich mich immer wieder zwingen muss, bewusst abzuschalten. Wenn ich Mütter über ihren toten Kindern weinen seh, dann muss ich mich irgendwie ablenken. Sehr vieles kommt ja auch über die sozialen Medien, was mich schon sehr nachdenklich stimmt. Ich denke, wir überfordern uns alle mit dieser Informationsflut. Und ich glaube, dass die spürbar zunehmende Aggressivität allerorts damit im Zusammenhang steht. Dazu kommen jetzt auch noch sämtliche Überlegungen und Ängste mit der KI. In all diesem Informationswahnsinn tut es gut, einen Abend wie die Nestroy-Preisverleihung zu erleben. Das kann so etwas wie ein Reflexionsort sein - genauso wie jede Kuschelecke daheim -, wo wir uns darüber freuen können, in welcher Sicherheit wir dank der Gnade unseres Geburtsortes leben dürfen.

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(Bild: kmm)



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