Einmal Villach - Hermagor und zurück: Ein rollendes Gespräch mit Reinhard Wallner, ÖBB Regionalchef und Sprecher der Kärntner Linien über die Vergangenheit des öffentlichen Verkehrs und die Zukunft bei Bus und Bahn.
Exakt eine Stunde benötigt die S4 vom Villacher Hauptbahnhof bis nach Hermagor. Zweimal 60 Minuten, um auf dem Hin- und Rückweg 40 Jahre Bahngeschichte in Kärnten, die Gegenwart und die Zukunft des Öffentlichen Verkehrs zu beleuchten. In der modernen, blitzblanken Triebwagengarnitur nimmt Reinhard Wallner Platz. Er selbst hat 1985 als Fahrdienstleiter bei den ÖBB begonnen und ist heute als Regionalmanager der ÖBB für Kärnten und Osttirol zuständig. Er ist außerdem der Sprecher der Kärntner Linien, die sich aus zehn Verkehrsunternehmen zusammensetzen und ein umfassendes Öffi-Verkehrsangebot zu einem gemeinsamen Tarif anbieten.
Gerade in Kärnten hat der öffentliche Verkehr in den vergangenen Jahrzehnten massiv zugelegt. Etwa 50 Millionen Fahrgäste werden jedes Jahr gezählt und mehr als 4400 Kilometer Streckennetz bedient. Mit dem Kärnten sowie dem Klimaticket wurden weitere attraktive Angebote geschaffen, um auf Bahn- und Schiene umzusteigen. „Anfang der 80er-Jahre befand sich die Bahninfrastruktur beinahe noch auf dem Stand der Übernahme im Jahr 1923. Einzig in den 60er-Jahren gab es Investitionen“, berichtet Wallner. Dabei bildeten der Infrastrukturausbau, wie etwa der zweigleisige Ausbau der Tauernbahn wichtige Grundlagen für den heutigen öffentlichen Verkehr in Kärnten. 2011 startete dann die S-Bahn, deren Verbindungen stetig verdichtet werden. „Zwischen Klagenfurt und Villach sowie nach Spittal fahren wir heute im 30-Minuten-Takt“, informiert Wallner. Mit der Einführung des integrierten Netzfahrplans im Jahr 2025, dem Ausbau des Tauerntunnels und der Fertigstellung des Semmeringbasistunnels stehen Kärnten weitere Attraktivitätsschübe auf der Schiene bevor. „Mit der Koralmbahn haben wir die Chance, eine Mobilitätswende herbeizuführen“, so Wallner.
Doch um das Ziel zu erreichen, müsse noch mehr in den öffentlichen Verkehr investiert werden als es bisher der Fall war. Wallner: „Derzeit sind im Landesbudget etwa 40 Millionen Euro für den öffentlichen Verkehr vorgesehen. Nötig wären allerdings etwa 80 Millionen Euro.“ Dabei hat es unter Landesrat Sebastian Schuschnig kräftige Budgetaufstockungen gegeben.
Jedes Tal muss erreichbar sein
Aufholbedarf gibt’s auch im Busbereich - nicht jede Kärntner Region ist derzeit sieben Tage die Woche mit Öffis zu erreichen. „Gerade in den Morgenspitzen fahren wir mit allen zur Verfügung stehenden Fahrzeugen und Personal“, berichtet Wallner. Vor allem bei Randzeiten würde sich sogenannte Micro-ÖV eignen. Diese bedarfsgerechten Rufshuttles sind eine Möglichkeit, um ganz Kärnten erreichbar zu machen.
Verändert hat sich auch das Berufsbild. Während Anfang der 80er-Jahre noch die erste Fahrdienstleiterin in Kärnten Aufsehen erregt hat, wird der öffentliche Verkehr heute in vielen Belangen immer weiblicher. „Die Bewerber bei uns werden immer differenzierter. Der öffentliche Verkehr bietet in der heutigen Zeit sichere und abwechslungsreiche Beschäftigung“, so Wallner.
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