Brauch um den Striezel

In vielen Weinviertler Wirtshäusern „poscht‘s“

Möglichst viele Striezel würfeln: Am 31. Oktober wird im Weinviertel wieder Tradition gelebt.

(Bild: Andi Leisser, Robert Kneschke - stock.adobe.com, Krone KREATIV)

Das alte Spiel wurde schon in der Monarchie gespielt und fand mit dem Striezel einen Einsatz, der niemanden in den finanziellen Ruin stürzt: Vor allem in der Region nördlich von Wien wird alljährlich am 31. Oktober um Allerheiligenstriezel gewürfelt. Vor allem in den Wirtshäusern ist das Brauchtum nach wie vor ein beliebtes gesellschaftliches Ereignis. 

Es ist so wie mit dem Christkind und dem Weihnachtsmann: Viele frönen lieber alten, heimischen Traditionen und werden sauer, wenn die „kommerzielle“ Frage erklingt (siehe rechte Seite). Entscheidend ist – es gibt einen Anlass für Zusammenkünfte. Für die Jugend gleicht die letzte Oktobernacht einem gruseligen, zweiten Fasching. Die ältere Generation hatte am Vortag vor Allerheiligen – Tradition sei Dank – einen Grund mehr für einen oft zünftigen Wirtshausbesuch.

Auf den Tischen rollen die Würfel
Bei den Turnieren des „Striezel-Paschens“ (im Dialekt Posch’n genannt) geht es nämlich deftig zu, wenn die Würfel auf allen Tischen rollen. Vor allem im Weinviertel verbreitet, gilt: Drei Würfel pro Durchgang bei maximal zehn Spielern.

Sondervereinbarungen, wie das Zahlen einer Tischrunde bei versehentlichem Umstoßen eines Getränkes, waren durchaus üblich und zumeist auch erwünscht. Wein ist beim „Striez’l posch’n“ zentraler Bestandteil dieser geselligen, amüsanten Beschäftigung - denn neben köstlichen Striezeln nimmt nicht nur der Gewinner mit hoher Wahrscheinlichkeit einen kleinen Schwips mit nach Hause.

Veranstalter spendiert „XL-Bäckerei“ für Sieger
Schlussendlich hatten aber alle nur eines im Sinn: Möglichst viele kleine Allerheiligenstriezel zu gewinnen, um dann gegen die anderen Tischsieger im Lokal um den – vom Wirt gesponserten – Riesenstriezel zu spielen.

Die XL-Version des geflochtenen Teiges galt einst als eine Trophäe und wurde vom Besitzer am nächsten Tag, samt Verwandten und Freunden, voll Stolz mit Butter und Marmelade gemeinsam verspeist.