„Sehr hart arbeiten“

Milliardär fordert 70-Stunden-Woche für Junge

Ausland
31.10.2023 13:54

Während hierzulande die Diskussion eher in Richtung einer Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit geht, hat der Schwiegervater des britischen Premiers, der Milliardär N.R. Narayana Murthy, gänzlich andere Vorstellungen. Er ist der Meinung, dass junge Menschen noch länger arbeiten sollen.

Der 77-jährige Mitbegründer des Software-Riesen Infosys erklärte, dass dies unbedingt erforderlich sei, wenn man wolle, dass das Land zu einer globalen Wirtschaftsmacht werden soll. Es brauche dazu „wild entschlossene, extrem disziplinierte und extrem fleißige“ junge Menschen, die 70 Stunden pro Woche arbeiten sollten, zitiert etwa CNN aus einem Interview mit dem ehemaligen Infosys-Finanzchef T.V. Mohandas Pai.

Indien bereits mit enorm hoher Arbeitszeit
Tatsächlich arbeiten die Menschen in Indien bereits mehr als in den meisten anderen Ländern. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) liegt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit pro Erwerbstätigen dort bei 47,7 Stunden. Damit steht Indien auf dem siebten Platz in der Weltrangliste, nur Katar, Kongo, Lesotho, Bhutan, Gambia und die Vereinigten Arabischen Emirate weisen laut ILO einen höheren Durchschnitt auf.

„Gewohnheiten aus dem Westen übernommen“
Doch für Murthy ist das offenbar nicht genug - die Erhöhung der Arbeitszeit sei „genau das, was die Deutschen und Japaner nach dem Zweiten Weltkrieg getan haben“. Die Last der Zukunft liege dabei auf den Schultern der Jugend, die aber „die Angewohnheit, negative Gewohnheiten aus dem Westen zu übernehmen“ würde und dadurch den Fortschritt bremse. Die Arbeitsproduktivität in Indien liege auf einem der niedrigsten Werte weltweit, so der Milliardär.

Murthy kam zu seinem Vermögen, indem er Arbeitskräfte aus reicheren Ländern durch Outsourcing in sein Unternehmen auslagerte. (Bild: AFP/Manjunath KIRAN)
Murthy kam zu seinem Vermögen, indem er Arbeitskräfte aus reicheren Ländern durch Outsourcing in sein Unternehmen auslagerte.

Die Unternehmen sollten nun den jungen Menschen einbläuen, dass sie „sehr hart arbeiten“ müssten - es sein nun an der Zeit, „den Fortschritt zu konsolidieren und zu beschleunigen.“

Milliardär durch Outsourcing
Indien erlebt derzeit tatsächlich einen Wirtschaftsboom und ist eine der am schnellsten wachsenden großen Volkswirtschaften der Erde - nach Abgaben des Internationalen Währungsfonds wird die Wirtschaft des Landes in diesem Jahr voraussichtlich um 6,3 Prozent wachsen. Murthy, dessen Vermögen von Forbes auf über vier Milliarden Dollar geschätzt wird, war 1981 Mitbegründer von Infosys. Das Unternehmen entwickelte sich zu einem der größten Outsourcing-Unternehmen der Welt. Er ist auch der Schwiegervater des britischen Premierministers Rishi Sunak.

Vorschlag findet nicht viel Anklang
Bei den Menschen kommen Murthys Forderungen eher mäßig an. In den sozialen Medien musste er sich aufgrund der Sager bereits viel Kritik gefallen lassen. So wird er etwa mit Umfragen konfrontiert, in denen die Inder bereits mehrfach ihr Gefühl geäußert haben, dass sie zu den meisten überarbeiteten und unterbezahlten Menschen der Welt gehören.

Kritik kommt aber auch von Frauenrechtlerinnen - so würde der Vorschlag vor allem Druck auf Frauen erhöhen, die bereits für Haushalt und Kinderbetreuung verantwortlich sind. Sie würden dadurch aus der Arbeitswelt verdrängt werden.

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