Bevor es nächste Woche in die Gehaltsverhandlungen geht, machte die Gewerkschaft am Montag in Graz auf die Missstände in der Reinigungsbranche aufmerksam: Der Zeitdruck wäre enorm, die Entlohnung oft eine Zumutung.
Lange war sie mit Begeisterung Friseurin. Nach den Kindern erfolgte der Wechsel in den Handel zur Firma Schlecker: „Als der Betrieb Pleite ging, kam ich über eine Freundin in die Reinigungsbranche“, erzählt Klaudia Pinget aus Maria Lankowitz. Diese Arbeit mache sie nun schon seit 16 Jahren und wäre „grundsätzlich sehr zufrieden“ damit.
Unser Tipp ist: Unbedingt die Arbeitsstunden aufschreiben und bei Missständen sofort zum Betriebsrat gehen. Oft werden nämlich Überstunden einfach ignoriert.
Der steirische ÖGB-Vorsitzende Horst Schachner
Stoppuhr und Stichuhr
Denn die Tätigkeit an sich wäre nicht schmutzig, die Umstände, mit denen viele ihrer Kolleginnen und Kollegen zurecht kommen müssen, hingegen schon: „Egal ob man im Büro, Krankenhaus oder einem Industriebetrieb arbeitet - der zeitliche Druck ist enorm “, weiß die 48-Jährige, die sich als Gewerkschafterin bei vida für ihre Branche engagiert.
Bei Putzhilfen in steirischen Privathaushalten dominiert nach wie vor die Schwarzarbeit. Genaues Zahlenmaterial gibt es in Österreich aber nicht. Laut Schätzungen von Experten für Schattenwirtschaft ist davon auszugehen, dass zumindest 90 Prozent der Reinigungskräfte in Privathaushalten unangemeldet putzen. Nur ein geringer Teil nimmt beispielsweise einen Dienstleistungsscheck in Anspruch oder arbeitet legal als Selbstständiger. Oft lehnen die Reinigungskräfte selber ein offizielles Arbeitsverhältnis ab, da dann an Steuererklärungen oder etwa Einkommensgrenzen gedacht werden müsste.
Grundsätzlich ist Beschäftigung ohne Anmeldung immer Schwarzarbeit. Auch wenn die Hilfskraft nur für ein paar Stunden monatlich ins Haus kommt, ist eine Meldung verpflichtend. Und auch, wenn dies in Österreich immer noch als Kavaliersdelikt gilt, können die Strafen empfindlich ausfallen - für beide Seiten.
Nicht selten komme es vor, dass Arbeitgeber mit der Stoppuhr neben ihren Angestellten stehen, Verstöße gegen das Arbeitsrecht stünden an der Tagesordnung, Ausbeutung werde zusehends zum Geschäftsmodell, Wertschätzung gibt es kaum: „Das Problem beginnt schon damit, dass zwei Drittel der Beschäftigten Frauen sind, wovon die meisten Migrationshintergrund haben“, sagt Pinget.
62 Prozent der Bediensteten haben einen Migrationshintergrund, oft verstehen sie nicht einmal, was in ihrem Arbeitsvertrag steht
Klaudia Pinget, Fachbereichssprecherin der Gewerkschaft vida Steiermark
2000 Euro Grundlohn
„Oftmals können die Frauen nicht einmal ihren Dienstvertrag lesen, dementsprechend schwierig ist es für die Betroffenen auch, sich gegen Missstände zu wehren“, ergänzt der steirische ÖGB-Vorsitzende Horst Schachner.
Nächste Woche starten die KV-Verhandlungen, die Marschrichtung ist für den Gewerkschafter klar: „Zumindest 8,8 Prozent plus, noch besser wäre ein Grundlohn von 2000 Euro“.
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