Als Mustafa Kemal Pascha, der später den Ehrentitel Atatürk erhielt, vor exakt 100 Jahren die Republik ausrief, wollte er die Türkei modernisieren und an Europa heranführen.
Er setzte die Trennung von Staat und Islam durch, verbot den Männern den Fez und den Frauen das Kopftuch und führte den gregorianischen Kalender und das lateinische Alphabet ein. Und aus der Hagia Sophia machte er ein Museum.
EINERSEITS scheint sein Nachfolger Recep Tayyip Erdogan die Türkei ein Jahrhundert später in die entgegengesetzte Richtung zu führen. Er lässt neue Moscheen erbauen, die türkischen Frauen tragen wieder das Kopftuch. Und die Aussichten der Türkei, mit dieser Politik der Reislamisierung in die Europäische Union zu kommen, werden von Jahr zu Jahr schlechter.
ANDERERSEITS gibt es doch große Kontinuität in der türkischen Politik von Kemal Atatürk bis Erdogan.
Beide sind sie zuallererst türkische Nationalisten. Beide regieren sie mehr oder weniger autoritär. Und beide sind nicht bereit, ethnischen Minderheiten im Lande, etwa den Kurden, so etwas wie Autonomie zuzugestehen.
Und ohne Zweifel ist für beide die Türkei eine regionale Großmacht.
Mit dem Unterschied allerdings, dass Erdogan im Gegensatz zum laizistischen Atatürk die Türkei zu einer bedeutenden Führungsmacht in der islamischen Welt machen will und zu diesem Zweck so etwas wie eine Osmanen-Nostalgie pflegt.
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