Das Gesundheitssystem steht in erster Linie für medizinische Versorgung, ist dabei aber auch Klimasünder: In Österreich erzeugt die Branche etwa ein Zehntel der jährlichen CO₂-Emissionen. Gegenmaßnahmen gibt es, es müsse nun aber die Rahmenbedingungen für die Umsetzung geschaffen werden.
Nein, es gibt keine schnellen Lösungen, auch wenn es dringend nötig wäre. Aber trotzdem müssen wir handeln: Der Klimawandel lässt sich nicht mehr leugnen. Ein ernstzunehmender Mitverursacher ist ausgerechnet das Gesundheitswesen. Gleichzeitig steigt die Belastung für dadurch entstehende Krankheiten. Schlechtes Raumklima („Sick Building Syndrome“), Haut- und Schleimhautdefekte, neurologische Leiden und Allergien sind nur ein paar der Probleme, die immer mehr Arztpraxen beschäftigen. Mehr als 8000 Menschen sterben Schätzungen zufolge in Österreich vorzeitig durch Umweltverschmutzung - weltweit sind es neun Millionen!
Treibhausgas-Emissionen aus dem Spitalbereich
Das wurde bei der heurigen AstraZeneca Prime Time mit dem Titel „Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen im Fokus“ deutlich. Umweltmediziner Prof. Dr. Hans-Peter Hutter, MedUni Wien, berichtete über den „Health Footprint“: „Die CO2-Emissionen am Gesundheitssektor machen in Österreich knapp sieben Megatonnen pro Jahr aus. 32 Prozent kommen aus dem Spitalsbereich, 20 Prozent aus dem Arzneimittel/Medizinprodukte-Sektor (ambulant) und 18 Prozent aus dem niedergelassenen Bereich. Emissionen generieren sich zu einem Drittel in und um Einrichtungen, zu zwei Drittel aus Lieferketten.“ Das sind ca. ein Zehntel der gesamten österreichweiten Treibhausgas-Emissionen. Das Gesundheitswesen hat hier eine wichtige, aber auch herausfordernde Aufgabe, war man sich einig.
Wo liegen die Hauptursachen für die negative Umweltbilanz? 400-500 Millionen Einmalhandschuhe werden in Österreich pro Jahr verwendet. Nur Materialkosten: ca. 12 Millionen Euro. Narkosegase erzeugen einen jährlichen Ausstoß im Gegenwert von ca. einer Million KFZ-Fahrzeuge. Dazu kommt die Umweltbelastung aus dem Arzneimittelvertrieb.
Wir stehen an einer Weggabelung
Prof. Hutter: „Es geht jetzt um die Umsetzung und nicht mehr darum, was man eigentlich machen sollte - das wissen wir längst. Wir befinden uns an einer Weggabelung und haben als Gesundheitsverantwortliche Vorreiterrolle. Technologien, wie man die Umweltbilanz verbessern kann, ohne die Qualität der medizinischen Versorgung zu beeinträchtigen, liegen vor. Es müssen aber die Rahmenbedingungen und Zielvorgaben vorhanden sein. Hier ist die Politik gefordert, endlich aktiv zu werden."
Es geht jetzt um die Umsetzung und nicht mehr darum, was man eigentlich machen sollte - das wissen wir längst. Wir befinden uns an einer Weggabelung und haben als Gesundheitsverantwortliche Vorreiterrolle.
Prof. Dr. Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner
Bild: Heribert Corn
Als Beispiel für überbordende Bürokratie im Land nennt Hutter die Errichtung von 50 einfachen Fahrradständern vor einem heimischen Krankenhaus. Von der Einreichung bis zum Aufstellen dauerte es ein ganzes Jahr, 20 Abteilungen waren damit beschäftigt. Es bedarf also eines klaren Bekenntnisses zu Nachhaltigkeit und dementsprechenden Fachleuten, die das verwirklichen - man kann es nicht auf das bestehende Personal umwälzen.
Letztendlich geht es auch um Mitarbeitermotivation und Verbesserung der Arbeitsbedingungen. „Es gibt einige Dinge, die sich relativ schnell umsetzen lassen, z.B. die Raumtechnik verbessern und Ventilation modernisieren“, so der Experte. Bis zu 40 Prozent Einsparungspotenzial hat man z.B. bei der Beleuchtung mit Bewegungssensoren, die Licht automatisch an- und ausschalten, Umrüstung auf LED-Lampen, Nutzung von Tageslicht in den Gängen.
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