Pensionistin geschockt

Schuldlos im Fahndungsvisier: „Bin keine Diebin!“

Kärnten
31.10.2023 17:25

Schock, Scham, Wut - für Pensionistin Slavica K. brach eine Welt zusammen, als sie Sonntag als Kriminelle aus den Medien „lachte“. Die Villacherin wurde irrtümlich von der Polizei zur Fahndung ausgeschrieben. Die „Krone“ traf sich mit der zermürbten 70-Jährigen.

„Mama, hast du was angestellt? Hast du eine Tasche gestohlen?“ - Slavica hatte keine Ahnung, wovon ihre Tochter sprach, als sie am Sonntagnachmittag im Schlafzimmer von ihrem Kind zur Rede gestellt wurde. „Dann hat sie mir am Handy ein Foto gezeigt, auf dem ich zu sehen war“, so die 70-Jährige im Gespräch mit der „Krone“.

„Ich war geschockt! Das war wirklich ich - aber ich bin sicher keine Verbrecherin!“. Zur Vorgeschichte: Vor drei Tagen veröffentlichte die Polizei einen Fahndungsaufruf. Im Juli war einer Frau in einem Supermarkt in Villach die Handtasche gestohlen worden. Mit der ebenfalls erbeuteten Kreditkarte des Opfers wurde schließlich geshoppt - und in einer Bank Bargeld behoben.

Slavica K. im Gespräch mit „Krone“-Redakteur Klaus Loibnegger. (Bild: Klaus Loibnegger)
Slavica K. im Gespräch mit „Krone“-Redakteur Klaus Loibnegger.

Überwachungsbilder aus dem Geldinstitut sollten die vermeintliche Täterin zeigen. Auf den Bildern zu sehen: Slavica K. - die wie so oft an einem Samstagvormittag in ihre Hausbank spaziert und sich am Bankomat bedient. Mit ihrer Karte, völlig legal. „Ich verstehe nicht, wieso die Polizei denkt, dass ich zuvor eine Handtasche gestohlen haben soll.“

Bank übermittelte falsche Überwachungsaufnahmen
Wie die Polizei mittlerweile eingesteht, sei der Fahndung ein „Irrtum“ zu Grunde gelegen. Das betroffene Geldinstitut habe den Ermittlern ein falsches Überwachungsbild übermittelt. Die schuldlose Pensionistin kann nicht verstehen, wie so etwas passieren kann. „Wie uns gesagt worden ist, war die illegale Behebung um 11.36 Uhr. Meine Mutter hat ihre Karte aber um 11.48 Uhr benutzt“, so Tochter Dejana.

Und noch eine Tatsache leuchtet der 70-Jährigen und deren Kindern ganz und gar nicht ein: „Der wirkliche Täter hat die gestohlene Kreditkarte benutzt - und unsere Mutter hat mit ihrer Bankomatkarte Geld abgehoben! Da hätte man schon alleine anhand der unterschiedlichen Kartennummern erkennen müssen, dass sie es gar nicht gewesen sein kann.“

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Sogar Verwandte und Freunde aus Serbien haben angerufen, weil sie die Berichte im Internet gelesen haben.

so die 70-jährige Villacherin Slavica K.

Während sich die Bank in Schweigen hüllt, hat die Exekutive zumindest öffentlich ihr Bedauern ausgedrückt. „Persönlich hat sich bei mir aber noch keiner entschuldigt.“ Wer auch immer an dem fatalen Irrtum am Ende tatsächlich Schuld trägt - Slavica K. hat mittlerweile jedenfalls bereits einen Anwalt eingeschalten.

Slavicas Ehemann hatte vor 40 Jahren für positive Schlagzeilen gesorgt. (Bild: Klaus Loibnegger)
Slavicas Ehemann hatte vor 40 Jahren für positive Schlagzeilen gesorgt.

„Das ist furchtbar für mich. Die Leute schauen mich an, als wäre ich eine Schwerverbrecherin. Ich lebe seit meinem 21. Lebensjahr in Villach, und habe mir noch nie etwas zu Schulden kommen lassen“, so die gebürtige Serbin mit trauriger Stimme. Deren Ehemann vor rund 40 Jahren auch bereits für Schlagzeilen gesorgt hat.

(Bild: Klaus Loibnegger)

Allerdings im positiven Sinn: Dieser hatte im Stadtgebiet von Villach eine von einem Buchhalter verlorenen Plastiktasche mit insgesamt rund 40.000 Schilling gefunden - und diese als ehrlicher Finder umgehend bei der Polizei abgegeben. „Mein Mann stand als Held in der Zeitung, und ich wurde jetzt als Kriminelle hingestellt. Das macht mich einfach nur traurig ....“

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