„Unterirdische Stadt“
Hamas-Tunnel haben Strom und Wasservorräte
Das Tunnelsystem unter dem Gazastreifen ist eine der größten Herausforderungen für die israelische Armee im Kampf gegen die Hamas. Laut einer US-Studie gibt es 1300 Tunnel, die gemeinsam 500 Kilometer lang sind. Ausgestattet sind sie demnach mit Strom, einer Belüftungsanlage und Wasser- sowie Lebensmittelvorräten.
In den unterirdischen Gängen sollen außerdem Batterien von Raketenwerfern versteckt sein, die bei Bedarf schnell aus- und eingefahren werden können. Das Netz ist sehr dicht, zumal der Gazastreifen nur 41 Kilometer lang und maximal ein Dutzend Kilometer breit ist. „Das ist wirklich eine unterirdische Stadt“, schrieb der Autor der Studie der US-Militärakademie West Point, John Spencer. Einige Schächte sind bis zu 40 Meter tief und können nach Angaben der Armee 450 Kilogramm schweren Bomben standhalten.
Zugänge unter Krankenhäusern?
Das israelische Heer geht davon aus, dass die Hamas die meisten ihrer Angriffe aus den Tunneln heraus steuert (siehe Video oben). Zugänge zu dem Tunnelsystem soll es unter anderem unter Krankenhäusern geben. Die Hamas könne „ihr unterirdisches Netzwerk nutzen, um Kämpfer zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu bringen - oder um sie von Gefahren fernzuhalten“, sagte Mick Ryan, ein pensionierter US-General, der jetzt für die Denkfabrik Center for Strategic and International Studies tätig ist.
Nicht nur das ist eine Herausforderung für die israelische Armee im Kampf gegen die Hamas. Das Tunnelnetz liegt unter extrem dicht besiedeltem Gebiet, wodurch es schwer anzugreifen ist. Im Gazastreifen leben 2,4 Millionen Menschen. Laut Spencer handelt es sich um ein „böses Problem“, „für das es keine perfekte Lösung gibt.“
Hunde sollen Tunnel aufspüren
Die israelische Armee hat nach Angaben westlicher Fachleute bereits Spezialkommandos für das Aufspüren und Zerstören von Tunneln gebildet. Auch eigens ausgebildete Hunde sollen dabei zum Einsatz kommen. Bisher hat die israelische Seite nach eigenen Angaben bis 2021 hundert Kilometer des unterirdischen Labyrinths zerstört, auch Ägypten ließ einige Tunnel fluten. Die Hamas grub jedoch immer wieder neue Gänge. Für den Bau eines Kilometers müssen rund 500.000 Dollar (umgerechnet 479.000 Euro) hingelegt werden.
Israels Regierung hatte den Gazastreifen nach der Machtübernahme der Hamas 2007 blockiert. Daraufhin begannen die Palästinenserinnen und Palästinenser, Hunderte von Stollen unter der Grenze zum ägyptischen Sinai zu graben. Sie schmuggelten Menschen, Waren, aber auch Waffen und Munition hinein und heraus. „Seit 2014 ist das Ziel der Hamas jedoch, ein Netz von unterirdischen Tunneln zu schaffen, mit denen man sich durch den Gazastreifen bewegen kann“, sagt ein israelischer Militärvertreter.
Geiseln im Tunnelsystem
Aktuell werden auch Geiseln durch das Tunnelsystem geführt, wie eine israelische Geisel berichtete, die vergangene Woche freigelassen worden war. Sie sei zwei oder drei Stunden lang durchgeführt worden. „Tunnel werden das entscheidende Element der Guerillakriegsstrategie der Hamas“ gegen die israelischen Soldaten sein, ist Spencer überzeugt.
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