Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj ist fast ein Drittel des ukrainischen Staatsgebiets „potenziell mit Minen und Kampfmittelresten belastet.“ Das ist nicht nur ein Problem für die Gegenoffensive, sondern auch für die Wirtschaft. Viele Anbauflächen sind betroffen. Nun sollen ukrainische Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ihre eigenen Felder entminen.
Unterstützung sollen sie vom Konzern Nibulon bekommen, einem der größten Getreideexporteure, der aktuell in die Minensuche, in Maschinen und Ausrüstung investiert. Finanzielle Hilfe erhält er von der deutschen Regierung. Das teilte das Ministerium jetzt mit. Insgesamt müssten tausende Hektar Acker in der Ukraine entmint werden. An manchen Teilen der Front liegen laut Verteidigungsminister Olexij Resnikow bis zu fünf Minen pro Quadratmeter.
Blindgänger schon vor Kriegsbeginn
Die Ukraine soll laut der Organisation Handicap International bereits vor Kriegsbeginn im Vorjahr einer der am stärksten mit Minen verseuchten Länder der Welt gewesen sein. Blindgänger verhinderten oder verzögerten den Wiederaufbau der Infrastruktur. „Insbesondere für Landwirte sind die Auswirkungen enorm, denn ein vermintes Feld bleibt unbestellbar beziehungsweise lebensgefährlich - egal, ob dort eine oder 1.000 Minen liegen“, teilte die Geschäftsführerin von Handicap International Deutschland, Inez Kipfer-Didavi, mit.
Das UNO-Entwicklungsprogramm UNDP forderte im Sommer eine Art Marshall-Plan zur Minenräumung. Russische Soldatinnen und Soldaten sollen sogar in Klavieren, Kühlschränken und an Leichen Sprengstoff hinterlassen haben. Die Taktiken sollen hinterlistig sein (siehe Video oben). Jedes Haus, jedes Feld, jeder Wald müsse deshalb überprüft werden, hieß es von ukrainischer Seite.
Ein Minensucher ist der 37-jährige Olexander, der in der Südukraine für Nibulon tätig ist. Im ehemals besetzten Gelände liegen noch tausende Sprengkörper im Boden - von russischen Streitkräften versteckt, um ukrainische Panzer und Soldatinnen sowie Soldaten zu stoppen. Olexander bringt die explosiven Gegenstände in schwerer Schutzausrüstung aus den Feldern, damit die Landwirtinnen und Landwirte wieder Getreide anbauen können.
Arbeit unter Lebensgefahr
Die Tätigkeit könnte er mit seinem Leben bezahlen, Angst hat Olexander laut eigener Aussage aber nicht. An manchen Tagen mache er zehn Funde. In solch einem Fall stecke er einen farbig markierten Holzstecken in den Boden und gebe die GPS-Koordinaten an seine Kolleginnen und Kollegen durch. Später wird der Fund unter die Lupe genommen.
Olexander ist ausgebildeter Ingenieur und war bis vor Kurzem selbst im Krieg als Freiwilliger. Er wurde bei einer Explosion schwer am Kopf verletzt und musste die Armee verlassen. „Nicht die, die Minen verstecken, töten Menschen. Die, die Minen bauen, töten Menschen“, sagte er.
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