Antisemitischer Anschlag am Wiener Zentralfriedhof: Im jüdischen Teil des Friedhofs war in der Nacht auf Mittwoch in einer Zeremonienhalle Feuer ausgebrochen. Die Außenmauern wurden mit Hakenkreuzen beschmiert. Der Verfassungsschutz hat jetzt die Ermittlungen übernommen.
Gegen 8 Uhr wurde die Berufsfeuerwehr alarmiert. Vor Ort stellte sich heraus, dass das Feuer bereits in der Nacht auf Mittwoch in dem Nebenraum ausgebrochen war. Als die Einsatzkräfte eintrafen, war das Feuer bereits weitgehend selbst erloschen.
Das Gebäude wurde vorübergehend behördlich gesperrt, hieß es in einer Aussendung der Israelitischen Kultusgemeinde (IGK). Es gebe erheblichen Sachschaden. Gräber könnten jedoch besucht werden.
An den Außenmauern des Gebäudes wurden zudem Hakenkreuze gesprayt. Da die Tat offenbar politisch-religiös motiviert war, hat der Verfassungsschutz nun die Ermittlungen übernommen.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) spricht von einem Anschlag. „Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft und wird mit allen politischen und rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft. Ich hoffe, die Täter werden rasch ausgeforscht“, so Nehammer auf X.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich auf X schockiert: „Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Österreich ist in den letzten Wochen signifikant gestiegen. Das muss aufhören!“
„Akt vollkommen inakzeptabler Aggression“
Auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zeigte sich entsetzt: „Der antisemitische Brandanschlag am Zentralfriedhof ist ein weiterer Akt vollkommen inakzeptabler Aggression auf die Sicherheit jüdischen Lebens in Österreich“, er verurteile die Tat „auf das Schärfste“. Jetzt seien die Ermittlungsbehörden gefordert, die Täter rasch auszuforschen und zur Rechenschaft zu ziehen. „Wir werden gemeinsam diese widerwärtigen Drohungen gegen die jüdische Kultur abwehren und jüdisches Leben in Österreich schützen“, versicherte Kogler.
„Die Nachricht über den Brand im jüdischen Teil des Zentralfriedhofs erschüttert mich zutiefst“, schrieb auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) auf der Plattform X. „Ein friedliches und respektvolles Zusammenleben hat in unserer Stadt oberste Priorität. Es ist unsere historische Verpflichtung, jüdisches Leben und jüdische Institutionen zu schützen.“
„Es ist wirklich erschreckend! Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz, egal aus welcher Richtung er kommt“, betonte Sabine Schatz, SPÖ-Sprecherin für Erinnerungskultur. „Wir stehen gemeinsam gegen solche antisemitischen Angriffe und Anschläge“, unterstrich auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger. „Niemals wieder ist jetzt.“
Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, rief dazu auf, am morgigen Donnerstag um 18 Uhr zum Lichtermeer beim Wiener Heldenplatz zu kommen. „Setzen Sie ein Zeichen gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit. Für ein Ende der Angriffe auf Israel, das Judentum und die Demokratie, für die Befreiung aller Geiseln.“
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