Extreme Kontraste

Arizona in den USA – wo der Westen noch wild ist

Reisen & Urlaub
03.11.2023 08:12

Weite Wüsten, tiefe Schluchten, Kakteenwälder und der Hauch des Wilden Westen. Der Bundesstaat Arizona, ist geprägt von einem Nebeneinander extremer Kontraste.

Morgens um sieben ist es noch erträglich. Im Sommer sind Temperaturen bis zu 48 Grad in der Sonora-Wüste keine Seltenheit. Ideale Bedingungen für die riesigen Saguaro-Kakteen mit ihren ausladenden Armen, die nur hier im Süden des Bundesstaats Arizona gedeihen. Diese außergewöhnliche und streng geschützte Pflanze, die über 14 Meter hoch und 250 Jahre alt werden kann, ist das Wahrzeichen des Bundesstaates.

Ihretwegen sind wir so früh im McDowell Mountain Regional Park in der Nähe von Scottsdale unterwegs. Auf einem der zahlreichen Trails, die durch die Kakteenwälder führen. Der Weg ist nicht sonderlich anspruchsvoll, trotzdem sind wir nach gefühlten tausend Bildern der stacheligen Riesen und wegen der mittlerweile vom Himmel brennenden Sonne froh, nach zwei Stunden wieder in unserem geräumigen klimatisierten Mietwagen zu sitzen. Wir fahren zurück nach Scottsdale, der ersten Station unserer Rundreise durch den Canyon State.

Monument Valley (Bild: elena_suvorova - stock.adobe.com)
Monument Valley

Die Stadt liegt in unmittelbarer Nähe zur Hauptstadt Phoenix und behauptet von sich, die „westlichste Stadt im Wilden Westen“ zu sein. Mit Recht, denn jährlich finden mehr als 70 Veranstaltungen statt – vom Rodeo bis zur Arabian Horse Show, der weltweit größten ihrer Art. Im 2015 eröffneten Museum of the West wird die Geschichte des Wilden Westens noch einmal lebendig. Das Museum zeigt unter anderem authentische Cowboy-Ausrüstung wie Chaps, Sporen, Sättel und Gebisse, ebenso Gemälde und Bronzen bekannter Wildwest-Helden und Stammeshäuptlinge.

Werke zeitgenössischer Künstler wie Andy Warhol finden sich neben aufwendig verzierten Gebrauchsgegenständen der Hopi-Indianer. In Scottsdales Innenstadt schmücken fast 100 öffentlich zugängliche Kunstwerke, das Stadtbild. Spannend ist auch ein Abstecher in die Scottsdale Fashion Square Mall, wo unter dem Titel „Wonderspaces“ ebenfalls moderne Kunst zu sehen ist.

Spektakuläre Felsformationen
Auf dem Weg nach Norden nehmen wir den Highway 89A. Die steil aufragenden roten Felsenkuppen und Canyonwände des Red Rock State Parks bei Sedona sind schon von Weitem erkennbar. Nach einem kurzen Fotostopp lassen wir sie aber hinter uns und setzen die fünfstündige Fahrt nach Page fort. Der Ort entstand 1956 auf einem Wüstenhochplateau, als Hunderte von Bauarbeitern ankamen, um am Colorado River den zweitgrößten Staudamm des Landes zu errichten. Heute ist der so entstandene Lake Powell ein beliebtes Erholungsgebiet.

Wunderschön: das Farbenspiel im Antelope Canyon. (Bild: schwede-photodesign - stock.adobe.com)
Wunderschön: das Farbenspiel im Antelope Canyon.

Das Land hat man damals von den Navajos erworben, die noch heute hier leben und in Folkloreshows ihre Kultur weitertragen. Nur wenige Autominuten von Page entfernt liegt mit dem Antelope Canyon eine der meistbesuchten Attraktionen im Südwesten der USA. Der Upper und der Lower Antelope Canyon gehören zur Navajo Nation Reservation, dem größten Reservat des indigenen Volkes in den Staaten. Sie sind nur mit geführten Touren begehbar, die man am besten schon vor der Abreise bucht. Über Leitern und Treppen steigen wir hinunter auf den Grund des Lower Canyon.

Die Schlucht ist eng, die roten Sandsteinwände nur wenige Meter voneinander entfernt. Über Millionen von Jahren hat hier das Wasser des Antelope Creek eine Märchenlandschaft geschaffen, die je nach Sonnenstand und Lichteinfall den Besuchern ein ganz hinreißendes Farbenspiel bietet. Etwas wilder geht es am nächsten Morgen zu. Bevor wir unsere Reise fortsetzen, steht noch etwas Action auf dem Programm. Mit Quad-ähnlichen Fahrzeugen, sogenannten UTVs (Utility Task Vehicle), geht es ins Hinterland von Page. Abseits der Straßen heißt das Motto „Gib Gas und hab Spaß“. Auf Sandpisten, über Stock und Stein, steil bergauf und wieder runter, wird man dabei ganz schön durchgeschüttelt. Vor allem, wenn man nicht selbst am Steuer der wendigen Gefährte sitzt. Wer also Probleme mit den Bandscheiben hat oder schwanger ist, sollte diese Tour besser auslassen. Adrenalin-Junkies hingegen werden es lieben!

(Bild: Kronen Zeitung)

Auf dem Weg nach Süden verlassen wir Highway 89 und nehmen stattdessen den landschaftlich schöneren Scenic Loop Drive zum Wupatki National Monument. Auf 145 Quadratkilometern in der Prärie verstreut findet man Überreste von Pueblos der Anasazi und Sinagua, die aus dem 11. und 12. Jahrhundert stammen. Ebenfalls auf der Strecke liegt Sunset Crater Volcano National Monument – eine spektakuläre Landschaft aus schwarzer Lava und Geröllschutt, entstanden bei einem gewaltigen Vulkanausbruch, der etwa auf die Jahre 1064/65 datiert wird und die damals in der Gegend siedelnden Ureinwohner aus ihren Dörfern vertrieb.

In den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts trainierte die Besatzung von Apollo 11 am Krater für ihre erste Mondlandung. Schon davor waren Astronomen des Lowell-Observatoriums von Flagstaff an der Erstellung detaillierter Karten der Mondoberfläche beteiligt. Dreißig Jahre zuvor, am 18. Februar 1930 entdeckte hier der Astronom Clyde W. Tombaugh Pluto, den äußersten Planeten unseres Sonnensystems.

Die Navajo-Indianer leben auch heute noch ihre Tradition. Einblicke geben Folkloreshows. (Bild: Eva Bukovec)
Die Navajo-Indianer leben auch heute noch ihre Tradition. Einblicke geben Folkloreshows.

Heimliche Hauptstadt mit historischem Kern
Flagstaff, mit 76.000 Einwohnern die „inoffizielle Hauptstadt“ des nördlichen Arizona, liegt an der Historic Route 66, quasi der „Mutter aller Straßen“ (heute zu einem großen Teil ident mit dem Highway 40). Der historische Kern der Stadt ist lebendig und voll mit kleinen Läden und Galerien. Vor dem Besucherzentrum, untergebracht im historischen Bahnhof, prangt großformatig das Logo der legendären Route 66 – der perfekte Ort also für ein Erinnerungsfoto. Östlich von Flagstaff liegt der Walnut Canyon. Ein Rundweg, entlang der Felskanten eröffnet einen guten Blick auf die Überreste der Felsendomizile und Pueblos, die vor etwa 800 Jahren von den damals hier ansässigen Sinagua-Indianer bevölkert waren.

Das charmante Städtchen Williams – Inbegriff des Wilden Westens – wird auch das „Tor zum Grand Canyon“ genannt. Der Bahnhof der 3000-Seelen-Gemeinde gilt als beliebter Ausgangspunkt für Touristen, um mit der ganzjährig verkehrenden Grand Canyon Railway zum Südrand des Grand Canyon zu gelangen. Bevor es losgeht, gibt es noch ein wenig Action und Klamauk bei der Cowboy Show gleich neben dem Bahnhof. Dann setzt sich der Zug langsam in Bewegung.

Die zweistündige Fahrt geht durch die Prärie und Kiefernwälder, einem der größten Naturwunder unserer Erde entgegen. Am Ziel steigen wir um in einen Jeep, der uns zu den schönsten Aussichtspunkten bringt. 450 Kilometer lang, bis zu 30 Kilometer breit und 1700 Meter tief ist der Canyon, den die Wassermassen des Colorado River geschaffen haben. Seit 1979 findet man den Grand Canyon deshalb auf der UNESCO-Weltnaturerbe-Liste. Es ist atemberaubend schön, auch wenn wir dieses Erlebnis mit Hunderten anderen Touristen teilen und die besten Plätze ein wenig überlaufen sind.

Wir sind fast am Ende unserer Reise angelangt. Von Prescott, wo noch eine kleine Wanderung entlang des Lake Watson auf dem Programm steht, geht es weiter nach Mesa und schließlich zurück nach Phoenix. Hier heißt es Abschied nehmen von Arizona – einem Bundesstaat, der so beliebten Reisezielen wie Florida oder Kalifornien um nichts nachsteht!

Eva Bukovec, Kronen Zeitung

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