„Was wollen‘S? Sie sind 90, Sie werden sterben!“, soll ein Primararzt am Landesklinikum Horn zu einem Patienten gesagt haben. Das betroffene Spital nimmt zum umstrittenen Sager nun Stellung - oder auch nicht.
Harte Worte, die sich Florian H. im Landesklinikum Horn anhören musste. Denn der Primar soll zu einem sterbenskranken Großvater folgenden Satz gesagt haben: „Was wollen S‘? Sie sind fast 90, Sie werden sterben!“
Nach einem „Krone“-Bericht und der Nichtbeantwortung vieler Fragen durch die Landesgesundheitsagentur gingen die Wogen in Niederösterreich hoch. Das Landesklinikum Horn nimmt nun dazu in einem Leserbrief Stellung:
Leserbrief des Landesklinikums Horn
Rund 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Landes- und Universitätskliniken, darunter 200 Primarärztinnen und Primarärzte, übernehmen täglich Verantwortung für das Wohl unserer Patientinnen und Patienten in Niederösterreich. Sie tragen diese Verantwortung, weil sie Leben retten und Menschen von der Geburt bis zum Lebensende begleiten. Dieser Verantwortung gerecht zu werden, ist keinesfalls leicht und bedeutet oftmals, Entscheidungen treffen zu müssen, die nicht einfach sind - aber richtig.
Diese Verantwortung zu tragen, bedeutet in vielen Fällen auch, finale Diagnosen zu überbringen und Patientinnen und Patienten ehrlich aufzuklären. Das ist eine der schwierigsten Aufgaben, denen sich unser medizinisches Personal stellen muss. Jemandem zu sagen, dass die Reise des Lebens zu Ende geht, ist eine schwere Bürde. Wiewohl die Last einer solchen Nachricht von den Betroffenen oft besser ertragen wird als von den Angehörigen. Unsere Ärztinnen und Ärzte überbringen derartige Nachrichten täglich. In eigener Verantwortung, nach ethischen und moralischen Grundsätzen, an die jede Medizinerin und jeder Mediziner durch den hippokratischen Eid gebunden ist, in dem es unter anderem heißt: „Die Gesundheit und das Wohlergehen meiner Patienten wird mein oberstes Anliegen sein.“ Danach handeln unsere Ärztinnen und Ärzte - Tag für Tag.
Im Landesklinikum Horn garantieren mehr als 1.100 Kolleginnen und Kollegen die bestmögliche Versorgung für die Menschen in der Region. Das tun sie bei jährlich fast 180.000 ambulanten Kontakten, weit mehr als 13.000 stationären Aufenthalten und über 12.000 Operationen. Und ihre Leistung wird von jenen, die sie in Anspruch nehmen, geschätzt und gelobt. Zeugnis dafür liefern die Ergebnisse unserer regelmäßigen Patientinnen- und Patientenbefragung, die dem Klinikum Horn wiederkehrend Bestnoten ausstellt. Wir freuen uns auch, wenn Unabhängige unsere Leistungen zu würdigen wissen. So wie die „Plattform Patientensicherheit“, die dem Landesklinikum Horn den Austrian Patient Safety Award, eine Auszeichnung für innovative Leistungen, Projekte und Maßnahmen zur Erhöhung von Patienten- sowie Mitarbeitersicherheit und Qualität in Gesundheitseinrichtungen, verliehen hat.
Es wäre schön, würde auch über solche Erfolge von der Kronenzeitung so breit berichtet. Wahrscheinlich befriedigen positive Nachrichten aber die Gier nach Aufregern nicht im passenden Ausmaß. Das finden wir gerade deshalb sehr schade, weil wir auf das Vertrauen der Menschen in unsere Arbeit viel Wert legen.
Wenn wir jetzt anfangen, den Menschen, die unser Gesundheitssystem am Laufen halten, vorzuschreiben, mit welchem Maulkorb sie ihren Job zu erledigen haben, tun wir uns selbst nichts Gutes. In einer Zeit, in der wir alle uns bemühen, das Gesundheitswesen so attraktiv zu machen, dass wir auch in Zukunft genügend Personal finden, ist es wenig hilfreich, wenn Zerrbilder über Zustände in unseren Spitälern gezeichnet werden, die allesamt nicht der Realität entsprechen. Schäbig ist es, eine Hexenjagd auf jene zu betreiben, die Verantwortung übernehmen - für die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Mitmenschen.
Dr. Andreas Reifschneider (Geschäftsführer Gesundheit Waldviertel GmbH) Univ. Prof. Prim. Dr. Martin Breitenseher, MSc (Ärztlicher Direktor LK Horn) Mag. Franz Huber (Kaufmännischer Direktor LK Horn), Mag. Elisabeth Klang (Pflegedirektorin LK Horn), Reinhard Waldhör (Vorsitzender des BR)
„Krone“ zeigte konkreten Fall auf
Dass ein Primar des Landesklinikums Horn einen schwerkranken Patienten mit herzlosen Worten vom nahenden Tod unterrichtet haben soll, hat die „Krone“-Leserfamilie erschüttert. Zum umfangreichen Leserbrief der Spitalsführung scheinen Klarstellungen nötig: Wir haben in keiner Weise generell die Leistungen des Spitalspersonals in Zweifel gezogen, sondern einen konkreten Fall aufgezeigt. Mehrmals haben wir um Stellungnahme ersucht, der Landesgesundheitsagentur wurden konkrete Fragen zu der Causa übermittelt. In den Rückmeldungen wurde auf diese Fragen aber in keiner Weise eingegangen. Der umstritten Sager wurde nie dementiert - auch jetzt nicht.
Und zur „Hexenjagd auf jene, die Verantwortung übernehmen“ nur soviel: Der für die Landeskliniken (un-)zuständige Landesrat schweigt weiterhin.
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