Ein Lichtermeer, zu dem die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) aufgerufen hatte, ist am Wiener Heldenplatz unter strengem Polizeischutz veranstaltet worden. Zigtausende, viele mit roten Kerzen ausgestattet, folgten dem Ruf von Veranstalter Daniel Landau und der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Andächtiges Schweigen wechselte sich mit Applaus zu den Reden ab. Es sprachen Vertreter der jüdischen Gemeinde, Angehörige von Opfern der Hamas waren extra angereist - ihre Berichte hätten auch bei sommerlicher Witterung für Schauer und Gänsehaut gesorgt.
„Ich möchte diese Veranstaltung nicht offiziell beginnen, ohne dass der Botschafter ,meines‘ Israel - auch wenn ich nicht israelischer Staatsbürger bin - hier wäre“, sagte Landau ganz zu Beginn. Also wies er in der Einleitung auf die 220 neben der Rednerbühne platzierten Stühle hin, die für die von der Hamas Entführten standen, sowie deren Bilder, die auf einen Trakt der Hofburg projiziert waren.
Befürchtungen über etwaige Störaktionen bis hin zu Anschlägen entgegnete Landau mit positivem Denken. Es könnten Leute nicht hier sein, weil sie sich fürchteten, sagte er. Doch er sei der Meinung, die Sorgen seien unbegründet, „denn der Terror darf nicht gewinnen. Er wird nicht gewinnen. Niemals.“
Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, verglich die Angriffe der Hamas auf Israel am 7. Oktober mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf das World Trade Center, den islamistischen Anschlägen in Paris im November 2015 sowie mit dem Attentat auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo im Jänner desselben Jahres. „Es war das grausamste Massaker an Jüdinnen und Juden, das die Welt nach 1945 gesehen hat“, so Deutsch. „Hier gibt es keinen Kontext: Es sind Verbrechen der grausamsten Art.“
Botschafter: „,Nie wieder‘ gilt für alle“
Der designierte Botschafter Israels in Österreich, David Roet, dankte Mitorganisator Landau: „Sie haben eine inspirierende Arbeit geleistet“, meinte er. Der Heldenplatz, auf dem das Lichtermeer stattfand, erinnere ihn an die dunkelsten Kapitel der Geschichte. Doch „ich erkläre, dass ,Nie wieder‘ jetzt ist, ,Nie wieder‘ gilt für alle‘“. Als Höhepunkt sang die aus Israel stammende Sopranistin Hila Fahima die israelische Hynme. Eine Premiere am Heldenplatz.
Jahrestag des Wiener Terroranschlags
Am Donnerstag hatten untertags bereits verschiedenste Kundgebungen und Veranstaltungen in ganz Wien stattgefunden. Neben den traditionellen Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen anlässlich Allerseelen gab es auch Gedenkveranstaltungen anlässlich des Jahrestages des Terroranschlages vom 2. November 2020. Sämtliche Kundgebungen werden nach Gefährdungseinschätzungen des Verfassungsschutzes überwacht.
Wegen der jüngsten Eskalation im Nahost-Konflikt und des Terroranschlags in Brüssel sehen die Sicherheitsbehörden auch in Österreich eine „konkrete Gefährdungslage und erhöhte Anschlagsgefahr“.
Deshalb wurde die Terrorwarnung auf die zweithöchste Stufe angehoben. Nicht nur jüdische Einrichtungen, sondern auch öffentliche Plätze und Veranstaltungen werden mit ausreichend Polizeikräften verstärkt bewacht.
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