Brisantes Protokoll

Äußerst seltsame Urteilsfindung in der Causa Hoffmann

Sport
21.03.2012 20:47
Christian Hoffmann für sechs Jahre gesperrt - diese Pressemeldung sandte die NADA am 5. Dezember 2011 aus! Aber wie kam die Rechtskommission zu diesem Urteil? Der "Krone" liegt ein akustisches Protokoll der Sitzung vor, an der der Vorsitzende Mag. Gernot Schaar sowie Dr. Alois Schittengruber, DDr. Burkhard Thierrichter, Dr. Karl Dobianer und (angeblich) Dr. Norbert Bachl teilnahmen. Dieses Sittenbild aus sexuellen Phantasien, Druck von außen und Ratlosigkeit wird viele Sportfans erschüttern!

Die "Krone" behauptet keinesfalls, dass Hoffmann unschuldig ist, ist aber davon überzeugt, dass man auf diese Weise keine Gerechtigkeit finden kann.

Die Aufnahme stammt von Hoffmann selbst, der in der betreffenden Sitzung sein Handy "vergessen" und die Gespräche damit aufgezeichnet hatte. NADA-Geschäftsführer Andreas Schwab erklärte, dass man gegen Hoffmann Anzeige erstatten werde, weil der unerlaubte Mitschnitt ein strafrechtliches Delikt darstelle, das eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr nach sich ziehen könnte.

Eingeständnis
Schaar: "Folgendes, mir ist das vollkommen gleich, ob da jemand gedopt ist oder nicht!"

Sexuelle Phantasien
Was dann kommt, ersparen wir unseren Lesern, vor allem unseren jugendlichen. Die Frage, was sexuelle Vorlieben mancher Sitzungsteilnehmer mit dem Dopingverfahren gegen Hoffmann zu tun haben, muss aber erlaubt sein.

Schuld oder Unschuld?
Der Langläufer wurde ja unter anderem wegen des (Mit-)Besitzes einer im Sport verbotenen Blutzentrifuge verurteilt. Im Folgenden einige Auszüge aus der eher seltsamen Beweisfindung.
Schaar: "Ich weiß nicht, warum alle auf dem 3. August herumlaufen. Das kümmert mich nicht einmal ansatzweise. Ja, er war dort, ja, aber was er gemacht hat, ist nicht einmal ansatzweise eruierbar. Ja, offensichtlich hat's am 3. August keine Inbetriebnahme der Maschine gegeben."
Schaar etwas später: "Besitz können wir ihm nicht geben, weil er hat formell die Maschine nie besessen."
Thierrichter: "Wenn wir eh nichts machen können, dann sparen wir's uns."
Schittengruber: "Aber ich bin trotzdem der Meinung, mittelbarer Besitz liegt vor."
Schaar: "Ja, dann geben wir ihm Besitz auch, ist auch schon wurscht."
Etwas später Dobianer: "Wir sollten ihm einen hübsch geschnitzen Pflock aufstellen."

Das Urteil
Schaar: "Vier Jahre bis lebenslang."
Thierrichter: "Vier Jahre mindestens bis lebenslang."
Schaar: "Berechtigt würde er sechs Jahre verdienen, aber das können wir..."
Thierrichter fällt ihm ins Wort: "Das wäre mir sympathisch."
Schaar: "...das können wir nicht begründen!"

Zweifel
Dobianer: "Kollege, über was sind wir uns jetzt einig bei den Verletzungen?"
Schaar: "Noch über überhaupt nichts."
Etwas später Schaar: "Wir haben den kompletten Tatbestand zu beurteilen, und das ist, was mir ein bisschen Kopfzerbrechen macht. Ich meine, mir ist da alles wurscht. Ich bin auch für sechs Jahre, aber Faktum ist, wir müssen dann versuchen, uns einmal an unsere diversen Richtlinien zu halten."

Druck von außen
Schwab, der als NADA-Geschäftsführer immer wieder die "Unabhängigkeit" der Rechtskommission betont, kommt in den Sitzungssaal und fordert unter anderem: "Ich rechne mit eurer Konsequenz!" Dann geht er mit den Worten: "Ich störe euch nicht länger."

Der fünfte Mann
Das große Rätsel: Warum sagt Bachl, der angeblich anwesend ist, stundenlang kein einziges Wort? War er vielleicht gar nicht dabei? Hoffmann-Anwalt Dr. Hans-Moritz Pott formuliert jedenfalls in seinem Einspruch gegen die sechsjährige Sperre: "Es ist nicht richtig, dass die Rechtskommission mit fünf Personen diese Entscheidung getroffen hat."

Wie geht’s weiter?
Die nächste Instanz der Rechtskommission, die übrigens von Schwab zusammengestellt wurde, ist die Schiedskommission, die Sportminister Norbert Darabos einberufen hat. Dem Einspruch liegt das komplette Ton-Protokoll, das auch an zahlreiche Politiker geschickt wurde, bei.

Darabos ist erschüttert
Der Minister sagt zu der Angelegenheit: "Wenn das so stimmt, muss es Konsequenzen geben!" Und zum Gerede über sexuelle Ausschweifungen äußerte sich Darabos folgendermaßen: "Wenn das Protokoll so der Wahrheit entspricht, und davon muss man bei einem Ton-Beweis ja ausgehen, bin ich erschüttert. Es ist ein empörendes Sittenbild."

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(Bild: KMM)



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