Josef Schinwald ist blind, geht aber fast wie ein Sehender durch Salzburg. Das wird aber immer schwieriger. Autos ragen in Gehsteige und das Leitsystem am Boden wird verstellt.
Bestimmt schwingt Josef Schinwald das runde Ende seines Stocks vor sich nach links und rechts über den Asphalt. Der Stock lässt den blinden Salzburger wissen, was vor ihm ist. Da steht ein Fahrrad, wo es nicht stehen sollte. Deshalb findet der blinde Salzburger erst nach kurzem, was für ihn so wichtig ist: Sieben nebeneinander verlaufende Rillen im Boden. Diese 40 Zentimeter breiten Rillenstreifen sind das Blindenleitsystem, das die rund 2000 blinden Menschen im Bundesland sicher durch die Stadt führen soll.
Immer öfter sind aber die so wichtigen Rillen verstellt. „Die meisten Leute tun das nicht absichtlich. Sie wissen einfach nicht, wozu die Rillen dienen“, erklärt Schinwald. Zwei Trends der letzten Jahre verschärfen das Problem. Einerseits der Fahrradtrend, weil Räder mangels Radständern auch nebenbei abgestellt werden.
Die meisten Leute verstellen mit Fahrrädern oder Mülltonnen unser Blindenleitsystem nicht absichtlich. Sie wissen einfach nicht, wozu die Rillen dienen.Für uns blinde Menschen bieten sie eine Orientierung durch die ganze Stadt.
Josef Schinwald, Obmann Salzburger Blinden- und Sehbehindertenverband
Handys nerven oft, helfen aber Blinden sehr
Andererseits der Handyboom, der dazu führt, dass Fußgänger beim Nachrichtschreiben oder Telefonieren achtlos auf dem Leitsystem stehen. „Die hören dann auch meinen Stock nicht und ich stoße in sie hinein“, schildert Schinwald. Ebenso ärgerlich und auch gefährlich sind vors Haus gestellte Mülltonnen und auf den Gehsteig ragende Motorhauben langer Pkws.
Gebessert hat sich mit den Handys die Orientierung. „Blinde Menschen profitieren von den Navis. Da verlierst du nicht mehr so leicht die Orientierung“, sagt Schinwald lächelnd. Blinde würden immer noch unterschätzt und bekämen nicht die gleichen Chancen wie Sehende, meint er, der selbst 45 Jahre lang in der IT der Uni Salzburg gearbeitet hat.
Was kann man als Sehender tun, um Blinden zu helfen, zum Beispiel an einem Zebrastreifen? Ansprechen, ob er oder sie Hilfe brauche, empfiehlt der Obmann des Salzburger Blindenverbands und fügt hinzu: „Bitte ziehen Sie uns nicht einfach über die Straße.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.