Ein Spiegel vermag einer Frau in der Blüte ihrer Jahre zu hofieren, bildet er doch ihre makellose Schönheit ab. Wem faltenloser Liebreiz entgegenblickt, der sonnt sich nur zu gern in der vorteilhaften Projektion seiner selbst. Doch das eigene Spiegelbild kann auch unbarmherzig sein. Wenn sich Schatten, feine Linien und der Strahlenkranz infamer Krähenfüße aufs Antlitz legen, ist die spiegelnde Fläche alles andere als ein Freund.
In "Schneewittchen", dem von Hass, Neid und Missgunst durchwobenen Märchen der Brüder Grimm, kommt dem Zauberspiegel eine besondere Rolle zu. Denn in seinem gläsernen Stoizismus weiß er stets nur eine Antwort auf die penetrante Frage, wer denn die Schönste im Lande sei: Schneewittchen – "so weiß wie Schnee, so rot wie Blut, so schwarz wie Ebenholz".
Lily Collins' steiler Aufstieg
Mit Alabasterteint, rosig schwellenden Lippen und dunkler Haarpracht, nebst bezaubernd geschwungenen Augenbrauen à la Audrey Hepburn, kann auch Lily Jane Collins punkten, die die Rolle des Schneewittchen in "Spieglein Spieglein" ergatterte. Geboren 1989 in Guildford, Surrey/England, gab die Tochter von Rockstar Phil Collins ihr Filmdebüt an der Seite von Sandra Bullock in "Blind Side - Die große Chance". 2010 stand sie mit Paul Bettany für den Vampirfilm "Priest" vor der Kamera, 2011 überzeugte sie in "Atemlos - Gefährliche Wahrheit" neben Taylor Lautner und Sigourney Weaver.
Der Schauspielerei gilt jedoch nicht ihr alleiniges Interesse. Bereits als Teenager schrieb sie für das britische Magazin "Elle Girl" die Kolumne "NY Confidential". Zudem arbeitete Lily Collins für die Magazine "Seventeen", "Teen Vogue" und "Los Angeles Times" und wurde mit einem Preis in der Sparte "Newest Red Carpet Correspondent" ausgezeichnet. Und sie ist wild entschlossen, ihr Journalismus-Studium an der University of Southern California zu beenden. Ursprünglich hatte sie für eine andere Schneewittchen-Verfilmung vorgesprochen, für "Snow White and the Huntsman", wobei Kristen Stewart das Rennen machte.
Doch da hatte längst schon Regisseur Tarsem Singh sein Augenmerk auf die begabte junge Frau gerichtet. Mit "Spieglein Spieglein" kredenzt er uns ein fantastisches Märchenerlebnis. Der in Indien geborene Filmemacher verleiht seinem speziellen Faible für Set Decoration und Costume Design in unnachahmlicher Weise Ausdruck, rücken doch die grandiose Ausstattung und die opulenten, von Kostümdesignerin Eiko Ishioka (Oscar für "Bram Stoker's Dracula") entworfenen Roben bereits jetzt in Oscar-Nähe für die entsprechenden Kategorien im kommenden Jahr!
Disney-Charme und Monty-Python-Ironie
Natürlich entstaubt der zu "Bollywood-Bombast" neigende Regisseur die Story rund um Schneewittchen, er setzt auf pointierten Wortwitz und lässt so eine famos unterhaltsame Symbiose aus vermeintlichem Disney-Charme und frecher Monty-Python-Ironie vor dem staunenden Auge entstehen.
Genial ist die Besetzung der bösen Stiefmutter mit "Pretty Woman" Julia Roberts, die den Zynismus der hinterhältigen Regentin mit süffisanter Leichtigkeit umsetzt - und ihr komödiantisches Talent dabei voll auslebt. Dass Tarsem Singh das Märchen augenzwinkernd abwandelt, bedeutet nicht gleich Sakrileg am Grimm'schen Geist. So wird Schneewittchen zwar in den finsteren Tann verbannt und landet bei den sieben Zwergen - drollige kleinkriminelle, aber herzensgute Gesellen.
Hingegen stehen sich Stiefmutter und Stieftochter in einer doppelten Fehde um Königreich und Prinzgemahl gegenüber, hat doch auch die fiese Königin ein Auge auf Prinz Andrew Alcott von Valencia - Beau Arnie Hammer - geworfen. Und sie weiß den Schönling in ihre Gemächer zu locken...
Julia Roberts als Schwiegermuttermonster?
Laut Julia Roberts (44) hat noch keines ihrer Kinder einen ihrer Filme gesehen. Auch seien die sieben Jahre alten Zwillinge Phinnaeus und Hazel sowie der vierjährige Henry für ihren aktuellen Schneewittchen-Film noch ein bisschen zu jung. Überhaupt, so Roberts, seien ihr Mann Dany Moder und sie recht streng mit ihren Kids, was den TV- und DVD-Konsum betrifft.
Julia Roberts: "Regisseur Tarsem Singh ist ein Fantast. Es war großartig, mit ihm zu drehen. Dass ich so in meiner Rolle als böse Stiefmutter aufgegangen bin, brachte mir allerdings ein wenig schmeichelhaftes Kompliment meines Mannes ein. Er meinte, ich hätte das Zeug dazu, später einmal ein richtiges Schwiegermuttermonster zu werden. Oh, dear - ach herrje!"
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