Es hat sich bereits abgezeichnet - nun ist es fix: René Benko muss sich aus seinem eigenen Konzern zurückziehen, der Druck der Investoren wurde zu groß. Wie die „Krone“ erfuhr, übergab er am Freitag seine Signa-Stimmrechte an Sanierer Arndt Geiwitz. Das Immobilienkonstrukt liegt in Trümmern, nun könnte eine Zerschlagung des Konzerns folgen.
Die Gerüchteküche brodelte schon lange - Benkos Geldgeber wollten ihm das Vertrauen entziehen. In einem persönlichen Brief wurde der Rückzug des Tirolers von der Spitze der Signa-Gruppe und auch die Abgabe seiner Stimmrechte an einen Treuhänder gefordert. Am Freitag war es dann soweit, Benko trat zurück und überließ seinen Investoren das Feld.
Benko wünscht Sanierung der Gruppe
„Die Gesellschafter haben diesen Schritt zustimmend und auch positiv zur Kenntnis genommen“, sagte Signa-Gesellschafter Hans-Peter Haselsteiner am Freitag gegenüber dem „Ö1-Mittagsjournal“. Seinerseits wolle Benko nun wissen, „ob die Gesellschafter mit einer solchen weitgehenden Lösung auch bereit wären, einen Beitrag zur Sanierung der Gruppe zu leisten“, fügte Haselsteiner hinzu.
Der Tiroler Investor sei zwar grundsätzlich auf Kurs und die Forderungen der Gesellschafter eingegangen, „aber noch nicht zur Gänze“. Die Gespräche würden noch laufen, zu einer Lösung könnte es laut Haselsteiner noch über das kommende Wochenende kommen. Von Signa selbst gibt es bislang keine offizielle Stellungnahme. Die Zukunft des Konzerns ist nun offen.
Signa Holding schwer angeschlagen
Die Signa ist schwer angeschlagen. Nach diversen Firmeninsolvenzen und Baustopps liegt das Konstrukt des Immobilien-Jongleurs Benko in Trümmern. Was bleibt, sind gescheiterte Projekte und Tausende Menschen, die ihre Jobs aufgrund der Pleiten wie etwa von Kika/Leiner verloren. Nicht gerade ein Ruhmesblatt für einen Geschäftsmann ...
Benko hat auf dem Papier keine operative Funktion, hält allerdings über Stiftungen direkt und indirekt Anteile an der Gruppe. Geschäftsführer der Signa Holding sind Marcus Mühlberger und Christoph Stadlhuber. Mitglieder des Beirats sind unter anderem Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Wüstenrot-Chefin und Ex-Politikerin (FPÖ) Susanne Riess-Hahn, Ex-Casinos-Austria-Chef Karl Stoss und Ex-RBI-Chef Karl Sevelda.
Eine Chronologie der letzten Jahre mit Benkos „Vorzeige-Pleiten“:
Jänner 2018: Der angeschlagene Kika/Leiner-Eigentümer Steinhoff verkauft den Leiner-Flagshipstore auf der Wiener Mariahilfer Straße an Benko und seine Signa.
Juli 2019: Benko will die Leiner-Zentrale auf der Mariahilfer Straße zu einem Luxuskaufhaus umbauen, nach dem Vorbild des Berliner KaDeWe. Die Bagger rollen an, die historische Bausubstanz wird zerstört.
September 2020: Die Eröffnung von Signas Megaprojekt „KaDeWe Wien“ verzögert sich, es wird nun ein Jahr länger dauern als ursprünglich geplant.
November 2022: Benko will sich von einzelnen Kika/Leiner-Standorten trennen. Es sollen 4 bis 15 von 42 Standorten zum Verkauf stehen, hieß es.
Februar 2023: Das Insolvenzverfahren über die deutsche Signa-Warenhauskette Galeria wird eröffnet. 42 Filialen werden in weiterer Folge geschlossen, Tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze.
Mai 2023: Benko verkauft alle Kika/Leiner-Immobilien an die Supernova-Gruppe. Das operative Geschäft geht an ein Managementteam um Hermann Wieser. 23 von 40 Standorten werden geschlossen, rund 1900 Angestellte sind ihre Jobs los.
Im Signa-Konzern dürfte nun kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. Neben dem Elbtower besitzt die Signa in Hamburg das Kaufmannshaus, das Alsterhaus und die Alsterarkaden. In Berlin gehört das Hochhaus Upper West und eben das bekannte KaDeWe, in München die Alte Akademie zum Unternehmenssegment Signa Prime Selection AG. In Wien besitzt die Gruppe neben dem Goldenen Quartier auch das Gebäude der Wiener Postsparkasse und das Bank Austria Kunstforum.
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