„Schneiders Brille“

Thukydides lesen

Vorarlberg
04.11.2023 17:45

In seiner aktuellen Ausgabe von „Schneiders Brille“ nimmt sich der Autor Robert Schneider einem historischen Ereignis an, das erstaunlich viele Parallelen zur Gegenwart aufweist: dem Peloponnesischen Krieg.

Bisweilen ist es lehrreich, nicht immer mit der Brille des Tages die Welt verstehen zu wollen. Manchmal kann Erkenntnisgewinn auch dadurch entstehen, liest man alte Texte wieder neu. So geht es jedenfalls mir. In den vergangenen Monaten studierte ich wieder den „Peloponnesischen Krieg“ von Thukydides, den ich als Student mit mir herumzog und zu einer Zeit las, da mir diese Quelle wenig bedeutete.

Heute aber, und in Anbetracht einer immer mehr aus den Fugen geratenden Welt, erscheint mir dieser fast zweieinhalbtausend Jahre alte Text moderner als je. Ja bei manchen Passagen hatte ich den Eindruck, als seien die Gedanken des Thukydides erst gestern niedergeschrieben worden. Es ist verstörend, in welchem Maß sich Geschichte wiederholt und atemberaubend zugleich - gewiss das falsche Wort -, wie aus einer Nichtigkeit ein kriegerischer Flächenbrand entstehen konnte, der letztlich die gesamte antike Welt ins Verderben stürzte und, abgesehen von einigen Waffenstillständen, fast 28 Jahre lang dauerte. So lange nämlich, bis sich die beiden bekriegenden Bündnisse des Attischen Seebunds (Athen) und des Peloponnesischen Bundes (Sparta) fast gegenseitig ausgelöscht hatten.

Begonnen hatte es mit einer Nichtigkeit. Athen verhängte gegen die an sich unbedeutende Polis Megara ein Handelsverbot. Nun war Megara Mitglied des Peloponnesischen Bunds und rief demzufolge Sparta zu Hilfe. Sukzessive ließ sich eine Polis nach der anderen in diesen Konflikt hineinziehen, indem auch noch eine dritte Macht kräftig mitmischte, nämlich Persien, gegen dessen Hegemonie sich Sparta und Athen knapp fünfzig Jahre zuvor noch brüderlich und auch erfolgreich gewehrt hatten. Es entstand ein Weltenbrand, der erste „Weltkrieg“ der Menschheitsgeschichte. Und das Töten hörte erst auf, als Athen wie Sparta allmählich begriffen, dass bald keine Menschen mehr da sein werden, diesen Krieg zu entscheiden.

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