Österreichische Erstaufführung: Triumphale Premiere der Kinderoper „Tom Sawyer“ nach Songs von Kurt Weill an der Oper Graz.
Mississippi - nicht zuletzt dank Mark Twain und seinen Büchern rund um die liebenswerten Träumer Tom Sawyer und Huckleberry Finn klingt dieses Wort auch heute noch nach Sehnsucht, Freiheit und Weite. Auch Kurt Weill war von diesem Stoff so inspiriert, dass er sich 1950 mit Librettist Maxwell Anderson in New York daran machte, ein Musical zu schreiben. Doch wegen des frühen Todes des Komponisten blieb „Tom Sawyer“ unvollendet.
Ein programmierter Publikumshit
Vor einigen Jahren hat der deutsche Librettist John von Düffel die bestehenden Songs zu einer abendfüllenden Show verarbeitet. In der Regie von Tobias Ribitzki feierte die Kinderoper (ab 6 Jahren) heuer im Frühjahr in der Komischen Oper Berlin seine umjubelte Premiere. Von dort hat Intendant Ulrich Lenz sie nun nach Graz mitgebracht - und auch hier wird sie wohl zum Publikumshit werden.
Denn vom ersten Takt an bringt Weills Musik Broadway-Feeling mit Mississippi-Charme auf die Bühne. Humorvoll und schwelgerisch taucht das Musical in Twains Welt aus sympathischen Faulenzern, gutmeinenden Besserwissern und überzeichneten Ganoven ein, in dessen Zentrum sich ein Mordfall und eine Liebesgeschichte entspannen. Obwohl man auf der Bühne vor allem mit Vorhängen und Pappkulissen arbeitet (Ausstattung: Stefan Riekhoff) kommt die Inszenierung nie schablonenhaft daher, sondern unterstreicht vielmehr die Verspieltheit des Stoffes.
Ansteckender Elan
Tom Schimon spielt die Titelrolle nicht nur mit großer stimmlicher Präsenz sondern auch mit ansteckendem Elan, Michael Weller verleiht dem Außenseiter Huck Finn sehr viel Charme und Corina Koller ist eine ebenso süße wie toughe Becky. Ramin Dustar entlockt dem Bösewicht Killer-Joe herrlich düstere Töne und auch sonst weiß das Grazer Ensemble nicht nur musikalisch sondern auch darstellerisch zu glänzen.
Zum heimlichen Star des Abends entwickelt sich die Singschul’ der Oper Graz unter der Leitung von Andrea Fournier, die in dieser Inszenierung als Schulkinder und Dorfgemeinschaft beinahe omnipräsent ist und der ohnehin quirligen Inszenierung noch zusätzliches Leben verleiht. Die Grazer Philharmoniker unter Kai Tietje runden den gelungenen Familienabend ab.
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