Die Art und Weise, wie Skilanglauf-Olympiasieger Christian Hoffmann zu einer sechsjährigen Sperre verurteilt worden war, empörte viele. "Ist auch schon wurscht", hatte ja eine Begründung im Ton-Protokoll gelautet. Oder: "Wir sollten ihm einen hübsch geschnitzten Pflock aufstellen." Oder: "Das können wir nicht begründen."
Sportminister Norbert Darabos, der in Brüssel weilte, forderte erneut Konsequenzen. Und Peter Wittmann, Präsident der Bundessport-Organisation, sowie sein "Vize" Peter Kleinmann stellten fest: "Wir sind entsetzt! Wir werden das in der nächsten BSO-Sitzung besprechen."
Sondersitzung im Parlament
Westenthaler vom BZÖ beruft innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Sondersitzung des Sportausschusses ein, am Donnerstag wurden die anderen vier Parteien davon informiert: "Da werden wir Gernot Schaar, den Vorsitzenden der Rechtskommission (links im Bild), und NADA-Geschäftsführer Andreas Schwab (rechts) vorladen. Die Geschehnisse sind skandalös und schaden dem Image Österreichs im Ausland."
Es existieren weitere Protokolle
Die "Krone" hat Informationen von (zumindest) weiteren zwei Protokollen, die ebenfalls im Besitz angeklagter Athleten sind - auch deren brisante Inhalte, die wir kennen und die durchaus Ähnlichkeit mit der "Urteilsfindung" im Fall Hoffmann haben, werden für Aufregung sorgen.
150.000-Euro-Klage
Die "Krone" sprach auch mit Michael Knopf, der die NADA auf 150.000 Euro Schadenersatz verklagen wird. "Mir ist es bei den Verhandlungen ähnlich ergangen wie Christian Hoffmann", erzählte der ehemalige Radrennfahrer, dessen Suspendierung ja zuerst aufgehoben, der aber letztlich doch für vier Jahre gesperrt worden war.
Rätsel um fünften Mann gelöst
Mittlerweile ist auch das Geheimnis um den fünften Mann gelöst. Professor Dr. Norbert Bachl, der bei den stundenlangen Verhandlung kein Wort gesprochen hatte, sandte der "Krone" eine E-Mail: "Sehr geehrter Herr Sommer, bezugnehmend auf Ihren Artikel möchte ich klarstellen, dass ich bei der besagten Sitzung der Rechtskommission nicht anwesend war! Mit freundlichen Grüßen."
Anwalt Flick: "Fall muss neu aufgerollt werden"
Da aber sein Name (wohl ohne Bachls Wissen) auf dem offiziellen NADA-Urteil steht, kann man die Rechtmäßigkeit bezweifeln. "Das ist ein Musterbeispiel für Nichtigkeit", erklärte der bekannte Sportjurist Christian Flick. "Der Fall muss neu aufgerollt werden." Er ist auch froh darüber, dass jetzt alles ans Tageslicht kommt: "Dopingsünder sollen hart bestraft werden - aber das Urteil darf nicht schon vor der Verhandlung feststehen. Es muss klare Beweise geben!"
Schaar wehrte sich am Donnerstag gegen die Vorwürfe und sagte: "Ich bezweifle die Authentizität des Protokolls. Ob ein Aufnahmegerät mehrere Stimmen so gut aufnehmen kann, dass man sie eindeutig Personen zuordnen kann, halte ich für fragwürdig. Ich habe gehört, dass das Protokoll 30 Seiten hat. Daher halte ich es bei viereinhalb Stunden Verhandlung und zwei Stunden Beratung für unvollständig."
Schaar: "Ich bin ja auch nur ein Mann"
Zu den Sexismus-Vorwürfen - es ging dabei auch um Weltcupsiegerin Lindsey Vonn - meinte der Jurist: "Dass man in Sitzungspausen auch einmal über etwas anderes redet, ist normal. Dass ich Lindsey Vonn fesch finde, dazu stehe ich. Ich bin ja auch nur ein Mann. Dass man deswegen die Kommission diskreditiert und fehlende Kompetenz bei der Urteilsfindung anprangert, finde ich ungeheuerlich. Wir werden dagegen vorgehen."
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