Die Schallplatte ist wieder voll im Trend. Die steirischen Brüder Manfred und Markus Krisper schneiden sich eine Scheibe von dem Erfolg ab.
Wenn das Brüderpaar Manfred (45) und Markus Krisper (47) aus Gleisdorf vom Plattenbau spricht, dann hat es ausschließlich mit Schallplatten zu tun. Vom Dachboden bis in den Keller stapeln sie sich bei ihnen - feinsäuberlich geordnet, foliert und nummeriert. Würden die Vinyl-Brüder ihren Fundus stapeln, so wurde der schwarze Rillenturm einen halben Kilometer in den Himmel ragen. Und es ist kein Ende in Sicht: „Diese Woche hat uns ein Sammler 150.000 Platten zum Kauf angeboten“, plaudert Markus aus dem Geschäftsleben.
Job für die Schallplatte an den Nagel gehängt
Mit dem An- und Verkauf von Schallplatten haben die beiden Brüder vor zehn Jahren begonnen und dafür ihre Jobs als gut bezahlte Techniker an den Nagel gehängt. Bereut haben sie diesen Schritt keine Sekunde. Bei Manfred gehen jährlich 15.000 Bestellungen ein. Durch Mundpropaganda haben sich die Vinyl-Brüder eine Stammkundschaft angelacht, die aus fanatischer Sammlerwut oder emotionalen Verbindung auch mal tief in die Tasche greift. „Bei mir rufen sogar Musiker an, die ihre eigenen Schallplatten zurückkaufen wollen.“
Das Fingerspitzengefühl für die rillige Ware haben die Vinyl-Brüder vom Vater vererbt bekommen. Der Senior begleitet seine Söhne in der kommenden Woche auch auf die größte Schallplattenbörse Europas in Holland. „Wir reisen mit dicker Brieftasche an, denn nur hier gibt es Raritäten für Tausende Euro“.
Verstaubte Schätze auf Dachböden und in Kellern
Diese Raritäten sind wie Trophäen im oststeirischen Kellerlager ausgehängt, darunter Goldene Schallplatten der EAV, die der Oststeirer aus einer Verlassenschaft ersteigert hat. „Die sind unverkäuflich, nur die erste EAV-Schallplatte mit Goofy am Cover habe ich für 1000 Euro verkauft“.
Markus reagiert auf die zu stillende Nachfrage nun auch als Verleger. „Ich habe Klassiker von STS, EAV und Ostbahn-Kurti in limitierter Auflage als Singles neu aufgelegt. Austropop ist gefragter denn je.“ Und die Plattenindustrie kurbelt das auferstandene Vinylgeschäft zusätzlich an. In dieser Woche erscheint etwa nach 50 Jahren das „blaue“ und „rote“ Album der Beatles wieder. Die Beatles sind für Sammler immer gutes Geld wert. Ringo Starr versteigerte etwa seine Erstpressung des legendären „White Albums“ - ein anonymer Käufer legte dafür 790.000 Dollar auf den Tisch.
„So etwas passiert nur alle heiligen Zeiten. Aber mit ABBA, AC/DC, Pink Floyd oder Queen lässt sich immer Geschäfte machen“, versichern die Vinyl-Brüder. „Wenn der Zustand der Platte, die Pressung und Originalität passen, wird gutes Geld geboten.“ Also ab in den Keller oder auf den Dachboden, wo sich Verstaubtes vielleicht fein ummünzen lässt.
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