Nach Konvoi-Angriff
Hamas stoppt Ausreisen aus dem Gazastreifen
Nach einem israelischen Angriff auf einen Krankenwagen wurden Ausreisen aus dem Gazastreifen vorerst gestoppt. Betroffen sind verletzte Palästinenser ebenso wie Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsbürgerschaft. Grund sei die Weigerung Israels, verletzte Palästinenser in ägyptische Krankenhäuser bringen zu lassen, wie ein Vertreter der Grenzübergangsverwaltung am Samstag sagte.
„Kein ausländischer Passinhaber darf den Gazastreifen verlassen, bevor die Verletzten, die aus den Krankenhäusern im nördlichen Gazastreifen evakuiert werden müssen, zum Rafah-Terminal transportiert werden können“, sagte der Beamte, der nicht namentlich genannt werden wollte. Nach US-Angaben hat die Hamas versucht, über den zeitweise geöffneten Grenzübergang Rafah eigene Kämpfer aus dem Gazastreifen auszuschleusen.
Israel: Terroristen getötet
Nach israelischen Angaben sind bei dem Angriff auf den Krankenwagen mehrere Terroristen getötet worden. Das Hamas-Gesundheitsministerium gab dagegen an, es seien Verwundete zum Grenzübergang transportiert worden, damit diese in Ägypten behandelt werden können. Der Angriff auf den Konvoi aus fünf Fahrzeugen geschah nach palästinensischen Angaben vor dem Eingang des Shifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza. 13 Menschen seien dabei getötet und 26 weitere verletzt worden.
UNO-Generalsekretär António Guterres und der Chef der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, zeigten sich vom Beschuss des Krankenwagens „entsetzt“. Beide forderten eine Waffenruhe. Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan warf Guterres daraufhin vor, dass er „völlig die Tatsache ignoriert, dass die Hamas Krankenwagen absichtlich für Terrorziele missbrauchen“. Mit Blick auf das Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober schrieb Erdan: „Wo war Ihr Horror, als die Hamas mit Panzerabwehrraketen auf israelische Krankenwagen schoss und Rettungssanitäter kaltblütig hinrichtete?“
Auch der israelische Rettungsdienst Magen David Adom kritisiert Guterres:
Berichte: Hamas wollte Kämpfer nach Ägypten schmuggeln
US-Medien berichteten, die Hamas versuche, verletzte Mitglieder ihres militärischen Arms über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten herauszuschmuggeln. Damit habe sie die Evakuierung von Ausländern aus dem Gaza-Streifen verzögert, schrieb die „New York Times“ unter Berufung auf einen hohen amerikanischen Regierungsbeamten. Der US-Offizielle sagte, dass die Hamas zuvor Israel, den Vereinigten Staaten und Ägypten wiederholt Listen verwundeter Palästinenser vorgelegt habe, die zusammen mit US-Bürgern und anderen Ausländern ausreisen sollten. Nachprüfungen hätten aber ergeben, dass es sich bei vielen dieser Personen um Hamas-Kämpfer handelte.
Kommandozentralen unter Spitälern?
Israel wirft der Terrorgruppe Hamas seit langem vor, ihre Kommandozentren, Waffenlager und Raketenabschussrampen gezielt in zivilen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Schulen zu platzieren oder in Tunneln darunter - damit sie nicht aus der Luft bombardiert werden.
Israel griff nach palästinensischen Angaben außerdem eine Schule in der Stadt Jabalia im Norden des Gazastreifens an. Mindestens 15 Menschen seien dabei am Samstag ums Leben gekommen, teilte die Gesundheitsbehörde in dem von den militanten Islamisten beherrschten Gebiet mit. Dutzende weitere seien verletzt worden. Das israelische Militär nahm zunächst nicht Stellung. In den vergangenen Tagen hatte die israelische Luftwaffe mehrfach Jabalia angegriffen, weil sich nach ihrer Darstellung dort wichtige Hamas-Strukturen verbergen.
„Bombe traf Schulhof“
Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNWRA) bestätigte die Attacke. „Mindestens eine Bombe traf den Schulhof, wo Zelte für vertriebene Familien standen. Eine weitere Bombe traf die Schule, wo Frauen Brot backten“, sagte UNWRA-Sprecherin Juliette Touma gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Nach Hamas-Angaben wurden zudem bei einem israelischen Raketenangriff zwei Frauen vor einem Kinderkrankenhaus getötet. Nach Angaben der Gaza-Gesundheitsbehörde wurden bis Samstag mindestens 9488 Palästinenser seit Ausbruch der Kämpfe getötet.
Hamas: 60 Geiseln nach Luftangriffen vermisst
Laut Hamas werden zudem mehr als 60 der von ihr entführten Geiseln infolge israelischer Luftangriffe auf den Gazastreifen vermisst. Allein 23 israelische Geiseln seien unter Trümmern verschüttet, teilen die Kassam-Brigaden mit, die militärische Organisation der Hamas. Die Zahl der Geiseln in der Gewalt der Hamas war zuletzt auf rund 240 beziffert worden.
Israel wiederholte die Aufforderung an die Bevölkerung, den Norden des Gazastreifens wegen einer bevorstehenden Intensivierung der Offensive zu räumen. Dafür gab es am Samstagnachmittag eine mehrstündige Feuerpause für das Gebiet einer Hauptverbindungsstraße. „Wenn Sie sich und Ihre Lieben schützen wollen, befolgen Sie unsere Anweisung, nach Süden zu fahren“, hieß es in einem Social-Media-Beitrag auf Arabisch.
Mindestens 800.000 Menschen geflohen
Der US-Sondergesandte David Satterfield sagte in Amman, dass bereits zwischen 800.000 und eine Million Menschen in den Süden des Gazastreifens gezogen seien. Zwischen 350.000 bis 400.000 hielten sich noch im Norden von Gaza-Stadt und Umgebung auf.
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