„Sturmzeit“

Prominente Würdigung eines Aktivisten

Vorarlberg
05.11.2023 18:38

Das Jüdische Museum Hohenems gedachte des Schriftstellers, Lyrikers und politischen Aktivisten Jura Soyfer. Und das auf eine ganz wunderbare Art und Weise. Das Soyfer gewidmete Programm „Sturmzeit“ berührte tief.

Beeindruckend, wer sich da am Freitagabend und in gleicher Weise am Samstagabend auf der Bühne des Löwensaals in Hohenems versammelte! Michael Köhlmeier als Erzähler, Tini Kainrath und Reinhold Bilgeri als Sänger und als Initiatorin und Hauptakteurin des ganzen Programmes Sabina Hank.

Während die beiden Herren der Veranstaltung hierzulande nicht vorgestellt werden müssen, sollte man sich mit den Damen näher befassen: Tini Kainrath, Mitglied der „Rounder Girls“, machte von sich reden, als sie anlässlich eines Fußball-Länderspiels die Bundeshymne gendergerecht abänderte. Und die Salzburgerin Sabina Hank schließlich ist von Kind an ein Wunder an Kreativität als Komponistin und Pianistin und eine der wichtigsten Jazz-Sängerinnen in Österreich. Schon 2005 vertonte sie, angeregt von Willi Resetarits, Lyrik von Jura Soyfer.

Reinhold Bilgeri, Sabina Hank und Michael Köhlmeier vor dem Jüdischen Museum Hohenems. (Bild: Jüdisches Museum)
Reinhold Bilgeri, Sabina Hank und Michael Köhlmeier vor dem Jüdischen Museum Hohenems.

Dessen Lebensgeschichte ist beklemmend aktuell: Geboren 1912 in Charkow (!) in eine jüdische Familie, verließ diese aufgrund von Pogromen die damals zum russischen Zarenreich gehörige Ukraine und siedelte sich schließlich in Wien an. Wegen der Machtergreifung der Nazis wollte Jura Soyfer über das Montafon in die Schweiz fliehen, wurde aber angehalten und starb schließlich mit nur sechsundzwanzig Jahren im KZ Dachau. Soyfers Lebensgeschichte sowie Einblicke in sein reiches Oeuvre aus politischen Schriften, Prosa und Lyrik präsentierte Michael Köhlmeier auf seine unnachahmliche, feinsinnige Art.

Die von Sabina Hank vertonten Gedichte Soyfers muteten zuweilen an wie eine moderne „Winterreise“, so unerbittlich und existenziell kamen sie herüber. Begleitet von Hank selbst am Klavier sowie ihrer kleinen Band wurden sie abwechselnd oder im Duett gesungen von Reinhold Bilgeri, der wunderbaren Tini Kainrath und Sabina Hank selbst.

Unter dem Titel „Sturmzeit“ ist ein so großartiges wie tief berührendes Programm gelungen, das in Hohenems zu ersten Mal präsentiert wurde, aber, wie mir Sabina Hank nach dem Konzert verriet, weitere Aufführungen an anderen Orten erleben wird.

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