Angst vor Islamisten?
Deswegen nehmen Nachbarn keine Palästinenser auf
Obwohl die ägyptische Regierung verletzte Zivilpersonen aus dem Gazastreifen behandeln lässt, will sie keine Flüchtlinge aufnehmen. Ähnliches ist auch in Jordanien, Syrien und dem Libanon zu beobachten. Die jordanische Luftwaffe hat kürzlich medizinische Hilfe über dem Gazastreifen abgeworfen, Flüchtlinge sollen aber auch dort nicht aufgenommen werden.
„Sie sollten in ihrem Land bleiben“, stellte der ägyptische Präsident Abdel Fatah-al-Sisi direkt nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober klar. Die Gründe, warum einige arabische Regierungen keine Flüchtlinge aus dem Gazastreifen aufnehmen wollen, sind unterschiedlich.
Die Grenze zu Ägypten wurde und wird nur in Ausnahmefällen für Palästinenserinnen und Palästinenser geöffnet, etwa für Schwerkranke oder Schwerverletzte. Der offizielle Grund ist, dass die Regierung befürchtet, dass die Menschen dauerhaft aus dem Gazastreifen vertrieben werden könnten, wenn sie ihn erst einmal verlassen haben.
Ein weiterer Grund ist laut Medienberichten, dass sich die politisch instabile Sinai-Halbinsel in den vergangenen Jahren zum Rückzugsort für militante Islamistinnen und Islamisten entwickelt hat. Sollte der Rafah-Grenzübergang geöffnet werden, fürchtet die ägyptische Regierung, dass auch Unterstützende der Hamas den Gazastreifen verlassen und sich mit den Dschihadisten zusammenschließen könnten.
Historische Vorbehalte
Jordaniens Regierung hat ebenfalls das Argument, dass Palästinenserinnen und Palästinenser dauerhaft ihre Heimat verlieren könnten. Darüber hinaus gibt es historische Vorbehalte. So haben beispielsweise radikalisierte Palästinenserinnen und Palästinenser 1970 ein Attentat auf den damaligen jordanischen König Hussein I. verübt. Dessen Israel-Politik war ihnen zu liberal. Das Verhältnis zwischen den Bevölkerungen Palästinas und Jordaniens ist bis heute oft nicht gut.
Andere arabische Länder wie Syrien und der Libanon haben selbst mit Kriegen und hohen Flüchtlingszahlen zu tun. In Syrien herrscht bereits seit mehr als einem Jahrzehnt Krieg, der Libanon wiederum hat bereits 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien. Die iranische Regierung ist der größte Unterstützer der Hamas und will Israel selbst von der Landkarte tilgen.
Wirtschaftliche Aspekte
Oft spielen auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Die Golfstaaten Katar, Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate haben zwar keine Geldprobleme, wollen aber lediglich reiche Ausländerinnen und Ausländer aus dem Westen ins Land lassen.
Trotz dieser Haltung sympathisiert die arabische Welt immer wieder laut und offen mit den Palästinenserinnen und Palästinensern. So verurteilen die Regierungen beispielsweise die Angriffe oder betonen die Notwendigkeit von humanitärer Hilfe. „Es ist unsere Pflicht, den Brüdern und Schwestern zu helfen, die im Krieg gegen Gaza verletzt wurden. Wir werden immer für unsere palästinensischen Brüder und Schwestern da sein“, schrieb beispielsweise der jordanische König Abduallah II. in der Nacht auf Montag (siehe Video oben).
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.