Die „Krone“ konnte neue, unzensierte Videos des Hamas-Anschlags vom 7. Oktober sichten. Aufgrund der grausamen Szenen werden sie nicht an die breite Öffentlichkeit gebracht. Was sie zeigen, schildert „Krone“-Redakteur Paul Tikal.
Zwei kleine israelische Brüder, beide um die neun, zehn Jahre alt, stehen nur in Unterhose bekleidet in der Küche ihres Elternhauses. Der Kleinere brüllt vor Schmerzen nach seiner Mama, in Panik überschlägt sich seine Stimme. Immer wieder ruft er nach seiner Mutter, sein Vater, so zeigen Aufnahmen aus einer Überwachungskamera, ist gerade vor seinen Augen von einer Granate zerfetzt worden - sein Körper dürfte die meisten Splitter abgefangen haben.
Der ältere Bruder steht neben ihm, er behält wie durch ein Wunder die Fassung und versucht, mit einer Wasserflasche die Splitter- und Brandwunden am Rücken des Kleinen auszuwaschen. Daneben öffnet der Mörder seines Vaters, ein unmaskierter Hamas-Terrorist mit Sturmgewehr um die Schulter, seelenruhig den Kühlschrank und nimmt sich etwas zu trinken.
Szenenwechsel
Drei junge Hamas-Terroristen, keiner älter als 20, jubeln in Ekstase in ihre Handy-Kamera. „Vater, schau was ich dir auf WhatsApp geschickt habe“, wird später in einem abgefangenen Telefonat zu hören sein. „Ich habe zehn Juden eigenhändig umgebracht!“ Der Vater stößt vor Freude mehrere „Allahu Akbar!“ aus und holt die Mutter ans Telefon.
„Mutter, ich habe gerade zehn Juden umgebracht!“ Auch sie kann es kaum fassen. Immer wieder „Allahu Akbar“. Und gemeinsam feiert die Familie am Telefon das Gemetzel, das ihr Sohn unter Israelis angerichtet hat.
Wieder Szenenwechsel
Ein israelischer Soldat hat sein Gewehr im Anschlag, er geht über das verwüstete Gelände des „Nova“-Festivals. Die Kamera an seinem Körper zeigt, wie er sich einer Bar in der Mitte des Geländes nähert. Der Soldat ist zunächst gefasst, macht klare Meldungen. „Tote Polizistin!“ Er geht weiter. „Eins, zwei drei, vier fünf Tote!“ Als er an der Bar ankommt und über den Tresen blickt, stapeln sich am Boden Dutzende tote Festivalbesucher. Junge Menschen in Partyoutfit, in ihrem eigenen Blut, teils übereinander liegend. „Gebt mir ein Lebenszeichen!“ ruft der Soldat noch bestimmt. „Wer am Leben ist, gebt mir ein Zeichen!“ Wenige Sekunden später bricht seine Stimme. Leise meldet er zurück: „Hier gibt es keine Lebenszeichen.“ In dem blutigen Knäuel an Menschen bewegt sich nichts mehr.
Dutzende Kameras filmten das Grauen
Mehr als 40 Minuten lang dauerte der unzensierte, rohe Zusammenschnitt, der am Montag in einem geschlossenen, fensterlosen Konferenzraum vor Journalisten, Diplomaten und internationalen Militärattachés gezeigt wird. Dutzende Videoaufnahmen sind es, die das Hamas-Massaker vom 7. Oktober im Süden Israels dokumentieren. Gefilmt aus Überwachungskameras, mit Handys der Opfer, aber auch mit mitgeführten Kameras der Angreifer, die diese an Helm und Schutzweste angebracht hatten.
Und plötzlich bekommen die Zahlen Gesichter
Aus „1300 toten Israelis“ wird der oben beschriebene Vater, der seine Buben vor einer Granate schützt und vor ihren Augen stirbt. Die Frau, die sich in einem Kindergarten wimmernd zusammenkauert, angeschossen und leblos von Terroristen auf den Schultern weggetragen wird. Der junge Festivalbesucher, der mit zerfetztem, stark blutendem Arm auf einen Toyota Hilux geladen wird und unter Schock nach Gaza verschleppt wird.
In einer Szene werden tote israelische Frauen und Männer als „Trophäen“ von den Terroristen zurück in den Gaza-Streifen gebracht und dort vor einer johlenden Menge auf den staubigen Boden geworfen. Väter, Brüder, Onkel, Nachbarn kommen aus den Häusern, um im ungezügelten Freudentaumel auf die toten Jugendlichen einzutreten. Ein Rausch wie beim Gewinn der Fußball-WM.
Kaum auszuhalten
„Niemand erwartet, dass diese Bilder Ihre Ansichten auf den Nahost-Konflikt ändern“, sagt Israels Botschafter in Wien, David Roet, vor Beginn der Präsentation. „Wir verstehen die vielen Themen, die es rund um Gaza und Israel gibt. Doch das hier? Das ist etwas völlig anderes.“ Das Video beginnt. Nach wenigen Minuten verlässt die erste Teilnehmerin schluchzend den Saal.
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