Wie konnte die Lage beim Grazer Derby so eskalieren? Diese Frage stellen sich aktuell viele. Die „Krone“ hat mit der Polizei über mögliche Faktoren gesprochen. Und: was Sturm-Präsident Christian Jauk und GAK-Manager Matthias Dielacher zur Eskalation sagen.
Fans, die das Stadion stürmen, mit Eisenstangen Wehrlose überfallen und verletzen, Gegenstände herumwerfen, mit Pfefferspray Polizisten attackieren: dramatische Vorfälle, die sich am Allerseelentag in Graz beim Cup-Derby zugetragen haben. Doch wie konnte es so weit kommen?
Aus Sicht der Polizei ein äußerst schwieriges Thema. Problemfelder gebe es nämlich gleich mehrere. Allen voran stehe ein hart gesottener Kern von rund 40 Sturm-Fans, die vor nichts mehr zurückzuschrecken scheinen. Deswegen müssen die Polizei und die Vereine eng zusammenarbeiten, „denn keiner kann alleine für Sicherheit sorgen“, sagt Polizei-Sprecher Markus Lamb.
Das nicht mehr zeitgemäße Stadion ist für den Sicherheitsapparat eine Herausforderung.
Polizei-Sprecher Markus Lamb
Prinzipiell ist die Polizei gut aufgestellt. Mehrere Trupps mit unterschiedlichen Aufgaben sind bei Spielen wie diesen im Einsatz, wie Willibald Gutschi, Leiter des Einsatzreferats beim Stadtpolizeikommando, erklärt. Etwa ein eigener Aufarbeitungstrupp, der Anzeigen entgegennimmt. Im Stadion müsse der Veranstalter für Sicherheit sorgen, bei diesem Spiel schienen die Ordner überfordert, sie wurden regelrecht überrannt.
Währenddessen war die Exekutive im Außenbereich mit den Zuströmen bei den Fan-Meilen und dem Fan-Marsch beschäftigt, schritt aber sofort ein, als die Randale im Stadion starteten. Hinzu kommt: „Das nicht mehr zeitgemäße Stadion ist für den Sicherheitsapparat eine Herausforderung“, sagt Polizei-Pressesprecher Markus Lamb. Um für mehr Sicherheit zu sorgen, brauche es Adaptierungen, die bereits im Eingangsbereich bei den Drehkreuzen beginnen müssten.
GAK sieht Schuld auch bei Sturm und der Polizei
Warum greift die Polizei nicht härter gegen rabiate Fans durch? Man agiere nach dem Sicherheitspolizeigesetz, lautet die Antwort. Deeskalation steht dabei an erster Stelle.
Wir waren damals schon mit der Situation nicht glücklich, wurden aber von Sturm, der Exekutive und dem ÖFB massiv dazu gedrängt, den Sturmfans die Nordtribüne zu überlassen.
GAK-Manager Matthias Dielacher
Bild: Jauschowetz Christian
GAK kritisiert Sturm und Polizei
Am Montag meldete sich nun GAK-Manager Matthias Dielacher zu Wort: „Das Sicherheitskonzept entsprach jenem vom letzten Jahr. Wir waren damals schon mit der Situation nicht glücklich, wurden aber von Sturm, der Exekutive und dem ÖFB massiv dazu gedrängt, den Sturmfans die Nordtribüne zu überlassen. Insgesamt waren 190 Ordner im Einsatz. Mögliche Mängel bei der Einlasssituation werden gerade mit dem Sicherheitsdienst evaluiert, rechtfertigen aber keinesfalls den Raubüberfall auf unseren Fanshop.“ Die Situation vor dem Stadion habe man beim GAK kritisch gesehen, Sturm und die Polizei hätten diese als ungefährlich fehleingeschätzt.
Jauk: „Ich schäme mich dafür“
Auch Sturm-Präsident Christian Jauk fand am Montag klare Worte: „Die Vorfälle beim Derby machen mich traurig. Gewalt hat beim SK Sturm keinen Platz und ich schäme mich dafür. Ich möchte mich bei all jenen entschuldigen, die in irgendeiner Form einen Schaden davon getragen haben.“
Am Montag findet dazu zudem ein Treffen zwischen Klubführung und Fan-Verantwortlichen statt.
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