Angriffe angekündigt

Israel will Hamas-Tunnel jetzt direkt attackieren

Ausland
06.11.2023 21:07

In der Offensive zur geplanten Vernichtung der Terrororganisation Hamas will Israels Armee jetzt die nächste Stufe starten. Die Streitkräfte seien bereit, Hamas-Kämpfer direkt in ihren unterirdischen Tunneln und Bunkern im nördlichen Gazastreifen anzugreifen, kündigte Militärsprecher Richard Hecht am Montag an.

„Jetzt werden wir anfangen, uns ihnen zu nähern“, sagte Hecht. Das bedeute, dass sie oberirdisch und unterirdisch angegriffen werden würden. Der Militärsprecher berichtete, dass die Stadt Gaza im Norden mittlerweile eingekreist sei und damit ein wichtiges Etappenziel erreicht sei.

Neue Welle von Luftangriffen
Der Sprecher äußerte sich wenige Stunden nach einer massiven Angriffswelle der israelischen Luftwaffe auf den dicht besiedelten Küstenstreifen. In den vergangenen 24 Stunden seien rund 450 Ziele aus der Luft bombardiert worden, teilte die Armee am Montag in der Früh mit. Darunter seien Tunnel, militärische Anlagen sowie Abschussrampen für Panzerabwehrraketen der Hamas gewesen. Zudem hätten die Truppen am Boden einen militärischen Komplex übernommen. Beim Einsatz seien „mehrere Hamas-Terroristen“ getötet worden, hieß es seitens des Militärs. 

Laut israelischem Militär wurden auf diesem Gelände, dass einen Kinderspielplatz und Vergnügungspark beherbergt, Raketenrampen entdeckt. (Bild: IDF)
Laut israelischem Militär wurden auf diesem Gelände, dass einen Kinderspielplatz und Vergnügungspark beherbergt, Raketenrampen entdeckt.
Ein israelischer Soldat führt Journalisten während des Gaza-Kriegs 2014 durch einen Hamas-Tunnel. Auch jetzt will Israels Armee die Terrorgruppe direkt in ihrem Tunnelsystem angreifen. (Bild: AP)
Ein israelischer Soldat führt Journalisten während des Gaza-Kriegs 2014 durch einen Hamas-Tunnel. Auch jetzt will Israels Armee die Terrorgruppe direkt in ihrem Tunnelsystem angreifen.

Das Gesundheitsministerium von Gaza berichtete von mehr als 200 Toten bei den nächtlichen Angriffen. Die Toten wurden von dem von der Hamas geführten Ministerium dabei wie üblich als „Märtyrer“ bezeichnet. 

Bodentruppen kämpfen sich voran
In der Kampfzone rücken israelische Bodentruppen mit massiver Unterstützung durch Panzereinheiten und Artillerie langsam, aber konstant weiter vor. Haus um Haus, Straßenzug um Straßenzug kämpfen sie sich voran. Die Terroristen der Hamas, so schildern Soldaten, hätten sich weitgehend in den Tunnelsystemen unter den Gebäuden versteckt und würden von dort aus überfallartig angreifen. Die versteckten Eingänge zu dem unterirdischen System sind häufig mit Sprengfallen geschützt.

Raketenrampen in Pfadfinderheim
Bei ihrer Offensive im Gazastreifen haben die israelischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge Raketenabschussrampen der Hamas auf einem Kinderspielplatz, in der Nähe eines Kinderschwimmbeckens sowie nahe Wohnhäusern entdeckt. Ein Video zeigt zudem Raketenbatterien, die in einem Pfadfinderheim aufgebaut waren (siehe Tweet unten).

Die israelische Armee hat den Gazastreifen jetzt komplett in zwei Gebiete aufgeteilt, den Norden, in dem die Schlacht mit den Terroristen der Hamas nach der kompletten Einkesselung von Gaza-Stadt einen ihrer Höhepunkte erreicht hat, und den Süden, der ebenfalls keine „sichere Zone“ sei, wie Israel betont, für Zivilisten aber um vieles sicherer als der Norden.

„Gaza wird zu einem Friedhof für Kinder“
UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete die Situation im Gazastreifen als „Krise der Menschheit“. Er forderte erneut eine sofortige Freilassung der nach Gaza verschleppten Geiseln und einen humanitären Waffenstillstand. „Gaza wird zu einem Friedhof für Kinder“, sagte Guterres am Montag vor Journalisten in New York. Zuvor hatten mehrere UNO-Organisationen angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der kritischen Versorgungslage im Gazastreifen eine sofortige Feuerpause gefordert.

700.000 Menschen folgten Evakuierungsaufrufen
Israel hat sich internationalen Aufrufen für eine Waffenpause bisher verweigert. Stattdessen gab es mehrere Feuerpausen, in denen sich die Bewohner des nördlichen Gazastreifens in den Süden bewegen sollten. Auch am Montag wurde ein solches Zeitfenster genannt und ein Korridor für Zivilisten geöffnet (siehe Video oben). Wiederholten Evakuierungsaufrufen sind nach israelischen Militärangaben bereits 700.000 Bewohner des Gazastreifens gefolgt. Die Vereinten Nationen sprechen von 1,4 Millionen Binnenflüchtlingen in dem dicht besiedelten Gebiet.

Die israelische Armee teilte zudem mit, dass der Abwurf von medizinischen Hilfsgütern durch ein jordanisches Flugzeug über dem Gazastreifen „in Zusammenarbeit“ mit Israel erfolgt sei. Jordaniens König Abdullah II. hatte zuvor mitgeteilt, die jordanische Luftwaffe habe in der Nacht medizinische Hilfsgüter für ein jordanisches Feldkrankenhaus im Gazastreifen abgeworfen.

Am Montag veröffentlichte das israelische Militär Luftaufnahmen, die palästinensische Zivilisten auf dem Weg vom nördlichen Teil der Enklave in den Süden zeigen sollen. (Bild: kameraOne)
Am Montag veröffentlichte das israelische Militär Luftaufnahmen, die palästinensische Zivilisten auf dem Weg vom nördlichen Teil der Enklave in den Süden zeigen sollen.

Die EU kündigte unterdessen eine Intensivierung ihrer humanitären Hilfe für den Gazastreifen an. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte am Montag, die Hilfe werde um 25 Millionen Euro auf insgesamt 100 Millionen Euro erhöht. EU-Chefdiplomat Josep Borrell schlug eine Feuerpause vor, in deren Rahmen das Rote Kreuz auch zu den Geiseln gelangen könne.

USA schickten atomwaffenfähiges U-Boot
Eine Ausweitung humanitärer Hilfe kündigten auch die USA an. Zugleich verstärkten die Vereinigten Staaten ihre Bemühungen zur militärischen Abschreckung. In einem ungewöhnlichen Schritt gab das US-Militär am Montag bekannt, dass ein atomwaffenfähiges U-Boot im Nahen Osten angekommen sei. Diese Ankündigung wurde von Israel begrüßt.

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