Viele Geheimtipps

Bekanntes und Unbekanntes in Wien entdecken

Reisen & Urlaub
09.11.2023 09:00

In Wien lebt jeder fünfte Österreicher, wer hier nicht wohnt, hat die Hauptstadt zumindest schon besucht. Wien ist das Ziel von Touristen aus aller Welt, berühmt für seine vielen Sehenswürdigkeiten, aber es gibt auch wahre Geheimtipps, die selbst Einheimische überraschen.

Wir beginnen unseren Rundgang im Kunsthistorischen Museum, wo alte Meister, Mumien und die berühmteste Salzdose (Saliera) der Welt warten. So weit, so bekannt. Ein Blick hinter verschlossene Türen vom Keller bis zum Dachboden ist durch eine der seltenen Backstage-Führungen erlebbar.

Bei diesem einmaligen Spaziergang erfährt man Wissenswertes zur Baugeschichte des Gebäudes, der beeindruckenden Lüftungsschächte und der Technik, die zu so einem großen Museum gehört.

Die berühmte Saliera von Benvenuto Cellini ist im Kunsthistorischen Museum zu besichtigen. (Bild: © WienTourismus/Paul Bauer)
Die berühmte Saliera von Benvenuto Cellini ist im Kunsthistorischen Museum zu besichtigen.
Kunsthistorisches Museum: Nicht nur die außergewöhnliche Kunstsammlung ist sehenswert, sondern auch das Gebäude an sich - wie hier die prächtige Kuppel. (Bild: Reinhard Holl)
Kunsthistorisches Museum: Nicht nur die außergewöhnliche Kunstsammlung ist sehenswert, sondern auch das Gebäude an sich - wie hier die prächtige Kuppel.

Die Kuppelhalle ist der Höhepunkt kaiserlicher Selbstinszenierung, vom Dach aus eröffnet sich eine herrliche Aussicht. Nun sind wir im Reich der Bienen, das Thomas Zelenka hütet. Wir befinden uns zwar mitten in der Stadt, aber es gibt im Sommer erstaunlich viel Nektarangebot, und das mit weniger Pestiziden als am Land – etwa im Volksgarten – für die 200.000 Bienen. Der Honig ist übrigens im Museumsshop erhältlich.

Die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten. (Bild: © WienTourismus/Gregor Hofbauer)
Die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten.
Das Ernst-Fuchs-Museum in der Otto-Wagner-Villa (Bild: © WienTourismus/Christian Stemper)
Das Ernst-Fuchs-Museum in der Otto-Wagner-Villa

Geheime Orte in der Innenstadt
Wir treffen Gabi und Basti Knöbl, seit drei Jahren Tourguides in Wien. Ihr Ziel ist es, Besuchern die unbekannten Seiten der Stadt zu zeigen, so zum Beispiel den Steyrerhof, der einer der ältesten Profanbauten Wiens und Teil des Griechenviertels ist.

Die jungen Fremdenführer wissen über mittelalterliche Spione über dem Eingangstor, Prellsteine, Durchhäuser (Abkürzungen zwischen den Straßen) oder sogenannte Läufer zu erzählen, die dafür sorgten, dass es an engen Stellen zu keinem Stau der Kutschen und Fuhrwerke kam.

Zwei Gehminuten vom Stephansdom entfernt, in einem ruhigen Innenhof, erklären sie, was Pawlatschen sind: offene Holzgänge mit Stiegen, über die man die Wohnungen vom Hof aus erreichen konnte. Die Stadt wurde immer dichter verbaut. So konnte man auf Stiegenhäuser im Inneren verzichten und Platz sparen. Außerdem wurden sie wie schattige Balkone genutzt, und man konnte quer über den Hof tratschen.

Innenhof mit Pawlatschengängen in Wien (Archivaufnahme) (Bild: commons.wikimedia.org (GEMEINFREI))
Innenhof mit Pawlatschengängen in Wien (Archivaufnahme)

Die Innenstadt ist voller Geheimnisse, man muss sie nur sehen oder davon hören – eine, die etwas dazu berichten kann, ist Gexi Tostmann. Unter ihrem renommierten Trachtengeschäft, genauer vier Stockwerke tiefer, ist man im Rahmen einer Ausstellung auf Katakomben gestoßen – ein Ort der Kraft, wahrscheinlich ein kultischer Raum laut den Historikern.

Ab in luftige Höhen
Der Prater ist fast eine Welt für sich – 600 ha groß, einst kaiserliches Jagdgebiet und heute weitläufiges Erholungsgebiet. 1873 fand hier die Wiener Weltausstellung statt, wir feiern also das 150.-Jahre-Jubiläum. Das Riesenrad allerdings wurde erst später, nämlich 1897 zum 50. Thronjubiläum Kaiser Franz Josefs I. errichtet. Es zählt zu den ältesten und berühmtesten Attraktionen des Wurstelpraters, wie der Vergnügungspark genannt wird.

Sasa Schwarzjirg moderiert die „REISEZEIT“-Sendungen im ORF - für die Wien-Ausgabe hat sie sich auf Plattform 9 des Riesenrads in schwindelnde Höhen begeben. (Bild: zVG)
Sasa Schwarzjirg moderiert die „REISEZEIT“-Sendungen im ORF - für die Wien-Ausgabe hat sie sich auf Plattform 9 des Riesenrads in schwindelnde Höhen begeben.

Der Urgroßvater von Nora Lamac hat dieses letzte noch bestehende Urriesenrad Ende der 1950er-Jahre gekauft. Sie weiß viele Anekdoten, etwa von Madame So lange, die 1914 mit ihrem Pferd eine Runde auf dem Dach des Riesenrads mitgefahren ist – so etwas ist heute zwar nicht mehr erlaubt, aber es gibt ein besonderes Erlebnis für Abenteuerlustige auf Plattform 9: Wer einen Adrenalinkick sucht, bekommt diesen bei einer luftigen Fahrt auf einer Stahlkonstruktion mit Glasboden, die zum 125. Geburtstag der Riesenrad-Institution errichtet wurde – ein aufregendes Höhengefühl samt Extrakick auf fast 70 Meter Fallhöhe.

Sigmund-Freud-Museum und ein Zoo im Hochhaus
Fast ein halbes Jahrhundert lang, von 1891 bis zu seinem Exil 1938, wohnte Sigmund Freud in der Berggasse 19 im 9. Bezirk, wo heute ein Museum der Öffentlichkeit zugänglich und als Geburtsort der Psychoanalyse bekannt ist.

Sigmund Freud (Bild: AP)
Sigmund Freud

Monika Pressler, die Direktorin: „Sigmund Freud hatte hier nicht nur seine Wohnung, sondern auch seine Praxis. Wir befinden uns am Ursprungsort der Psychoanalyse, wo er 47 Jahre als Psychoanalytiker und Neurologe gewirkt, aber auch mit seiner Familie gelebt hat.“ Freud flüchtete im Juni 1938 vor dem Nationalsozialismus.

(Bild: zVg)

Auch sechs monströse Flak-Türme, die nach dem Krieg nicht abgerissen werden konnten, erinnern an dunkle Zeiten. Einer davon befindet sich im 6. Bezirk und ist zum Symbol des Lebens – des Unterwasserlebens – geworden: das Haus des Meeres, eine Unterwasserwelt, in einem Gebäude, das hoch in den Himmel ragt. Rund 600 verschiedene Arten und insgesamt über 10.000 Tiere können in diesem Zoo besucht werden, eine wahre Artenvielfalt.

Das 360°-Haibecken im Haus des Meeres entzückt Besucher seit 2021! (Bild: HAUS DES MEERES/ALMIR AHMETOVIC)
Das 360°-Haibecken im Haus des Meeres entzückt Besucher seit 2021!

Hans Köppen, der Geschäftsführer: „Das Besondere im Haus des Meeres ist, dass es sich um einen Zoo im Hochhaus handelt.“ Es gibt nicht nur Fische, sondern auch Reptilien und die beliebten Kattas – die dürfen sogar zu bestimmten Terminen (25 Euro für Erwachsene, 15 Euro Kinder) im Gehege besucht und gefüttert werden.

Mehr als Fische - auch Katta- Begegnungen sind im Haus des Meeres möglich. (Bild: © WienTourismus/Gregor Hofbauer)
Mehr als Fische - auch Katta- Begegnungen sind im Haus des Meeres möglich.

Architekturdenkmäler und Natur in der Großstadt
Am Rande des Wienerwaldes, in der Hüttelbergstraße 26, fällt eine prächtige Villa ins Auge. Dabei handelt es sich um ein wahres Juwel mit Geschichte. Das Gebäude wurde von niemand Geringerem als vom berühmten Jugendstil-Architekten Otto Wagner als Sommersitz entworfen, ab 1895 auch ganzjährig bewohnt. Und heute? Die Villa ist ein weiteres Beispiel, wie man überrascht werden kann, wenn man in Wien hinter die Kulissen blickt. Anfang der 1960er-Jahre war sie heruntergekommen und sollte sogar abgerissen werden. Doch ein anderer großer Künstler trat auf den Plan – Ernst Fuchs, Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus, rettete das wertvolle Architekturdenkmal und machte es zu seinem Atelier.

Heute ist darin das Privatmuseum Ernst Fuchs untergebracht, das besichtigt werden kann. Spannende Gebäude gibt es in Wien natürlich viele, so etwa auch die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten, die Kaiser Franz Joseph seiner Frau Elisabeth zum Geschenk machte. „Schloss der Träume“ nannte Sisi diese Villa, die vom bekannten Ringstraßen-Architekten Carl von Hasenauer geschaffen wurde. 24,5 Millionen Quadratmeter Naturschutzgebiet, direkt in der Großstadt – das beweist, wie grün Wien ist!

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