Er ist zwar winzig klein, dennoch sorgt ein räuberischer Laufkäfer für große Aufregung unter Wissenschaftlern. Denn Anophthalmus hitleri ist nach dem Nazi-Diktator Adolf Hitler benannt. Obwohl seine Bezeichnung auf Widerstand stößt und das Krabbeltierchen sogar deshalb stark gefährdet ist, ist eine Umbenennung allerdings ausgeschlossen.
1937 wurde der nur rund fünf Millimeter große Käfer in slowenischen Höhlen erstmals als neue Art entdeckt. Gefunden hat ihn der österreichische Käfersammler Oskar Scheibel, der ein glühender Anhänger des Deutschen Reichs war. So benannte er den augenlosen, räuberisch lebenden Laufkäfer nach seinem Idol.
Nach der Nazi-Ära mit Millionen von Todesopfern empfinden viele Biologen diesen Namen alles andere als zeitgemäß - auch andere Arten wie der Mussolinifalter (Hypopta mussolinii) und die Blütenpflanzen der Gattung Hibbertia (benannt nach dem britischen Sklavereibefürworter George Hibbert) werden von vielen als problematisch empfunden. Doch ein neuer Name kommt nicht infrage: Das untersagen die international geltenden Regeln der zoologischen Nomenklatur (ICZN).
Gemäß diesem Regelwerk darf jener Forscher, der eine Tierart zuerst entdeckt dieser auch einen wissenschaftlichen Namen gegen. Der erste Teil ist dabei der Gattenname, der zweite Teil den Artennamen. Letzterer kann sich auf eine Eigenschaft oder Herkunft des Tieres beziehen, aber auch die Benennung nach einem Prominenten ist möglich. So wurde die Pferdefliege „Scaptia (Plinthina) beyonceae“, die ein auffälliges goldenes Hinterteil hat, nach der Sängerin Beyoncé Knowles benannt Für den Krebs Cherax wagenknechtae ist die deutsche Politikerin Sahra Wagenknecht Namenspatin.
Chaos und Verwirrung bei Umbenennung befürchtet
Es gab vor Kurzem bereits Überlegungen, die Vorschriften zu ändern - am Ende gab es jedoch eine Absage von der Kommission der ICZN, die die korrekte Einhaltung der wissenschaftlichen Benennung und Klassifikation aller Tierarten überwacht. Die Begründung: Umbenennungen könnten für Chaos und Verwirrung in der wissenschaftlichen Literatur sorgen. Das wollen viele aber nicht akzeptieren: „In welchen anderen Bereichen menschlichen Wirkens wird noch etwas nach Hitler benannt?“, fragte etwa Estrela Figueiredo von der Nelson-Mandela-Universität in Südafrika. „Die Vorschriften müssen sich ändern und angepasst werden, wie im Rest der Gesellschaft“, fordert der Wissenschaftler.
Hitlerkäfer begehrtes Objekt am Schwarzmarkt
Auch für den Hitlerkäfer wäre eine Umbenennung wohl ein Segen. Dieser ist unter Neonazis ein begehrtes Sammelobjekt und erzielt sogar hohe Preise auf dem Schwarzmarkt. Er gilt deswegen sogar schon als bedrohte Tierart. „Es ist ein unschuldiges Insekt“, erklärte die Wissenschaftlerin Mirjana Roksandic gegenüber dem Magazin „Economist“. „Warum beenden wir nicht den illegalen Handel durch eine Namensänderung?“
Nach Trump benannte Motte hat kleine Genitalien
Einer, der sich weniger darüber gefreut haben dürfte, dass ein Insekt nach ihm benannt wurde, ist wohl der US-Ex-Präsident Donald Trump. Die Motte mit der Bezeichnung Neopalpa donaldtrumpi weist durch hellblonde Kopfschuppen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Republikaner auf und soll zudem über kleine Genitalien verfügen.
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