Die Bundesregierung will einen neuen Facharzt für Allgemein- und Familienmedizin einführen. Die Ausbildung dazu soll von derzeit 3,5 Jahren auf fünf Jahre erhöht werden. Einige Bundesländer befürchten jetzt, dass sich der Mangel an Ärztinnen und Ärzten verschärfen könnte.
Darunter sind die Landesregierungen in Vorarlberg, dem Burgenland, Tirol, der Steiermark und in Wien. Sie weisen etwa auf den bereits bestehenden Mangel an Kassenärztinnen und Kassenärzten in der Allgemeinmedizin hin. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich Auszubildende aufgrund der längeren Dauer für eine andere Facharztrichtung entscheiden. Dadurch könne sich der Mangel an Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern weiter verschärfen, hieß es aus Wien. Ähnliche Bedenken hat auch der Dachverband der Sozialversicherungen.
Das Land Steiermark empfiehlt unterdessen, die bestehenden Kassenverträge zu evaluieren, da sich Ärztinnen und Ärzte oft aufgrund der schlechten Bezahlung für ein Sonderfach entscheiden würden. Der Zeitpunkt, zu dem der neue Facharzt eingeführt wird, solle überdacht werden.
Hier sehen Sie einen Tweet der Österreichischen Ärztekammer zum neuen Facharzt.
Beruf wirklich attraktiver?
Die Länder Vorarlberg und Tirol zweifeln wiederum grundsätzlich daran, dass der Beruf durch die neue Ausbildung attraktiver wird - ein Argument, das die Bundesregierung vorbringt. So müssen Auzubildende künftig zwischen zwei und 2,5 Jahren unter anderem in Lehrpraxen absolvieren. Die Finanzierung sei noch ungeklärt. Durch die längere Ausbildungszeit könnten zudem die Ausbildungsplätze in Lehrpraxen knapp werden.
Grundlage für die Neuerungen ist eine Novelle des Ärztegesetzes, deren Begutachtungsfrist kürzlich zu Ende ging. Darin ist geplant, die Ausbildungszeit von derzeit 3,5 Jahren ab 1. Juni 2026 stufenweise bis 1. Juni 2030 auf fünf Jahre zu verlängern. Zu den Aufgaben des neuen Facharztes zählt „die ganzheitliche, kontinuierliche und koordinative medizinische Betreuung des gesamten menschlichen Lebensbereiches.“
Bisherige Ausbildung nicht gerecht?
Zustimmung kommt etwa von der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM), die unter anderem darauf hinweist, dass eine Ausbildungszeit von fünf Jahren üblich sei. Die bisherige Ausbildung werde den Anforderungen der Allgemein- und Familienmedizin nicht gerecht und schrecke junge Ärztinnen und Ärzte von der Übernahme von Praxen ab. Auch die Kärntner Landeskrankenanstalten-Betriebsgesellschaft (KABEG), die Junge Allgemeinmedizin Österreich (JAMÖ) und der Seniorenrat begrüßten den neuen Facharzt grundsätzlich.
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