Trotz neuer Therapien

Diabetes: Späte Diagnose stiehlt Lebensjahre

Gesund Aktuell
07.11.2023 12:39

Es gibt moderne, vielversprechende Therapieoptionen bei Zuckerkrankheit - sie müssen jedoch früh genug angewendet werden! Noch führt das Leiden oft zu einem schmerzhaften Verlust an Lebensjahren. Das Problem: Diabetes wird hierzulande erst um rund sechs Jahre zu spät entdeckt! Eine lange Zeit, in der der Körper geschädigt wird und die Lebenserwartung sinkt.

Neueste Studien belegen: Wer mit 30 Jahren die Diagnose „Diabetes“ erhält, verliert 13 Lebensjahre! Auch wirtschaftlich zeigen sich Auswirkungen, denn die Krankheit stiehlt 2,6 Arbeitsjahre pro Patient. In Österreich betrifft das jeden zehnten Erwachsenen, es leiden nämlich zwischen 700.000 und 900.000 Menschen unter Diabetes Mellitus Typ 2. Tendenz: Stark steigend.

Boomer besonders gefährdet
„In den USA hat schon jeder dritte Amerikaner über 65 Jahren Diabetes. Wenn man davon ausgeht, dass die österreichische Boomer-Generation mit dem geburtenstärksten Jahrgang 1963 im Jahr 2030 dann 67 Jahre alt ist, werden wir wahrscheinlich ähnliche Zahlen sehen“, warnte Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Präsident der ÖDG (Österreichische Diabetesgesellschaft) und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin im Konventhospital Barmherzige Brüder Linz (OÖ), auf einer Pressekonferenz anlässlich des Weltdiabetestags am 14.11. in Wien.

Screening schon ab 35 Jahren
Wichtig ist daher die rasche Entdeckung der Krankheit! Experten empfehlen ein regelmäßiges Screening der Allgemeinbevölkerung - schon ab einem Alter von 35 Jahren! Das geschieht mittels Bestimmung des HbA1c-Werts (Langzeitzucker) oder eines oralen Glukosetoleranztests. Priv.-Doz. Dr. Michael Resl, Erster Sekretär der ÖDG und Oberarzt in der Abteilung für Innere Medizin im Konventhospital Barmherzige Brüder Linz (OÖ), ergänzt: „Zahlreiche Daten belegen klar, dass Screening, frühe Diagnose und zielgerichtete Therapie zum Erhalt der Lebensqualität und zur Verringerung der Sterblichkeit maßgeblich beitragen.“

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Bei allen neuen Erkenntnissen darf nicht vergessen werden, dass der aktive Beitrag der Patienten zum Therapieerfolg entscheidend ist. Ein Bestandteil ist daher immer auch die Umstellung des Lebensstils: mehr Bewegung und gesündere Ernährung.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Präsident der ÖDG

Todesfälle verhindern
Eine hohe Anzahl an frühzeitigen Todesfällen könnte dann vermieden werden, kostet doch „Zucker“ vielmehr Leben als auf den ersten Blick ersichtlich. Prof. Clodi erklärt: „Laut Statistik Austria sterben jährlich über 3300 Personen an Diabetes. Diese Statistik ist jedoch leider unvollständig und viel zu niedrig angesetzt. Von zwei Diabetes-Typ-2-Patienten bekommt einer Herzinsuffizienz und gerade diese Krankheit ist viel zu oft für einen frühen Tod verantwortlich. Die Statistik Austria weist 31.403 Kardiovaskuläre Erkrankungen als Todesursachen auf. Davon können mehr als 18.000 in die Diabetes-Statistik inkludiert werden.“

Der ganze Körper wird geschädigt
Die Stoffwechselerkrankung und bereits die Vorstufe namens „Prädiabetes“ - die oft nicht ernst genug genommen wird - wirken sich negativ auf alle Organe des menschlichen Körpers aus. In besonderem Ausmaß betroffen sind Herz und Nieren. Denn hoher Blutzucker schädigt diese und schwache „Filterorgane“ schädigen dann die Lebenspumpe zusätzlich.

Neueste Therapien wirken
Die Therapie hat sich somit über die Zeit stark gewandelt. In den neuen Leitlinien der ÖDG hat daher - zusätzlich zum Blutzucker - die Behandlung mit Beachtung aller Risikofaktoren (z.B. auch Cholesterin, Blutdruck) an Bedeutung gewonnen. Neuere Medikamente setzen hier an. Aktuell stehen Arzneien zur Verfügung, die nicht nur den Blutzucker senken, sondern gleichzeitig auch günstige Auswirkungen auf Herz und Nieren haben.

Weltweite Engpässe in der Versorgung
Bekanntheit haben in vergangener Zeit vor allem sogenannte GLP-1-Analoga erlangt. Neueste Studien belegen eindrucksvoll, dass diese erwiesenermaßen zu einer höheren Lebenserwartung und besserer Lebensqualität führen. Auch sind sie gegen Adipositas hilfreich. „Derzeit besteht jedoch ein weltweiter Engpass an diesen Medikamenten. In Österreich werden bis zu 45.000 Menschen mit der - eher unglücklich - als ,Abnehmspritze´ bezeichneten Medikation behandelt. Diese sollen auch weiterhin Priorität in der Versorgung haben“, so Prof. Clodi.

Abgesehen davon, dass es Alternativen in der Behandlung gibt, rechnet er damit, dass die Arznei im nächsten Jahr (Quartal 2 bis 4) ausreichend all jenen zur Verfügung steht, für deren Behandlung sie wichtig ist. Um den Erwerb von Fälschungen zu verhindern, sollte sie überdies nur in der Apotheke erworben werden.

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