Nachdem die Wiener Polizei im Juni bekannt gegeben hatte, dass von drei jungen Männern ein Anschlag auf die Regenbogenparade geplant war, gibt es nun erste konkrete Hinweise zu dem Fall: Einer der mutmaßlichen Täter soll in einem Chat einen Angriff auf eine „gay parade“ kommuniziert haben.
Eine islamistische Gruppe soll sich im Juni dieses Jahres das Großevent als Anschlagsziel ausgesucht haben. Bei den Verdächtigen handelt es sich um drei Männer im Alter von 15, 18 und 20 Jahren.
Ermittler dürften heiße Spur haben
Die entscheidenden Beweise für die geplante Attacke stehen allerdings bis heute aus. Alle Verdächtigen waren binnen kürzester Zeit wieder frei. Wie eine gemeinsame Recherche von „Puls 24“, des „Standard“ und der APA ergab, dürften die Ermittler nun aber zeitnah einen wesentlichen Schritt weiterkommen sein. Das deutet jedenfalls ein Dokument des Staatsschutzes aus dem Ermittlungsakt an. Darin wird die zuständige Staatsanwaltschaft St. Pölten ersucht, zwei brisante Rechtshilfeansuchen zu stellen.
Verdächtige in Telegram-Gruppe aktiv
Die drei Tatverdächtigen - ein Brüderpaar aus St. Pölten mit bosnischen und ein Gymnasiast aus Wien mit tschetschenischen Wurzeln - sollen demnach in einer einschlägigen Telegram-Gruppe aktiv gewesen sein. In dieser dürfte sich unter anderem ein amtsbekannter Jihadist aus Osteuropa getummelt haben, der mittlerweile in seinem Heimatland festgenommen wurde. Und die Chatverläufe auf dessen sichergestelltem Mobiltelefon sollen nun den Beweis dafür liefern, dass tatsächlich Terrorpläne rund um die Wiener Regenbogenparade gewälzt worden sein dürften.
Wollte Teilnehmer mit Auto überfahren
In dem Chatverlauf stünde, dass einer der Brüder mit dem ausländischen Jihadisten über einen Anschlag in Wien, konkret bei einer „gay parade“, kommuniziert und in Aussicht gestellt habe, die dortigen Teilnehmer mit einem Auto überfahren und mit Messern attackieren zu wollen.
Der jüngere Bruder soll zudem in der Chatgruppe angekündigt haben, ein Messer und ein AK-47 für seine angeblichen Anschlagspläne zu besorgen. Der Ältere soll ihn dabei zumindest „psychisch unterstützt“ haben.
Echte Radikalisierung bei Jüngerem festgestellt
In einem Bericht der Deradikalisierungsstelle „Derad“ von Mitte Oktober heißt es, die Brüder seien „bemüht, alles richtigzumachen“. Beim jüngeren der beiden konnte „eine echte Radikalisierung im Sinne verfestigter extremistischer Ansichten oder Verhaltensmuster anhand bisheriger Gespräche nicht festgestellt werden.“
Aber auch zu dem zum Zeitpunkt der Wiener Pride-Parade erst 14-Jährigen fanden die Ermittler auf dem Handy einiges, was auf eine Radikalisierung des jungen Mannes hindeutet. So soll er terrorismusförderndes Propaganda-Material erstellt und bearbeitet haben, in einer Chatgruppe Fundraising für Waffenkäufe für den Islamischen Staat der Provinz Khorasan (ISKP) betrieben haben und angegeben haben, sich dem ISKP in Afghanistan anschließen zu wollen, sobald er die Volljährigkeit erreicht habe.
Männer wieder auf freiem Fuß
Erstmals bekannt wurden die vermeintlichen Anschlagspläne am Tag nach der Pride-Parade, als die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) die Öffentlichkeit in einer eilig einberufenen Pressekonferenz darüber informierte, einen Anschlag vereitelt und mehrere Hausdurchsuchungen bei den Verdächtigen durchgeführt zu haben. Auf die drei aufmerksam gemacht wurde die DSN von einem ausländischen Partnerdienst. In den bisher bekannten Chats fanden die Ermittler zwar einiges an Terrorpropaganda, der Konnex zur „Pride“ fehlte jedoch. Gegen die drei jungen Männer wird im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Anschlagsplänen wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation ermittelt. Der 14-Jährige wird zudem der Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat verdächtigt. Alle drei Verdächtigen befinden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß.
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