Erschreckende Vorfälle

NS-Gruß in Schulklasse: Judenfeindlichkeit steigt

Oberösterreich
08.11.2023 09:00

Mit Kreide auf die Tafel geschmierte Hakenkreuze, das Singen von verbotenen Marschliedern oder das Zeigen des NS-Grußes - das alles soll derzeit in Oberösterreichs Klassenzimmern passieren, berichtet die Kinderanwältin des Landes.

Ausgrenzung habe es unter Schülern schon immer gegeben. Aber seit dem Massaker der Hamas in Israel „ist jetzt Antisemitismus dazugekommen“, sagt Christine Winkler-Kirchberger, Leiterin der Kinder- und Jugendanwaltschaft (KiJA) OÖ. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind laufend in den Klassenzimmern unterwegs, heuer schon mit mehr als 600 Workshops zur Mobbing- und Gewaltprävention. Dort würden sie folgenden Eindruck gewinnen: „Es ist auffällig, wie sich momentan der Hass in den Schulen niederschlägt. Nicht überall, aber verstärkt“, sagt Winkler-Kirchberger.

Keine Vorfälle an Bildungsdirektion gemeldet
Am häufigsten komme der Antisemitismus in Mittelschulen, also bei den Zehn- bis 14-Jährigen, vor. Eine Radikalisierung vermutet die Kinderanwältin dadurch aber nicht automatisch: „Aus unserer Sicht ist es derzeit eher provokativ.“

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Unsere Trainer vermitteln, dass alle die gleichen Rechte haben und ermutigen die Kinder, Zivilcourage zu zeigen, wenn Schüler beginnen, mit NS-Symbolen anzugeben.

(Bild: Dostal Harald)

Christine Winkler-Kirchberger, Leiterin der KiJA OÖ

Bei der oberösterreichischen Bildungsdirektion wurden bisher noch keine judenfeindlichen Vorfälle gemeldet. Dennoch reagiert man: „Im November gibt es für Lehrer eine Fortbildung zum Thema Nahost-Konflikt“, heißt es. Und im Internet stehe Infomaterial zur Verfügung.

Die vor dem Linzer Rathaus gehisste Israel-Fahne wurde bereits dreimal von verschiedenen Tätern beschädigt. (Bild: zVg, Krone KREATIV)
Die vor dem Linzer Rathaus gehisste Israel-Fahne wurde bereits dreimal von verschiedenen Tätern beschädigt.

Workshops sollen Schüler aufklären
Auch abseits der Schule kommt es vermehrt zu antisemitischen Vorfällen: Bereits dreimal wurde, wie berichtet, die vor dem Linzer Rathaus gehisste Israel-Fahne beschädigt.

Eine Lösung sieht die KiJA in ihren Schulworkshops: „Unsere Trainer vermitteln, dass alle die gleichen Rechte haben und ermutigen die Kinder, Zivilcourage zu zeigen, wenn Schüler beginnen, mit NS-Symbolen anzugeben“, so Winkler-Kirchberger. Zudem kläre man die Jugendlichen rechtlich auf, denn nicht alle würden wissen, dass ihre Handlungen teilweise sogar strafbar sind.

Lesen Sie auch den Kommentar von „Krone“-Redakteur Philipp Stadler zum Thema:

(Bild: Krone KREATIV, Harald Dostal)

Erinnerungen nicht sterben lassen
Meine Oma hat mir noch davon erzählt, wie sie als Kind im Zweiten Weltkrieg immer dann, wenn die Sirenen aufheulten und Fliegeralarm meldeten, in den Schutzbunker flüchtete. Dieses ständige Weglaufen hat sich in ihre - und dann auch meine - Erinnerung eingebrannt.
Kinder, die heute die Schulbank drücken, haben nur mehr selten Großeltern, die die Gräuel der Nazi-Zeit selbst erlebt haben und von ihren Erlebnissen erzählen können. Auch Zeitzeugen, die Schulen besuchen, werden leider immer weniger.
Verpflichtende Besuche von KZ-Gedenkstätten für alle Schulklassen würden diesem Aussterben von Erinnerungen entgegenwirken. Und damit das Beschmieren von Tafeln mit Hakenkreuzen zumindest öfter verhindern.

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