Der Musiker Gil Ofarim ist in Leipzig wegen Verleumdung angeklagt. Ein angeblich antisemitischer Vorfall in einem Hotel, von dem er vor zwei Jahren auf Instagram berichtete, soll von ihm frei erfunden worden sein. Auslöser der angeblichen Diskriminierung: Seine Halskette mit einem Davidstern-Anhänger. Beim Prozessauftakt bleibt er bei seiner Version.
Auch auf der Anklagebank im Leipziger Landgericht trägt Gil Ofarim den Davidstern-Anhänger um den Hals. Jenes Symbol, das vor zwei Jahren in einem Hotel in der deutschen Stadt Leipzig ursächlich für eine vermeintliche „antisemitische Anspielung“ eines Mitarbeiters war.
„Packen Sie Ihren Stern ein“
So berichtete es jedenfalls der jüdische Künstler in einem viral gegangenen Video auf Instagram. „Packen Sie Ihren Stern ein“, soll ein Hotel-Angestellter damals den Sänger aufgefordert haben, nachdem er ihn schon minutenlang in der Schlange an der Rezeption ignoriert hätte.
Die Staatsanwaltschaft ist der Auffassung, dass die Aussagen, die Gil Ofarim in seinem Video veröffentlicht hat, unzutreffend und aufgrund ihres Inhalts ehrenrührig sind.
Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz
Es kam zu Ermittlungen - mit dem Endergebnis: „Die Staatsanwaltschaft ist der Auffassung, dass die Aussagen, die Gil Ofarim in seinem Video veröffentlicht hat, unzutreffend und aufgrund ihres Inhalts ehrenrührig sind“, so Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz. Er klagte den Deutschen deshalb wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung an. Nach Angaben der Behörde ist beim Einchecken der Davidstern unter dem Hemd des Musikers gar nicht zu erkennen gewesen.
Musiker bleibt vor Gericht bei seiner Version
Ofarims Anwalt weist die Vorwürfe auch beim Prozessauftakt am Dienstag entschlossen zurück: Abgesehen davon, dass „Aussage gegen Aussage“ stünde, wäre es auch möglich, dass es sich um ein Missverständnis oder einen dummen Scherz handle. Sollte aber auch nur ein diskriminierendes Wort an dem Tag im Hotel gefallen sein, sei sein Mandant freizusprechen. Der Musiker selbst lässt über seine Verteidigung ausrichten, er bleibe bei seiner Version. Im schlimmsten Fall drohen ihm fünf Jahre Haft.
Nahost-Konflikt wirkt sich auf die Verhandlung aus
Im Prozess gegen Gil Ofarim, der sich ziehen wird, sind 30 Zeugen geladen. Ein Gutachten über das Überwachungsvideo soll ebenfalls Aufschluss bringen. Im Gericht herrscht Ausnahmezustand. Wegen der aktuellen politischen Lage finden strenge Sicherheitskontrollen statt, der Angeklagte hat Personenschutz. Handys sind nur für Medienvertreter erlaubt.
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