Im Rahmen unserer Serie „Foren-Knigge“ beschäftigen wir uns mit bekannten Online-Phänomenen. Diesmal befassen wir uns mit dem Thema Perspektivenwechsel. Der Begriff stammt aus der Psychologie. Dabei geht es um eine wichtige Fähigkeit, die sich im Laufe der Kindheit und Jugend entwickelt. Diese ist auch bei der Nutzung von Medien von großer Bedeutung, denn sie ermöglicht es uns, die Welt aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten und ein tieferes Verständnis für verschiedene Themen und Standpunkte zu entwickeln.
Andere Standpunkte nachvollziehen
Bis zum Alter von etwa vier Jahren sind wir alle egozentrisch. Das bedeutet, wir können uns nicht vorstellen, dass andere Menschen anders denken oder empfinden als wir selbst. Wir kennen also nur unseren eigenen Standpunkt. Erst mit etwa sieben Jahren können Kinder dann die Perspektiven anderer einnehmen und deren Standpunkt nachvollziehen. Diese Fähigkeit ist für ein Miteinander in unserer Gesellschaft unerlässlich.
Es gibt zwei Arten der Perspektivenübernahme, die ein Fundament für unser Empathievermögen bilden:
Als nicht nur individuelle, sondern auch soziale Fähigkeit ermöglicht uns die Perspektivenübernahme, uns in andere Gruppen, Kulturen oder Gesellschaften hineinzuversetzen. So können wir deren Werte, Normen und Praktiken besser verstehen. In unserer pluralistischen Welt ist dies eine wichtige Errungenschaft, da so der gegenseitige Respekt, die allgemeine Toleranz und die Kooperation mit anderen gefördert wird.
Zusammenspiel von Medien und Perspektivenübernahme
Als Quelle der Perspektivenübernahme bieten die Medien uns Zugang zu Informationen, Meinungen oder Geschichten, die uns helfen, die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Nicht nur im Bereich der Fiktion kommt ihr dabei eine wichtige Rolle zu: Wenn wir uns Filme, Bücher oder Spiele zu Gemüte führen, die uns in imaginäre Welten entführen, hilft sie uns, uns mit Handlungsfiguren zu identifizieren und deren Erlebnisse nachzuempfinden.
Zugleich sind die Medien aber auch Ziel der Perspektivenübernahme. So versuchen wir, Medienbotschaften zu verstehen, zu interpretieren und zu bewerten, indem wir uns in die Position der Medienmacher:innen oder der Medienempfänger:innen versetzen. Als kritischer Mediennutzer oder als kritische Mediennutzerin fragen wir uns, was diese uns sagen und wie sie uns beeinflussen wollen. Aber auch, wie sie ihre Informationen auswählen und darstellen und wie und welche Wirkung sie erzielen wollen. Das bedeutet: Durch die Perspektivenübernahme können wir Informationen aus Medien analysieren, vergleichen und beurteilen. Ein basaler Bestandteil der allgemeinen Medienkompetenz.
Auch auf der Seite von Medienschaffenden ist es notwendig, sich in die Lage der Personen zu versetzen, über die berichtet wird. Das kann nämlich nicht nur dazu beitragen, Ausgewogenheit und Empathie zu gewährleisten. Darüber hinaus können so auch komplexe Themen und Geschichten aus mehreren Blickwinkeln beleuchtet werden, was zu einer umfassenderen und fundierteren Berichterstattung führt.
Problemfelder und Herausforderungen
Die Perspektivenübernahme steht im Kontext verschiedener Herausforderungen:
Perspektivenübernahme als Mittel gegen Filterblasen, Fake News, „Confirmation Bias“ und Co.
Im Feld der medialen Beeinflussung ist die Perspektivenübernahme eng verknüpft mit den oben erwähnten Stichworten. Denn Fakt ist: Medien aller Art konfrontieren uns mit einer Vielzahl von Perspektiven, die oft widersprüchlich, unvollständig oder manipulativ sind. Sie können uns auch überfordern, verwirren oder täuschen, indem sie uns mit falschen, verzerrten oder irrelevanten Informationen versorgen. In schlimmsten Fall können sie uns auch isolieren oder radikalisieren, indem sie uns etwa in Filterblasen oder Echokammern einschließen. Dadurch wird eine richtige Perspektivenübernahme verhindert.
Wenn Menschen beispielsweise häufig Fake News glauben, neigen sie oft dazu, nur noch Informationen zu akzeptieren, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen („Confirmation Bias“). Des Weiteren können Fake News dazu führen, dass Menschen Misstrauen gegenüber anderen entwickeln und sich in ihren Filterblasen isolieren. Beides führt in letzter Konsequenz zu weniger Offenheit für andere Perspektiven: Man verlernt so die Fähigkeit, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen.
Die Perspektivenübernahme hilft uns also bei:
Fazit: So klappt‘s auch in Online-Foren!
Es ist festzuhalten: Die Fähigkeit, die Perspektiven anderer einnehmen und verstehen zu können, ist aus unserer Gesellschaft nicht wegzudenken. Das trifft insbesondere auf Online-Diskussionen zu, bei denen es oft hitzig und emotional wird.
Sie werden sehen, dass das für jedes Gespräch nützlich ist. Ob via Bits und Bytes oder im Offline-Leben
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