Die japanischen Akita-Inu-Hunde gelten vom Wesen her als treu, aufgeschlossen und gelassen. Doch bei falscher Erziehung kann das Gemüt rasch umschlagen, wie die Geschichte von „Cäsar“ zeigt. Im Tierheim Baden ist man nun bemüht, dem Tier eine Chance zu geben.
Um 1 Uhr nachts wurde Susanne Posch unsanft aus dem Schlaf geholt. Bei der Tierpflegerin des Tierheims Baden ging vor einigen Monaten folgender Anruf ein: „Ein entlaufener Hund lässt sich nicht einfangen, hat bereits einen Polizisten schwer gebissen und wir brauchen bitte dringend Ihre Hilfe“, so eine Augenzeugin vor Ort.
Am Einsatzort eingetroffen, hatte das dreiköpfige Rettungs-Team des Tierheims gleich alle Hände voll zu tun, den gereizten Rüden mittels Fangstange zu sichern und dabei nicht auch noch selbst verletzt zu werden.
Einsam und isoliert
Dieser Geschichte ging wohl ein längerer Leidensweg des Tiers voraus. „Cäsar“ wurde von seinem Besitzer isoliert im Garten gehalten, hatte keine Sozialkontakte zu Artgenossen und ließ sich von niemandem anderen als seinem Halter berühren.
Wie der Akita Inu aus dem Garten ausbrechen konnte, kann nicht mehr rekonstruiert werden - der Besitzer verstarb und keiner der Erben wollte sich um das Schicksal des Hundes bemühen.
Riskant und gefährlich
Im Tierheim Baden konnte man ihn nur in einer „Sicherheitsbox“ halten, denn persönlichen Kontakt beim Füttern oder Reinigungsarbeiten ließ der Rüde nicht zu und zeigte jedem, der sich näherte, die gefletschten Zähne. Sämtliche Trainings und Bemühungen blieben erfolglos, an Spazierengehen oder Auslauf war nicht zu denken - zu hohes Risiko.
Letzte Chance
Doch wie lebenswert ist ein Hundeleben in reiner Zwingerhaltung? Die Badener Tierfreunde zerbrachen sich den Kopf, ob und wie man mit dem zweijährigen „Cäsar“ noch arbeiten könne. Über einen Bericht in der „Krone“ stieß man auf den steirischen Verein „Teufels Hunde“, der sich auf Problemfälle dieser Art spezialisiert hat.
Das „Team für schwere Fälle“ rückte aus und nahm den Rüden in professionellen Augenschein. Gemeinsam mit den Pflegern des Tierheims überlegte man, was man für „Cäsar“ tun könnte, und definierte kleine Meilensteine, an denen jeden Tag gearbeitet werden soll.
Für Susanne Posch ist wichtig: „Allem voran möchte ich, dass er sich von uns den Maulkorb problemlos anlegen lässt und wir zu ihm in den Zwinger gehen können, ohne Angst zu haben.“ Für Georg Resch, Obmann des Vereins „Teufels Hunde“, eine gute Zielsetzung: „Maulkorbtraining ist für so einen Hund das Ticket, um Stück für Stück mehr Freiheit zu erlangen.“
Gut Ding braucht Weile
Der Experte nahm sich viel Zeit und zeigte „Cäsars“ Pflegern genau, worauf sie hier achten müssen, damit der Rüde gut abgesichert ist. Eine Woche später gibt es bereits gute Neuigkeiten aus Baden: „Wir haben jeden Tag mit ihm geübt und sind sogar schon dreimal mit ihm an der Leine auf unserer Hundewiese gewesen.“
Was bringt die Zukunft?
Eine Weitervermittlung an ein neues Zuhause ist derzeit nicht in Sicht. Dessen ist sich auch das Tierheim Baden bewusst - man steckt sich kleine Ziele bei „Cäsar“. Ob der Rüde seine Vergangenheit irgendwann ablegen kann und sein wahres Wesen zum Vorschein kommt, wird erst die Zeit zeigen. Bis dahin wird fleißig weiter unter genauer Anleitung der „teuflischen“ Experten trainiert.
Es ist schon mal ein Erfolg, dass Rüde „Cäsar“ nicht aufgegeben wurde und eine Chance bekommt. Jeder Fortschritt bedeutet für ihn einen kleinen Schritt in ein neues Leben, wo er vielleicht sogar unter Artgenossen leben kann.
Tierfreunde müssen zusammenhelfen
Auch das Tierheim in Baden ist von Spenden abhängig und braucht Unterstützung, um sich um Tiere wie „Cäsar“ kümmern zu können. Wer dabei mithelfen will, kann mit Sach-, Futter- oder Geldspenden Gutes tun:
Sparkasse Baden AT38 2020 5010 0005 1647
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.