Polizist gebissen

Auf Krawall gebürstet: „Cäsars“ langer Weg zurück

Tierecke
10.11.2023 12:06

Die japanischen Akita-Inu-Hunde gelten vom Wesen her als treu, aufgeschlossen und gelassen. Doch bei falscher Erziehung kann das Gemüt rasch umschlagen, wie die Geschichte von „Cäsar“ zeigt. Im Tierheim Baden ist man nun bemüht, dem Tier eine Chance zu geben. 

Um 1 Uhr nachts wurde Susanne Posch unsanft aus dem Schlaf geholt. Bei der Tierpflegerin des Tierheims Baden ging vor einigen Monaten folgender Anruf ein: „Ein entlaufener Hund lässt sich nicht einfangen, hat bereits einen Polizisten schwer gebissen und wir brauchen bitte dringend Ihre Hilfe“, so eine Augenzeugin vor Ort.

Am Einsatzort eingetroffen, hatte das dreiköpfige Rettungs-Team des Tierheims gleich alle Hände voll zu tun, den gereizten Rüden mittels Fangstange zu sichern und dabei nicht auch noch selbst verletzt zu werden. 

Einsam und isoliert
Dieser Geschichte ging wohl ein längerer Leidensweg des Tiers voraus. „Cäsar“ wurde von seinem Besitzer isoliert im Garten gehalten, hatte keine Sozialkontakte zu Artgenossen und ließ sich von niemandem anderen als seinem Halter berühren. 

Wie der Akita Inu aus dem Garten ausbrechen konnte, kann nicht mehr rekonstruiert werden - der Besitzer verstarb und keiner der Erben wollte sich um das Schicksal des Hundes bemühen. 

Der Badener Tierpflegerin Susanne Posch (3.v.l.) lag das Schicksal von „Cäsar“ am Herzen, sie rief das Team des Vereins „Teufels Hunde“ zur Hilfe. (Bild: privat)
Der Badener Tierpflegerin Susanne Posch (3.v.l.) lag das Schicksal von „Cäsar“ am Herzen, sie rief das Team des Vereins „Teufels Hunde“ zur Hilfe.
Ihn im Zwinger „versauern“ zu lassen ist für das Tierheim Baden keine Option. (Bild: privat)
Ihn im Zwinger „versauern“ zu lassen ist für das Tierheim Baden keine Option.

Riskant und gefährlich
Im Tierheim Baden konnte man ihn nur in einer „Sicherheitsbox“ halten, denn persönlichen Kontakt beim Füttern oder Reinigungsarbeiten ließ der Rüde nicht zu und zeigte jedem, der sich näherte, die gefletschten Zähne. Sämtliche Trainings und Bemühungen blieben erfolglos, an Spazierengehen oder Auslauf war nicht zu denken - zu hohes Risiko. 

Letzte Chance
Doch wie lebenswert ist ein Hundeleben in reiner Zwingerhaltung? Die Badener Tierfreunde zerbrachen sich den Kopf, ob und wie man mit dem zweijährigen „Cäsar“ noch arbeiten könne. Über einen Bericht in der „Krone“ stieß man auf den steirischen Verein „Teufels Hunde“, der sich auf Problemfälle dieser Art spezialisiert hat.  

Das „Team für schwere Fälle“ rückte aus und nahm den Rüden in professionellen Augenschein. Gemeinsam mit den Pflegern des Tierheims überlegte man, was man für „Cäsar“ tun könnte, und definierte kleine Meilensteine, an denen jeden Tag gearbeitet werden soll. 

Experte Georg Resch sichert den Rüden mit Maulkorb ab, das ist die Eintrittskarte des Hundes für etwas mehr Freiheit. (Bild: privat)
Experte Georg Resch sichert den Rüden mit Maulkorb ab, das ist die Eintrittskarte des Hundes für etwas mehr Freiheit.
(Bild: privat)

Für Susanne Posch ist wichtig: „Allem voran möchte ich, dass er sich von uns den Maulkorb problemlos anlegen lässt und wir zu ihm in den Zwinger gehen können, ohne Angst zu haben.“ Für Georg Resch, Obmann des Vereins „Teufels Hunde“, eine gute Zielsetzung: „Maulkorbtraining ist für so einen Hund das Ticket, um Stück für Stück mehr Freiheit zu erlangen.“

Gut Ding braucht Weile 
Der Experte nahm sich viel Zeit und zeigte „Cäsars“ Pflegern genau, worauf sie hier achten müssen, damit der Rüde gut abgesichert ist. Eine Woche später gibt es bereits gute Neuigkeiten aus Baden: „Wir haben jeden Tag mit ihm geübt und sind sogar schon dreimal mit ihm an der Leine auf unserer Hundewiese gewesen.“

Der Verein „Teufels Hunde“

  • Der Verein beherbergt etwa zehn Hunde, die ursprünglich als Sicherheitsrisiko eingestuft wurden
  • Die Tiere führen dort ein artgerechtes Leben, haben soziale Kontakte und werden professionell trainiert
  • Die „Teufels Hunde“ sind auf Spenden angewiesen, um Futter, Tierarztkosten und Erhaltung der Anlage zu stemmen
  • Hier kann man den Verein unterstützen

Was bringt die Zukunft?
Eine Weitervermittlung an ein neues Zuhause ist derzeit nicht in Sicht. Dessen ist sich auch das Tierheim Baden bewusst - man steckt sich kleine Ziele bei „Cäsar“. Ob der Rüde seine Vergangenheit irgendwann ablegen kann und sein wahres Wesen zum Vorschein kommt, wird erst die Zeit zeigen. Bis dahin wird fleißig weiter unter genauer Anleitung der „teuflischen“ Experten trainiert. 

Nach vielen Wochen im Zwinger endlich wieder Auslauf für „Cäsar“  (Bild: privat)
Nach vielen Wochen im Zwinger endlich wieder Auslauf für „Cäsar“ 

Es ist schon mal ein Erfolg, dass Rüde „Cäsar“ nicht aufgegeben wurde und eine Chance bekommt. Jeder Fortschritt bedeutet für ihn einen kleinen Schritt in ein neues Leben, wo er vielleicht sogar unter Artgenossen leben kann. 

Tierfreunde müssen zusammenhelfen
Auch das Tierheim in Baden ist von Spenden abhängig und braucht Unterstützung, um sich um Tiere wie „Cäsar“ kümmern zu können. Wer dabei mithelfen will, kann mit Sach-, Futter- oder Geldspenden Gutes tun: 
Sparkasse Baden AT38 2020 5010 0005 1647 

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