Ein 34-Jähriger schummelte sich mit einer gefälschten Promotionsurkunde als „Arzt“ ins LKH Knittelfeld. Gegen den vorbestraften Mann wird wegen schweren Betrugs ermittelt. 6 Fragen zum schwarzen Schaf im weißen Kittel.
1) Was ist im konkreten Fall am LKH Knittelfeld passiert?
Anfang Juni 2023 war ein 34-jähriger Mann für eine gute Woche in der Internen Abteilung des obersteirischen Spitals als Arzt tätig - obwohl er gar kein ausgebildeter Mediziner ist. Das bestätigte der ärztliche Leiter des LKH Murtal, Michael Jagoditsch, in einem entsprechenden Bericht der „Kleinen Zeitung“.
2) Wie ist so etwas überhaupt möglich?
Der vermeintliche Mediziner hatte offenbar die Promotionsurkunde einer österreichischen medizinischen Universität gefälscht - und das scheinbar sehr professionell. Denn das Zeugnis wurde von der Ärztekammer überprüft, und der Mann kam auf eine sogenannte Ärzteliste. Schließlich wurde er dem LKH Knittelfeld zur Basisausbildung zugewiesen.
3) Wie ist man dem Betrüger auf die Schliche gekommen?
Aufgeflogen ist der Möchtegern-Doktor durch einen Zufall. Ein leitender Arzt kam mit dem Vertreter einer obersteirischen Freiwilligenorganisation, wo der 34-Jährige tätig ist, ins Gespräch. Dass er über ein Medizinstudium verfüge, sei dort niemandem bekannt gewesen.
4) Was weiß man über den Mann und hat er Patienten Schaden zugefügt?
Gegenüber der „Kleinen Zeitung“ betonte Primar Jagoditsch, dass mit Sicherheit kein Schaden an Patienten entstanden sei. Der „Arzt“ habe zu Beginn seiner Basisausbildung keine eigenverantwortlichen Tätigkeiten übernommen. Der 34-Jährige kommt ursprünglich aus einem anderen Bundesland und lebt in der Obersteiermark. Er dürfte einen beruflichen Hintergrund in der Pflege haben und ist offenbar schon wegen Betrugs vorbestraft - auch seinen Strafregisterauszug dürfte er gefälscht haben.
5) Welche Konsequenzen hat sein Handeln?
Sowohl die Kages als auch die Ärztekammer erstatteten Anzeige. Bei der Staatsanwaltschaft Leoben läuft ein Verfahren, u.a. wegen schweren Betrugs. Es gibt noch keine Anklage.
6) Gab es in jüngerer Vergangenheit ähnliche Fälle?
Der letzte große Fall von Kurpfuscherei landete Anfang des Jahres vor Gericht: Ein 61-jähriger falscher Arzt hatte in seiner „Ordination“ in der Südsteiermark über 120 Patienten behandelt. Der steirische „Dr. Münchhausen“ wurde zu 18 Monaten Haft, sechs unbedingt, verurteilt.
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