Konstanz ist die größte Stadt am Bodensee. Malerische Gassen und kunstvolle Bauten locken jährlich unzählige Besucher. „Krone“-Autorin Rubina Bergauer hat sich die „Perle des Bodensees“ etwas genauer angesehen.
Imperia ist eine Dame, die Blicke auf sich zieht - nicht nur wegen ihres freizügigen Outfits. Mit einer Größe von neun Metern und einem Gewicht von wohlproportionierten 18 Tonnen ist sie nicht zu übersehen, wenn sie sich am Hafen von Konstanz im Vier- Minuten-Takt um die eigene Achse dreht.
Die 1993 von Peter Link kreierte Statue aus Beton soll satirisch an das Konzil von Konstanz (1414 bis 1418) erinnern: Imperia ist eine Kurtisane, die auf ihren erhobenen Händen zwei nackte, zwergenhafte Männlein balanciert. Die Gestalt in ihrer rechten Hand trägt eine Krone auf dem Haupt, jene in ihrer Linken eine päpstliche Tiara. Die Konstellation ist ein gesellschaftskritischer Hinweis auf die angebliche Mätressenherrschaft, die der römischen Amtskirche von Kritikern immer wieder vorgeworfen wurde.
Typ: Stadtrundgang Startpunkt: Hafen oder Kaiserbrunnen
Tipp: Es lohnt sich, vorab die für einen persönlich interessantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt zu recherchieren und danach die Route zu planen (z. B.: www.konstanz-info.com). Über die Touristen-Information am Bahnhof Konstanz können alternativ auch Stadtführungen gebucht werden.
Einkehrmöglichkeiten: sind in der Altstadt zahlreich und für jeden Gusto vorhanden - von gut bürgerlich über mediterran bis zu vegan.
Anreise: Mit dem Zug ab Bregenz sind es knapp zwei Stunden nach Konstanz, mit dem Auto ist man über die „Route 13“ rund eineinhalb Stunden unterwegs - im Sommer kann man ab Bregenz Hafen natürlich auch per Schiff nach Konstanz fahren.
Bildhauer Peter Link
Gleichzeitig wird das Patriarchat aufs Korn genommen - die führenden Männer werden von ihrer Libido beherrscht, die Kurtisane erscheint als die eigentlich mächtigste Figur. Der Bildhauer entnahm seine Inspiration für Imperia aus der Literatur. In der frivolen Erzählung „La belle Imperia“ von Honoré de Balzac geht es um genau jene Kurtisane, die sich während des Konzils in der Hafenstadt am Bodensee aufgehalten haben soll. Laut Balzac war sie die Geliebte von Kardinälen, Fürsten, Markgrafen sowie anderen Würdenträgern und die heimliche Herrscherin des Konzils.
Imperia ist dabei keinesfalls eine reine schriftstellerische Erfindung, sondern wird mit einer historischen Person in Verbindung gebracht. Zudem ist es Fakt, dass während des Konzils zahlreiche Prostituierte in Konstanz ihre Dienste anboten. Die Idee zu einer übergroßen weiblichen Statue am Ufer des Bodensees wurde übrigens von der Freiheitsstatue von New York angestoßen - und so verabschiedet Imperia heute Schiffe und Reisende, die im Hafen ankommen oder diesen verlassen. Im Sockel der Statue befindet sich zudem eine Pegelmessstation, die Auskunft über den Wasserstand des Sees gibt.
Konstanz ist das ganze Jahr über einen Besuch wert
Das Konzilgebäude, in dem 1417 das Konklave zur Wahl von Papst Martin V. stattfand, steht noch immer am Hafen und ist heute ein Restaurant sowie Veranstaltungszentrum und Hauptspielstätte der „Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz“. Erwähnenswert in unmittelbarer Nähe zum Gebäude ist auch die alte Uhr, deren Glockenspiel zur vollen Stunde erklingt.
Konstanz ist die größte Stadt am Bodensee und auf jeden Fall einen Ausflug wert. Besonders in der Altstadt gibt es historisch und kulturell viel zu entdecken - die malerischen Gassen mit ihren zahlreichen kleinen Geschäften, Restaurants und Cafés laden zum Bummeln ein. Auf der Marktstätte, nur wenige Gehminuten vom Hafen entfernt, steht der Kaiserbrunnen, dessen Skulpturen an Fabelwesen aus einem Märchen erinnern: wasserspeiende „Seehasen“, ein dreiköpfiger Pfau mit Papstkronen sowie ein bronzenes Streitross und andere Gestalten „tummeln“ sich dort.
Auffallend und skurril ist auch der Brunnen auf der Konstanzer Laube, ebenfalls gestaltet von Peter Lenk, dem mit Sicherheit bekanntesten zeitgenössischen Bildhauer des gesamten Bodenseeraums: Er karikiert auf dem Brunnen über 30 bekannte und unbekannte Personen und setzt sich satirisch mit dem Freizeitverhalten unserer Gesellschaft auseinander.
Ein historisches Superlativ jagt das andere
Wer von dort durch die Katzgasse wandert, kommt am ehemaligen Haus der Patrizierzunft „zur Katz“ vorbei. Das Gebäude wurde 1424 im rustikalen Buckelquaderstil errichtet und gilt als ältester Renaissance-Bau nördlich der Alpen. Die Katzgasse führt einen schließlich bis zum Konstanzer Münster. Mit der Errichtung der Bischofskirche wurde vermutlich kurz nach der Gründung des Bistums Konstanz im Jahr 590 begonnen. Der romanische Bauteil entstand um 1054 und wurde vom 14. bis zum 16. Jahrhundert mit Türmen und gotischen Seitenkapellen versehen.
Große Teile der heutigen Ausstattung stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Bemerkenswert sind die beiden Türflügel des Westportals, welche je zehn kunstvoll aus Nussbaumholz geschnitzte Szenen aus dem Leben Jesu zeigen, die von unten nach oben und jeweils von links nach rechts zu „lesen“ sind. Die Türflügel gehören zu den wenigen erhalten gebliebenen Beispielen figürlich geschmückter Türen aus spätgotischer Zeit.
Das Konstanzer Konzil (1414 - 1418) wurde vom römisch-deutschen Kaiser Sigismund I. einberufen. Sein Ziel war es, die Einheit der Christen zu erreichen. Geistliche wie weltliche Machthaber kamen dafür aus der gesamten christlichen Welt nach Konstanz. Mit einer Dauer von vier Jahren war es das längste Konzil der Geschichte - in dieser Zeit wurden u. a. drei Päpste abgesetzt und der Reformator Jan Hus als Ketzer verbrannt.
Dies ist nur ein kleiner Auszug jener Sehenswürdigkeiten, die sich in Konstanz, der „Perle des Bodensees“ entdecken lassen.
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