„Krone“-Reporter Robert Fröwein flaniert durch die Stadt und spricht mit den Menschen in Wien über ihre Erlebnisse, ihre Gedanken, ihre Sorgen, ihre Ängste. Alltägliche Geschichten direkt aus dem Herzen Wiens.
Zum Thema GIS hat so ziemlich jeder seine eigene Geschichte. Meine ist nicht unbedingt rühmlich. Wie viele andere auch habe ich mich nach meinem Umzug nach Wien so gut wie möglich vor der öffentlich-rechtlichen Gebührenabgabe gedrückt. Dass mein Fernseher in der Realität so gut wie nie lief und das Radio maximal morgens zum Kaffeemachen eingeschaltet wurde, war schon damals egal. Sind die Geräte jedoch erst einmal im Haus, hat man die GIS auch zu bezahlen. Wie oft man das Programm nützt, ist einerlei. Frei nach dem bekannten und erprobten Prinzip „wenn der GIS-Mann läutet, einfach nicht die Türe aufmachen“ kam ich jahrelang schadlos davon, bis mich das Karma einholte.
Eines Tages kontrollierte die Polizei in meinem Gebäude wegen eines vermuteten Einbruchs. Es läutete, ich öffnete pflichtbewusst die Tür und wer stand davor? Natürlich nicht der Polizist. Meine Schlagfertigkeit gegenüber dem GIS-Bediensteten reichte nach dem Schreckensmoment nicht aus, das Netz zog sich zu und ich wurde unfreiwillig zum braven Zahler - immerhin nur die Radiogebühr. Derlei Tricks sind mit Stichtag 1. Jänner 2024 endgültig obsolet. Mit dem von der Regierung beschlossenen neuen ORF-Gesetz und dem Schließen der sogenannten „Streaming-Lücke“ hebt die ORF Beitrags-Service-GmbH ab dem neuen Jahr bei ausnahmslos jedem die Gebühren an.
Man ist nicht mehr an den Besitz des Fernsehers oder Radios gekoppelt, den monatlichen Obolus von 15,30 Euro (exklusive Landesabgabe) bezahlt man aufgrund des Hauptwohnsitzes. Pro Hauptwohnsitz ist eine Meldung notwendig, man kann den Betrag für das ganze Jahr oder aufgeteilt gestaffelt bezahlen - dem GIS-Mitarbeiter nonchalant die Tür vor der Nase zuzuknallen oder ihn still im Wohnzimmereck kauernd zu ignorieren, ist fortan nicht mehr möglich. Der Volksmund zürnt, denn wenig ist hierzulande so emotional aufgeladen, wie die „Zwangsgebühr“ für den ORF. Bevormundung und Vorschreibungen, das mag der Österreicher nicht. „Es ist eine absolute Frechheit, dass man uns gerade jetzt hier auch noch das Geld aus der Tasche zieht, wo eh schon alles teurer wird und man sich finanziell nach der Decke strecken muss“, war eine der Rückmeldungen, die ich durch kurze Gespräche zum Thema Haushaltsabgabe, wie die GIS-Gebühr ab 1. 1. heißt, bekam.
Die andere, besonders häufig geäußerte Replik betrifft die mangelnde Qualität des Öffentlich-Rechtlichen. „Wenn ich ORF 1 einschalte und mir den ganzen Tag irgendwelche ausgelutschten Comedy-Serien entgegenkommen, werde ich schon grantig“. Zugegeben - die Wut des Volkes ziehen auch andere Teilbereiche des Unternehmens auf sich. Ö3 spiele „immer den gleichen Mist“, FM4 hätte seine alternative musikalische Identität verloren und „warum übertragen sie die ganzen Ski- und Formel-1-Rennen nicht auf ORF Sport+? Wofür haben wir denn einen Sportsender, wenn ich am Wochenende damit auf dem Einser belagert werde?“ In Wien wurde unter der Schirmherrschaft der NEOS zumindest die geplante Landesabgabe abgeschafft, durch die man sich nun knapp 70 Euro im Jahr erspart. Ein Tropfen auf dem heißen Wutstein - aber besser als nichts.
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