Im Falle des erneut auf Eis gelegten Neubaus der Innsbrucker Hochschule Management Center Innsbruck (MCI) und einer kolportierten Kostensteigerung auf 240 Millionen Euro haben sich die Tiroler Oppositionsparteien am Donnerstag geschlossen „fassungslos“ gezeigt. In einer Pressekonferenz forderten FPÖ, Liste Fritz, Grüne und NEOS die schwarz-rote Landesregierung zur Vorlage der Verträge auf.
Auch müsse die Verantwortung für das „Millionen-Debakel“ geklärt werden, hieß es. „Wie viele Versuche braucht es in Tirol, um eine Hochschule zu bauen?“, fragte LA Evelyn Achhorner (FPÖ). Der vom damaligen Landesrat Johannes Tratter (ÖVP) im Jahr 2018 verhängte Baustopp sei „willkürlich“ erfolgt und habe reihenweise Probleme nach sich gezogen. Durch die Verzögerung seien auch Millionen an Steuergeld „in den Wind geschossen worden“. Die Landesregierung sei als Bauherr jedenfalls „unfähig“, resümierte die Architektin.
Die großspurigen Ankündigungen von Georg Dornauer waren heiße Luft.
Klubobmann Markus Sint (Liste Fritz)
Bild: Erich Spiess
„Lack des selbst ernannten Machers ist ab“
Vor allem die ÖVP-Landesräte hätten das Bauprojekt „verbockt und verzockt“, attestierte auch Klubobmann Markus Sint (Liste Fritz). „Die großspurigen Ankündigungen von Georg Dornauer waren heiße Luft“, kritisierte er den zuständigen SPÖ-Landeshauptmannstellvertreter: „Der Lack des selbst ernannten Machers ist ab.“ Sint erinnerte daran, dass Dornauer noch im Februar des heurigen Jahres im Landtag versprochen habe, dass kalkulierte 135 Millionen Euro an Baukosten halten würden. Nunmehr war bereits von bis zu 240 Millionen Euro die Rede.
Grüne sprechen von einem „Debakel“
Von einem „Debakel“ für alle Seiten sprach Klubobmann Gebi Mair (Grüne). Über die Inhalte des Vertrages mit dem Totalunternehmer sei man bislang „im Dunkeln gelassen“ worden. Nun drohe sich der „Fehler“ des damaligen Baustopps zu wiederholen. „Das Projekt in den Winterschlaf zu schicken macht es nicht billiger“, betonte Mair, angesichts steigender Kosten sei das zudem „unverantwortlich“. Es müsse nun eine „dritte, bessere Lösung“ her. Aus seiner Sicht sei es prinzipiell jedoch richtig, das Projekt zu realisieren, so Mair.
Wir wollen bauen, es braucht dieses MCI.
Neos-Klubobmann Dominik Oberhofer
Bild: Birbaumer Christof
Ein klares Bekenntnis zum Bauvorhaben gab auch Neos-Klubobmann Dominik Oberhofer ab: „Wir wollen bauen, es braucht dieses MCI.“ Er erinnerte jedoch daran, dass seine Partei 2018 nach einer Kostenschätzung auf die Freigabe von 135 Millionen Euro gedrängt habe, um das Projekt zu realisieren. Der damalige Landesrat Tratter habe das als „unverantwortlich“ abgewiesen. Nun gebe man eine „Lachnummer“ ab. Man sei aktuell offenbar mit einer Baukostensteigerung von „100 Millionen Euro konfrontiert“, hier stelle sich „einzig und alleine die Frage der Verantwortung“, so Oberhofer.
Dringliche Anfrage bei nächster Landtagssitzung
Wie man auf die nun kolportierten Kosten von 240 Millionen Euro komme, sei nicht nachvollziehbar, so die Parteienvertreter unisono. „Was ist in den letzten Monaten passiert?“, fragte Achhorner. Die Oppositionsparteien erinnerten auch daran, dass mit der Beauftragung eines Totalunternehmers das Risiko eigentlich auf diesen übergehen sollte. Auch deshalb wolle man sehen, was genau in den Verträgen festgehalten worden war.
Für die Landtagssitzung kommende Woche kündigte man dahingehend eine gemeinsame Dringliche Anfrage an. Darin wollen die Oppositionsparteien unter anderem wissen, wie die „Kostenexplosion“ zustande komme, was das geplante „auf Eis legen“ genau bedeute und welche Kosten entstehen würden, sollte das Land Tirol den Vertrag mit dem Totalunternehmer Porr/Ortner aufkündigen.
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