An allen Ecken und Enden fehlt der Signa-Gruppe das Geld, in mehreren der weit über 1000 Firmen weltweit beraten sich bereits Geschäftsführer mit Anwälten und Insolvenzrechtsexperten. Finanzjongleur René Benko ist am Mittwoch als Beirats-Chef zurückgetreten. Er bekleidete bei Signa seit zehn Jahren - seit einer strafrechtlichen Verurteilung wegen versuchter verbotener Intervention - keine Funktion als Geschäftsführer oder Vorstand. Offiziell. Inoffiziell war allen klar: Ohne ihn ging kein großer Deal.
Seit Bekanntwerden der massiven Finanzprobleme stellen sich Wirtschaftsmedien in ganz Europa die Frage: Wie funktioniert dieses undurchsichtige Signa-Dickicht aus über 1000 Firmen eigentlich? Wie sehen die Geldflüsse innerhalb des Konstrukts aus? Welche wechselseitigen Haftungen und Garantien bestehen? Vor allem aber: Warum legte die Signa-Holding, gleichsam die Dachgesellschaft der Signa-Gruppe, nie eine konsolidierte Bilanz, obwohl Jahr für Jahr mit Milliarden jongliert wird?
Zur Verdeutlichung: In der wichtigen Signa-Holding sind neben den Benko-Stiftungen prominente Unternehmer wie etwa Ex-Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner oder Lindt&Sprüngli-Präsident Ernst Tanner investiert.
Systematische Planung
Die Antwort auf diese Frage findet sich in einem Geheimpapier von Benkos Steuerberatungskanzlei, über das „News“ berichtet. Dieses 13-seitige Dokument liegt auch krone.at vor - und zeigt, wie Benko systematisch planen ließ, den Blick der Öffentlichkeit in die Signa-Karten möglichst zu erschweren.
Gemeinsam mit der Steuerberatungskanzlei TPA wurde im November 2018 hoher Aufwand betrieben, um eine konsolidierte Bilanzierungspflicht - also das Vorlegen eines nachvollziehbaren Gruppenbildes - unter allen Umständen zu vermeiden.
Das Geheimpapier ist sehr technisch formuliert. Doch einige Kernsätze verstehen selbst Laien, die im Umgang mit Bilanzen weniger geübt sind.
Es sollte also vermieden werden, dass Benkos wichtige Signa-Holding Jahr für Jahr einen Konzernabschluss samt Lagebericht darlegt, wie es sich für Milliardenkonzerne eigentlich gehört. Nur zum besseren Verständnis: Ein Unternehmen wie Red Bull beispielsweise legt seit jeher einen Konzernabschluss vor, der alle Aktivitäten des weltweit in mehr als 170 Ländern tätigen Getränkeherstellers miteinbezieht.
Von Red Bull erfährt die interessierte Öffentlichkeit neben allen Finanzkennzahlen, wie produktiv der Konzern mit seinen 16.000 Mitarbeitern war. Und wie hoch die Steuerleistung an die Republik Österreich - zuletzt mehr als eine halbe Milliarde Euro - ausgefallen ist.
Große Verwunderung
Bei Benkos Signa wundern sich nun sogar die Co-Investoren in der Holding, wie dramatisch sich die Lage zugespitzt hat. „Wie schlimm es ist, weiß man noch nicht“, sagte Hans Peter Haselsteiner vor Benkos Abtritt als Beirat der „TT“.
Das verwundert. Der ehemalige Konzernlenker Haselsteiner hätte René Benko in all den Jahren fragen können, warum es in der Signa Holding keinen Konzernabschluss gibt. Jetzt muss Haselsteiner um seine investierten Millionen bangen.
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